Ener­gie­dia­log wird zur Farce

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Der Ener­gie­dia­log läuft mitt­ler­wei­le auf Hoch­tou­ren. Zur Zeit sieht es aber so aus, als ob der Ener­gie­dia­log Bay­ern sich zu einer Ali­bi­ver­an­stal­tung der Lob­by­is­ten und Poli­tik ent­wi­ckelt. War­um ist das so? Zum einen erhiel­ten in der Impuls­ver­an­stal­tung am 21.11.2014 nur Tras­sen­be­für­wor­ter das Wort, zum ande­ren ist die Aus­wahl der Teil­neh­mer in den Arbeits­grup­pen sehr frag­wür­dig. In eini­gen Arbeits­grup­pen sind Per­so­nen, wel­che nicht ein­mal aus Bay­ern kom­men. Die Arbeits­grup­pen bestehen aus bis zu 50 Teil­neh­mern, wäh­rend das Akti­ons­bünd­nis gegen die Süd-Ost Tras­se mit etwa zwei Per­so­nen pro Arbeits­grup­pe ver­tre­ten ist.

Die Teil­neh­mer der Arbeits­grup­pen bestehen zu einem gro­ßen Teil aus Ver­tre­tern, wel­che wirt­schaft­li­che Inter­es­sen ver­tre­ten (E.On, Ver­ei­ni­gung der Baye­ri­schen Wirtschft, Wacker Che­mie AG, Pflei­de­rer Teis­nach GmbH, Leip­zi­ger Insti­tut für Ener­gie GmbH, Ampri­on GmbH, RWTH Aachen Ten­net TSO GmbH usw.). So argu­men­tie­ren zum Bei­spiel die Gewerk­schaf­ten doch schon seit Jahr­zehn­ten mit dem Argu­ment der “Arbeits­platz­ge­fähr­dung”. Aber liegt es an der Strom­tras­se ob Arbeit­ge­ber in Deutsch­land blei­ben oder nicht? Kran­ke  Men­schen, feh­len­de Fach­kräf­te auf­grund unat­trak­ti­ver Lebens­um­ge­bun­gen, zu hohe Lohn­ne­ben­kos­ten, Erschlie­ßung neu­er Märk­te…, das sind Grün­de für die Abwan­de­rung von Unter­neh­men. Alles was zählt, ist Strom so bil­lig wie mög­lich zu bezie­hen, ganz egal wo er herkommt.

Einer der Red­ner der Impuls­ver­an­stal­tung war Andre­as Kuhl­mann (Geschäfts­füh­rer des Ver­ban­des der Baye­ri­schen Ener­gie- und Was­ser­wirtschft e.V.) berich­te­te über die Inte­gra­ti­on des euro­päi­schen Strom­han­dels, dabei soll ein grenz­über­schrei­ten­der Regel­en­er­gie­markt entstehen. 

Auch Wer­ner Boh­nen­schä­fer (Geschäfts­füh­rer Leip­zi­ger Insti­tut für Ener­gie), darf beim säch­si­schen (Anm.: Ist zwar aus Leip­zig, darf aber trotz­dem sei­nen Senf in Bay­ern abge­ben) baye­ri­schen Ener­gie­dia­log mit­re­den. Auch er bringt wei­ter­hin fos­si­le Kraft­wer­ke in sei­ne Sze­na­ri­en ein.

Herr Bros­sardt, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Baye­ri­schen Metall- und Elek­tro­in­dus­trie e.V. bezeich­ne­te die ent­schie­de­ne Wort­mel­dung eines BI-Ver­tre­ter als das Ver­hal­ten eines “Wut­bür­gers”, und das käme für uns nicht posi­tiv rüber. Dabei ver­kau­fen sich die Lob­by­is­ten beim Ener­gie­dia­log als “Gut­men­schen”, zün­deln aber als “Black­out­pa­ni­ker” und “Arbeits­platz­ab­wan­de­rungs­dro­her” mit dem sozia­len Frie­den in Bayern.

Unter­stützt wur­de der Bei­trag unse­res “Wut­bür­gers” von Dr. Her­bert Bart­hel (BUND Natur­schutz) der unse­ren Ver­tre­ter expli­zit lob­te und ihm dank­te, dass sich nicht nur der BUND ent­schie­den gegen die Lob­by­is­ten zur Wehr setzt.

aufkleber_stromtrasse-ja_bitteDen Vogel schießt aber Det­lef Fischer ab, Herr Fischer ist Geschäfts­füh­rer des Ver­ban­des der Baye­ri­schen Ener­gie- und Was­ser­wirt­schaft e.V.. Er ver­teilt beim Ener­gie­dia­log Auf­kle­ber mit der Auf­schrift “Strom­tras­sen – Ja ger­ne!” . Er argu­men­tiert mit unsin­ni­gen Aus­sa­gen wie “Es ist nicht schlimm, wenn zusätz­lich zum Wind­strom, mal Strom aus Braun­koh­le durch die Lei­tun­gen fließt. Schließ­lich set­zen wir uns ja auch beden­ken­los in unse­re Autos und ver­bren­nen Mine­ral­öl und hei­zen unse­re Häu­ser damit.”.
Lie­ber Herr Fischer, nein, mein Haus wird nicht mit Öl oder Gas beheizt!


Wäh­rend des Ener­gie­dia­lo­ges rei­chen Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber (ÜNB) im Hin­ter­grund unbe­irrt den 2. Netz­ent­wick­lungs­plan 2014 ein, ohne ein Wort davon bei der Auf­takt­ver­an­stal­tung zu erwäh­nen. In den Arbeits­grup­pe­en sind die ÜNBs eben­falls ver­tre­ten, schwei­gen sich aber aus. Sie müs­sen auch nichts dazu bei­tra­gen, schließ­lich wer­den genug Poli­ti­ker bei einem par­la­men­ta­ri­schen Früh­stück auf die “not­wen­di­ge Tras­se ein­ge­schwo­ren”!!! Die­ses par­la­men­ta­ri­sche Früh­stück fand am 6.November 2014 in Ber­lin statt. Ein­ge­la­den hat­ten Mit­glie­der der Geschäfts­füh­rung von Ampri­on und 50Hertz. Bei die­sem Früh­stück wur­de mit einer Prä­sen­ta­ti­on (Prä­sen­ta­ti­on liegt mir vor) gezeigt, wie am bes­ten mit Tras­sen­geg­nern umzu­ge­hen ist. Bei Prä­sen­ta­ti­on wur­de, wie soll­te es auch anders sein, nur die Sicht der Ein­la­den­den dar­ge­stellt. Das heißt, es wur­de eine ein­sei­ti­ge Argu­men­ta­ti­on “Pro-Tras­se” gemacht. Wenn Mit­glie­der von Bür­ger­initia­ti­ven auf Poli­ti­ker zuge­hen und an ver­spro­che­ne Vier-Augen-Ter­mi­ne erin­nern, wer­den sie auf den über­vol­len Ter­min­ka­len­der ver­wie­sen. So fin­det kei­ne offe­ne bür­ger­na­he Dis­kus­si­on statt.

Der Ener­gie­dia­log, soll­te nur noch Ener­gie­mo­no­log genannt wer­den, denn wirk­lich viel zu sagen hat der Bür­ger nicht mehr! Man wird ein­ge­la­den um von geschul­ten Lob­by­is­ten nicht gehört zu werden.

Ich per­sön­lich bezweif­le, dass es ohne den Wider­stand der Bür­ger­initia­ti­ven gegen die Süd-Ost Pas­sa­ge (Kor­ri­dor D) über­haupt einen Ener­gie­dia­log gege­ben hät­te. Die Poli­tik benutzt nun die­se Ali­bi­ver­an­stal­tung um mit einer wei­ßen Wes­te aus dem Dia­log zu kom­men. Stel­len wir uns fol­gen­de zwei mög­li­che Ergeb­nis­se des Ener­gie­dia­logs vor:

1. Es stellt sich her­aus, die Tras­se wird nicht benö­tigt
In die­sem Fall kann sich die Poli­tik damit brüs­ten, ihre Ver­spre­chen ein­ge­hal­ten zu haben, dass die Tras­se nicht kom­men wird.

2. Das Ergeb­nis des Dia­log ist, dass die Tras­se nötig ist
Hier kön­nen sich die soge­nann­ten Bür­ger­ver­tre­ter damit her­aus­re­den, dass die Ener­gie­wen­de in Bay­ern mit den Bür­gern beim Ener­gie­dia­log zu die­sem Ergeb­nis kam.

Der Ener­gie­dia­log ist damit die per­fek­te Ver­an­stal­tung, sich mit egal wel­cher Ent­schei­dung her­aus­mo­geln zu können.

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9 Gedanken zu „Ener­gie­dia­log wird zur Farce“

  1. Der Ener­gie-Dia­log ist alles ande­re als ein “Dia­log”! Es han­delt sich in der Tat um eine “Ali­bi-Ver­an­stal­tung”, nicht mehr und nicht weni­ger! Wir befin­den uns in Wahr­heit im Jah­re 03 der hoff­nungs­los geschei­ter­ten Ener­gie­wen­de (die in Wahr­heit eben kei­ne ist!) – sämt­li­che Bestre­bun­gen dazu sind sofort ein­zu­stel­len, bevor der volks­wirt­schaft­li­che Scha­den noch grö­ßer wird! Das EEG muss weg, ganz ein­fach! Das EEG steu­ert in gigan­ti­sches Umver­tei­lungs­pro­gramm von unten nach oben mit der gra­vie­ren­den Fol­ge der “Ener­gie-Armut” (7 Mio. Mahn­ver­fah­ren allei­ne im Jah­re 2012!) – das ist es, was es zu bekämp­fen gilt. Der Rest ist nichts wei­ter als die übli­che “Indok­tri­na­ti­on” – oder auch “Öko­irr­sinns-Ver­brei­tung” genannt!

  2. Die wirk­li­chen “Wut­bür­ger” sind die Tras­sen­lob­by­is­ten, da sie ihre von der Bun­des­netz­agen­tur zuge­si­cher­ten Pro­fi­te ver­tei­di­gen müs­sen … es ist tat­säch­lich genau anders­her­um! … Natur, Lebens­chan­cen und Alters­si­che­rung wird unver­ant­wort­lich in Ren­di­te trans­for­miert, Geld arbei­tet nicht!

  3. hal­lo, habe es schon vor eini­gen Wochen als Kom­men­tar geschrieben.Frau Aigner und Herr See­ho­fer sind in unserem
    Kampf gegen die­sen Wahn­sinn, nicht Aus­sa­ge und Ent­schei­dungs­be­fugt sie sind nur klei­ne Provinzmarionetten.Dies ist rei­ne auf Frän­kisch “ver­ar­sche”
    Jetzt muß lang­sam jedem klar werden.Reden mit dieser
    “Mafia“ist zwecklos.Jetzt istSchluß !
    Auf­ruf zu Groß­de­mos und groß­an­ge­leg­tem medi­en­wir­sa­men Wiederstand.ZIEL: Es müs­sen in Nürn­berg oder Peg­nitz oder
    an andern Plät­zen ent­lang der Tras­se nicht 1000 sondern
    5000 und mehr pro Akti­on sein.Wir müs­sen schleu­nigst eine fried­li­che TRASSENMASSENBEWEGUNG auf die Bei­ne stellen.
    Damit die­sen Herr­schaf­ten aus Poli­tik und Ener­gie­ma­fia wirk­lich bewußt wird :
    ” Tras­sen­wa­ckers­dorf” nimmt Kon­tu­ren an.

  4. Für das jet­zi­ge Vor­ge­hen gibt es sogar einen sehr tref­fen­den fes­ten Begriff: Der Ener­gie­dia­log als “stra­te­gi­sche Einbindung”.

    Run­de Tische, Schlich­tun­gen und Dia­lo­ge sind ein inzwi­schen bewähr­tes Mit­tel, um Pro­test­be­we­gun­gen zu mani­pu­lie­ren und lahm­zu­le­gen. Sie wer­den bei­spiels­wei­se bei der Durch­set­zung von Groß­pro­jek­ten wie Koh­le­ab­bau, Bahn­pro­jek­ten wie Stutt­gart 21 oder eben für den Bau von Strom­tras­sen ein­ge­setzt, meist mit einem durch­schla­gen­den Erfolg für Pro­jekt­be­für­wor­ter und Nutznießer. 

    Groß­pro­jek­te ber­gen ein gro­ßes Kon­flikt­po­ten­ti­al, da sie den Bedürf­nis­sen der Bevöl­ke­rung zuwi­der­lau­fen. […] Da die­se Akzep­tanz nicht aus der Sache an sich her­ge­stellt wer­den kann, muss sie mit einer Art Hilfs­kon­struk­ti­on erzeugt wer­den. Die­se Hilfs­kon­struk­ti­on stellt die Stra­te­gi­sche Ein­bin­dung dar.”(Wilk / Sah­ler: Stra­te­gi­sche Ein­bin­dung S. 6). 

    Die schein­de­mo­kra­ti­sche Metho­de, sich mit den Par­tei­en an einen Tisch zu set­zen, hat das Ziel, den Pro­tes­ten die Dyna­mik zu neh­men und der Öffent­lich­keit den Ein­druck zu ver­mit­teln, man kom­me mit den Geg­nern am Ende auf ein demo­kra­tisch abge­stimm­tes Ergebnis. 

    Auch in den Emp­feh­lun­gen für Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien der Ener­gie­lob­by fin­det sich der Ener­gie­dia­log als Weg, um mit dem Köder der Ergeb­nis­of­fen­heit gegen­über der Pro­test­be­we­gung ermu­ti­gen­de Zei­chen zu set­zen. Und ist es nicht ein Aus­druck von unzi­vi­li­sier­tem Wut­bür­ger­tum, wenn man so eine Gele­gen­heit ablehnt, zumal sie ja auch eine Chan­ce sein könn­te, die eige­ne Sache in den Medi­en voranzubringen? 

    Es hat zuneh­mend den Anschein, dass beim Ener­gie­dia­log die Ener­gie­wen­de zu Gra­be getra­gen und mit dem exzes­si­ven Bau von Tras­sen die Macht­stel­lung der Ener­gie­kon­zer­ne gefes­tigt wer­den wird. Reden, bis die Bevöl­ke­rung das Wort Ener­gie­wen­de nicht mehr hören mag. Und in pro­fes­sio­nel­ler Manier Panik vor Black­out und Abwan­de­rung der Wirt­schaft schü­ren, bis es an allen Stamm­ti­schen in Bay­ern und der Repu­blik ange­kom­men ist. 

    Mut­bür­ger gegen Blackoutpaniker!

  5. Es begann schon mit der Aus­wahl der zuge­las­se­nen Teil­neh­mer für den Ener­gie-Dia­log am 3.11! “Sechs gegen den Rest der Welt!”
    Es setz­te sich fort mit dem (geplan­ten!) Auf­ein­an­der-Los-Las­sen der Wind­kraft­geg­ner und der Tras­sen­geg­ner am 10.11. in Mün­chen! “Auf dass sie sich gegen­sei­tig die Köp­fe einschlagen!”
    Die Einen müs­sen sich die Refe­ren­ten der Ener­gie­lob­by anhö­ren, die Ande­ren dür­fen Fra­gen stel­len, die aber nie beant­wor­tet wer­den, und die Drit­ten sol­len ihre Sor­gen schrift­lich for­mu­lie­ren, die dann im Papier­korb ver­schwin­den – genau­so wie schon zuvor über 26000 Einsprüche!
    Nein danke!
    Lasst uns die­se Heu­che­lei beenden!

  6. Ich habe einen sol­chen Ablauf befürch­tet. Mir miss­fällt es auch, dass am Tag nach Beginn des Ener­gie­dia­logs der 2. Ent­wurd des NEP an die BNA über­ge­ben wird. Ich ken­ne eben­falls die Infor­ma­tio­nen für die MdBs.
    Wir müs­sen aber trotz­dem an dem Ener­gie­dia­log teil­neh­men und das Maxi­ma­le ver­su­chen. Vie­len Dank an alle, die sich dafür zur Ver­fü­gung stel­len! Es ist gewiss kei­ne leich­te Auf­ga­be für Euch!

  7. Demo­kra­tie sieht anders aus als die­ser Ener­gie­dia­log der jetzt gera­de läuft.
    Ich bin ent­setzt dar­über was in einer Demo­kra­tie alles mög­lich ist und genutzt wird von unse­ren poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen um ihre Inter­es­sen und die von den gro­ßen Strom­lob­by­is­ten usw. durchzusetzen.
    Die­se Schein­hei­lig­keit muss öffent­lich gemacht werden!

  8. Hal­lo Leute,
    die Auf­kle­ber “Strom­tras­sen – ja ger­ne!” von Herrn Fischer kann man von der VBEW-Geschäfts­stel­le kos­ten­los erhal­ten. Eine kur­ze Mail an vbew@vbew.de genügt. Es gibt auch T‑Shirt mit die­sem Auf­druck. Die kos­ten aber 15 Euro zzgl. Ver­sand­kos­ten. Bit­te beeilt Euch, die ers­te Auf­la­ge ist schon fast ver­grif­fen. Und fahrts ein­fach wei­ter mit Euren Die­seln und macht Fein­staub und CO2. Herr Fischer fährt schon längst mit Strom von der Nordsee.

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