Atom­strom­tras­se? Nein Danke!

Wir berich­te­ten am 13.Juni 2014 über eine Aus­sa­ge von Chris­ti­ne Hader­tau­er (CSU) wonach die Tras­se unter bestimm­ten Gesichts­punk­ten die Zustim­mung der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung fin­det (zum Bericht). Nun gibt es dies­be­züg­lich wei­te­re Neu­ig­kei­ten. Die Tat­sa­che, dass Wind­strom trans­por­tiert wer­den soll, scheint nur eine fau­le Aus­re­de zu sein.

Es wird schon lan­ge spe­ku­liert, dass über die Strom­pas­sa­ge Süd-Ost nicht “teu­rer” Off­shore- Wind­strom in die Tras­se ein­ge­speist wer­den soll, son­dern Braun­koh­lestrom. Eini­ge spre­chen sogar von Atom­strom aus Osteuropa. 

  • Was ist da Sache?

Der rus­si­sche Ener­gie­ver­sor­ger Inter RAO UES plant zusam­men mit dem Netz­be­trei­ber 50 Hertz ein Pro­jekt mit dem Namen „Inter­con­nec­tion Kali­nin­grad Regi­on Power Sys­tem – Ger­man Power Sys­tem“. Das Pro­jekt ist bei der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on bis 2013 unter „Trans­eu­ro­päi­sche Ener­gie­infra­struk­tur­leit­li­ni­en“ zu fin­den.  Strom­ka­bel sol­len zum größ­ten Teil unter Was­ser bis an die Ost­see nach Deutsch­land führen.

  • Was heißt das denn?

In einer sog. “Klei­nen Anfra­ge” von Mit­glie­dern der Par­tei Die Lin­ke an den Bun­des­tag (Druck­sa­che 17/11502 – Hier kli­cken zum Öff­nen) vom 19.11.2012 nimmt der Bun­des­tag zu die­ser Anfra­ge Stel­lung, in der es um geplan­te Atom­kraft­wer­ke in Russ­land geht. Hier ein Auszug:

Fra­ge 1. Gab es Gesprä­che zwi­schen der Bun­des­re­gie­rung und der rus­si­schen Regie­rung oder rus­si­schen Unter­neh­men (u. a. Rosatom, Rosenerg­oatom oder Inter Rao) über einen mög­li­chen Import von Strom, vor allem aus den neu­en Atom­kraft­wer­ken in der Regi­on Kali­nin­grad (Bal­tiys­kiy Nuclear Power Plant)? Wenn ja, wann, mit wem, mit wel­chem Inhalt, und mit wel­chen Ergebnissen?

Ant­wort: Wäh­rend der deutsch-rus­si­schen Regie­rungs­kon­sul­ta­tio­nen am 19. Juli 2011 in Han­no­ver hat die dama­li­ge Minis­te­rin für wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on, Elwira Nabiu­l­li­na, das The­ma Export von Strom aus Kali­nin­grad gegen­über dem Bun­des­mi­nis­ter für Wirt­schaft und Tech­no­lo­gie, Dr. Phil­ipp Rös­ler, ange­spro­chen. Es wur­de eine Prü­fung auf Arbeits­ebe­ne zuge­sagt. Am Ran­de der 31. Sit­zung der SAG am 26. Okto­ber 2011 wur­de das The­ma vom rus­si­schen Co-Vor­sit­zen­den Slep­nov gegen­über dem ehe­ma­li­gen Staats­se­kre­tär Jochen Homann ange­spro­chen. Dabei wur­de auf die begon­ne­nen Gesprä­che zwi­schen den Strom­un­ter­neh­men Inter RAO UES und Netz­be­trei­ber 50 Hertz verwiesen.

Fra­ge 2. Wel­che Plä­ne oder Über­le­gun­gen zum Strom­im­port aus Russ­land in die Euro­päi­sche Uni­on (EU) sind der Bun­des­re­gie­rung bekannt, und wer ist dar­an beteiligt?

Ant­wort: Der Bun­des­re­gie­rung sind die Über­le­gun­gen des rus­si­schen Strom­un­ter­neh­mens Inter RAO UES zu Lie­fe­run­gen aus dem geplan­ten Kern­kraft­werk Bal­tis­ka­ya nach Deutsch­land bekannt. Inter RAO UES hat sich mit dem Vor­ha­ben „Inter­con­nec­tion Kali­nin­grad Regi­on Power Sys­tem – Ger­man Power Sys­tem“ um den Sta­tus „Vor­ha­ben von gemein­sa­men Inter­es­se“ bewor­ben. Ent­spre­chend den Rege­lun­gen des Ver­ord­nungs­vor­schla­ges „Trans­eu­ro­päi­sche Ener­gie­infra­struk­tur­leit­li­ni­en“ der Euro­päi­schen Kom­mis­si­on schlie­ßen sich nun Aus­wahl­ver­fah­ren auf euro­päi­scher Ebe­ne an. Wei­te­re Plä­ne kennt die Bun­des­re­gie­rung nicht. Russ­land lie­fert bereits jetzt Strom in die EU-Län­der Litau­en und Finnland.

Anmer­kung: Jochen Hoh­mann ist seit 1. März 2012 Chef der Bun­des­netz­agen­tur. Er sag­te in einem Inter­view mit “Der Zeit”: Es han­delt sich um nor­ma­le Strom­lei­tun­gen, die sich optisch nicht wesent­lich von den bis­he­ri­gen Höchst­span­nungs­lei­tun­gen unter­schei­den. (www.zeit.de/wirtschaft/2014–04/homann-bundesnetzagentur-energiewende). Ich lache Herrn Hoh­mann hier­mit laut­stark ins Gesicht!

Das heißt also, die Bun­des­re­gie­rung weiß von geplan­ten Atom­kraft­wer­ken in Russ­land und auch das Russ­land aktiv Strom­ex­port betrei­ben will ist bekannt.

  • Russ­land ist doch weit weg!

Das oben erwähn­te Pro­jekt “Inter­con­nec­tion Kali­nin­grad Regi­on Power Sys­tem – Ger­man Power Sys­tem” ist als Unter­see-Strom­tras­se geplant und soll ent­lang der Nord-Stream Pipe­line ver­legt wer­den. Die­se Unter­was­ser­tras­se ver­läuft von Russ­land bis an die deut­sche Ost­see­küs­te. Wie es der Zufall so will, endet die Strom­pas­sa­ge Süd-Ost eben­falls an der Ost­see (Ent­wurf des Netz­ent­wick­lungs­plan 2014). 

  • Kali­nin­grad wird doch gar nicht gebaut

Putin hat die Plä­ne für den Bau des AKW in Kali­nin­grad gestoppt, ABER eine offi­zi­el­le Bestä­ti­gung steht noch aus.  Nach Anga­ben von Wiki­pe­dia ist geplant mit die­sem AKW Strom auch nach Deutsch­land zu expor­tie­ren (Arti­kel auf Wiki­pe­dia). Soll­ten Inves­to­ren für das AKW gefun­den wer­den könn­te der Bau ohne wei­te­res weitergehen. 

Fazit

  • Ein offi­zi­ell noch im Bau befind­li­ches AKW in Russland
  • Eine Strom­an­bin­dung von Russ­land bis an die deut­sche Ostsee
  • Eine Gleich­strom­pas­sa­ge von der Ost­see bis nach Bayern

Mein Sze­na­rio­rah­men 2014 ist, dass ein offi­zi­ell noch im Bau befind­li­ches AKW Strom über eine geplan­te Ost­see­lei­tung in die Strom­pas­sa­ge Süd-Ost ein­speist und Atom­strom bis Bay­ern trans­por­tiert. Bis auf eine Ent­fer­nung von 50 Kilo­me­ter Luft­li­nie ist dann eine Ver­bin­dung von Russ­land bis nach Ita­li­en geschaf­fen. Dar­über berich­te­ten wir hier: Strom­tras­sen von der Ost­see bis nach Ita­li­en. Für den euro­päi­schen Strom­han­del nahe­zu ide­al. Das lukra­ti­ve Geschäft mit dem Strom hat eine glän­zen­de Zukunft zumin­dest für die, die damit Han­deln werden. 

2 Gedanken zu „Atom­strom­tras­se? Nein Danke!“

  1. Die poli­ti­schen Dimen­sio­nen die­ser 4‑Gigawatt Strom­tras­se Süd Ost wer­den immer gigan­ti­scher über­tref­fen die Aus­ma­ße der Strom­mas­ten um ein Viel­fa­ches. Die Bedeu­tung als Strom­han­dels­ob­jekt wird immer wahr­schein­li­cher. Es scheint, dass die wah­ren Absich­ten, die hin­ter dem ursprüng­lich vor­ge­schütz­ten ver­lust­ar­men Trans­port von Öko-Strom immer kla­rer hervortreten:
    Strom­han­del in ganz Euro­pa zur wei­te­ren Gewinn­ma­xi­mie­rung der Kon­zer­ne, der Bür­ger wird für dumm ver­kauft und darf die gan­ze Sache als End­kun­de zah­len und wir hän­gen dem Gan­zen das Män­tel­chen “Erneu­er­ba­re Ener­gien – Ener­gie­wen­de” um.
    Das wird schon kei­ner mer­ken. schon gar nicht die Land­ei­er aus Oberfranken/der Oberpfalz.
    Sor­ry, sol­che For­mu­lie­run­gen benut­ze ich sonst sehr sel­ten, aber es treibt einem die Zor­nes­rö­te auf die Stirn, wie man mit uns umgeht. Weiß die gro­ße Poli­tik denn über­haupt noch, was im Vol­ke vor­geht, oder will sie es über­haupt noch wis­sen? Ist denn die Lob­by­ar­beit der Strom­kon­zer­ne so wir­kungs­voll? Wer regiert denn hier wen?
    Es hilft alles nichts, wir müs­sen wei­ter­ma­chen und mit Wut im Bauch arbei­tet man ja bekannt­lich sehr gut.

  2. Der Kreis schließt sich , Mit­te der 1960 Jah­re wur­den mit Mil­lio­nen DM Steu­er­gel­dern die west­deut­sche Strom­ver­so­gung auf Nukle­ar­stom umgestellt.die unse­re Kin­der noch teu­er bezah­len müssen.
    Heu­te 2014 steh­len sich die­se kapi­ta­lis­ti­schen Strom­groß­kon­zer­ne aus der Verantwotung.Die Über­ga­be der nuklea­ren Hin­ter­las­sen­schaft ans deut­sche Volk ist zu hoher Wahr­schein­lich­keit mit unse­rer jet­zi­gen Regie­rung schon beschlossen.
    Zeit­gleich bau­en die glei­chen Fir­men wie­der die zukünf­ti­ge Strom­ver­sor­gung unse­res Lan­des mit angeb­li­chen Mil­li­ar­den Euro Kosten.
    in der Blend­ver­si­on der öko­lo­gi­schen Stom­ver­sor­gung aus.
    Zukunfts­ver­si­on: 2025 Fer­tig­stel­lung nach Abhol­zung und Zer­stö­rung unse­rer Hei­mat ‚eine hoch­pro­fi­ta­ble Nuklea­restrom­au­to­bahn quer vom
    Bal­ti­kum, Skan­di­na­vi­en bis Gibral­tar zum Anschluß an Deser­tec “grü­ne Wüs­ten­so­larm­ega­s­trom­parks ” incl 9% Rendite.
    Nur zum Nach­den­ken :2040 Im Gra­nit­fels des Fich­tel­ge­bir­ges wird zusätz­lich zur Stromautobahn,der Nuklearabfall“Europas hoch­pro­fi­ta­bel ensorgt.
    Dies bezah­len unse­re Kin­der und Enkel wie­der an die sel­ben Konzerne.
    Habe sel­ber als jun­ger Mensch von 1981–1991 in vie­len deut­schen Kern­kraft­wer­ken gear­bei­tet und erst 30 Jah­re spä­ter erkannt was viele
    Men­schen damals in Brock­dorf, Wackers­dorf. Cas­tor­trans­por­te etc.
    schon erkannten.
    Ich hof­fe nur das die heu­te 18–40jährigen mit Internetinformationen
    nicht auch erst in 30 jah­ren aufwachen.

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