RWE klagt wegen Kraftwerksabschaltung

akw-biblis_holger-Schultz-Fotolia.comDie Abschal­tung der Kern­kraft­wer­ke (KKW) in Deutsch­land ist beschlos­se­ne Sache.  Bis 2022 sol­len alle KKWs vom Netz sein. Der Aus­stieg aus der Atom­ener­gie fin­det gro­ßen Zuspruch. Aber eini­gen passt die Abschal­tung ihrer gewinn­brin­gen­den Anla­gen über­haupt nicht. 

Nach der Atom­ka­ta­stro­phe von Fuku­shi­ma beschloss die Bun­des­re­gie­rung die sie­ben ältes­ten Atom­kraft­wer­ke (AKW) vor­über­ge­hend vom Netz zu neh­men. Das war im März 2011. Im dar­auf­fol­gen­den Som­mer bedeu­te­te das, durch den beschleu­nig­ten Atom­aus­stieg, das Aus unter ande­rem für das KKW Bib­lis und Krüm­mel. Das AKW Bib­lis stand damit drei Mona­te außer­plan­mä­ßig still. Für die­se Zeit will der Betrei­ber RWE jetzt Scha­dens­er­satz. Der Ver­sor­ger reich­te beim Land­ge­richt Hes­sen Kla­ge gegen Bund und Län­der ein. Eine genaue Höhe der Scha­dens­er­satz­sum­me ist nicht bekannt. Schät­zun­gen gehen von einer Höhe von mehr als 200 Mil­lio­nen Euro aus. Es sei betont, dass es sich hier nur um den Scha­dens­er­satz für die drei-mona­ti­ge Abschal­tung handelt.

RWE ist der ein­zi­ge Ver­sor­ger der gegen das 3‑monatige Mora­to­ri­um klagt. Grund­la­ge für die RWE-Scha­dens­er­satz­kla­ge ist ein Urteil des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­rich­tes Leip­zig, das die feh­len­de Rechts­grund­la­ge zum Abschal­ten von Bib­lis A und B erklär­te. Als nächs­tes wird geprüft ob die Kla­ge von RWE über­haupt zuläs­sig ist.

Die­ses Vor­ge­hen zeigt wie geld­geil die Lob­by der Ener­gie­wirt­schaft ist. Jah­re­lang wur­den die Kraft­wer­ke vom Staat sub­ven­tio­niert. Es wur­den Mil­li­ar­den­ge­win­ne gemacht und wegen einer Abschal­tung, die die Bevöl­ke­rung schüt­zen soll­te, wird ein Scha­dens­er­satz in unvor­stell­ba­rer Höhe verlangt.

Bil­der: © Hol­ger Schultz – Fotolia.com

7 Gedanken zu „RWE klagt wegen Kraftwerksabschaltung“

  1. Es gab in Fuku­si­ma kei­ne “Atom­ka­ta­stro­phe” son­dern einen Erd­be­ben, wel­ches einen Tsu­na­mi aus­lös­te, wel­cher Fuku­si­ma ein­schliess­lich des sich dort befind­li­chen Kern­kraft­wer­kes auf unvor­stell­ba­re Wei­se zer­stör­te. Nie zuvor gab es auf der Welt ein ver­gleich­ba­res Ereig­nis. Rund 22.000 Men­schen kamen durch die Flut­wel­le ums Leben. Die Regi­on wur­de durch die immense Natur­ge­walt zer­stört und nahe­zu unbe­wohn­bar gemacht. Am KKW Fuku­si­ma ereig­ne­te sich ‑nach gel­ten­dem Recht so bezeich­net- ein Indus­trie­un­fall mit null Ver­letz­ten und null Toten, sowie ohne Spät­fol­gen für die Umwelt oder Bewoh­ner. Das stell­te die inter­na­tio­na­le Atom­ener­gie-Behör­de in deren Abschluss­be­richt so fest. Folg­lich ist die Abschal­tung der KKW in Deutsch­land anläss­lich der “Fuku­si­ma-Kata­stro­phe” ein abso­lu­ter Irr­sinn mit gra­vie­ren­den Fol­gen. Nur RWE hat den Mumm sich zu die­ser Wahr­heit zu beken­nen und Kla­ge ein­ge­reicht. Der Irr­sinn der Abschal­tun­gen wird bald berich­tigt wer­den, weil es kei­nen ande­ren Weg gibt. Das Gericht wird das ein­deu­tig fest­stel­len müs­sen, dass “Öko-Irr­sinn” kei­nen schwe­ren Ein­griff in das Akti­en­recht und Betriebs­recht zulässt! Mut zur Wahrheit!

    1. Die höchs­te Pflicht der Poli­tik ist es Gefah­ren und einen mög­li­chen Scha­den vom Volk abzu­weh­ren. Fuku­shi­ma zeigt, dass die Atom­kraft eben nicht beherrsch­bar und gegen alle mög­li­chen Stör­fäl­le gewapp­net ist, wie von den Befür­wor­tern behaup­tet wird. Die Poli­tik muss hier han­deln und auch zu recht. Der Ver­such die vie­len Toten aus der furcht­ba­ren Umwelt­ka­ta­stro­phe in ver­glei­chen­der, recht­fer­ti­gen­der Art als Argu­ment anzu­füh­ren ist beschä­mend und wür­de­los – Herr Schregle.

    2. Den ein­zi­gen Irr­sinn, den ich hier erken­nen kann, sind Ihre schwa­chen Argu­men­te für Atom­kraft. Bei uns wer­den immer wie­der hirn­ris­si­ge Groß­pro­jek­te (Atom- und Koh­le­kraft­wer­ke) durch ande­re hirn­ris­si­ge Groß­pro­jek­te (Off­shore-Wind­an­la­gen mit Mons­ter­tras­sen) abge­löst, an denen immer nur die glei­chen Lob­by­is­ten und Groß­kon­zer­ne sich dumm und däm­lich ver­die­nen. Ich wür­de Ihnen wün­schen, dass Sie in unmit­tel­ba­rer Nähe zu einem Atom­kraft­werk woh­nen oder noch bes­ser, gleich in direk­ter Nach­bar­schaft zu einem Uran­ab­bau­ge­biet. Bei der gan­zen Dis­kus­si­on um Atom­kraft­wer­ke wird nie erwähnt, wie die Kraft­werks­be­trei­ber an das nöti­ge Uran kom­men (das übri­gens genau­so end­lich ist, wie Koh­le, Erd­öl und Erd­gas – was Men­schen Ihres Schlags sowie­so nie wahr­ha­ben wol­len). Ich emp­feh­le Ihnen fol­gen­den Link: http://www.energiewendebuendnis.de/Uranabbau/uranabbau.html vom Nürn­ber­ger Energiewendebündnis.
      Und das RWE Kla­ge ein­ge­reicht hat, soll­te aus mei­ner Sicht bestraft wer­den. Wir, die deut­schen Steu­er­zah­ler, bezah­len eh die gan­ze Zeche, ange­fan­gen vom Bau eines Atom­kraft­wer­kes, des­sen Betrieb und den Rück­bau eben­falls. Eigent­lich müss­ten wir die Kraft­werks­be­trei­ber ver­kla­gen, da die­se unse­re Gesund­heit auf´s Spiel set­zen und sich das auch noch teu­er bezah­len las­sen, mit der Legi­ti­ma­ti­on unse­rer Regie­run­gen und der Man­dats­trä­ger der letz­ten Jahrzehnte.

      1. Das Argu­ment der End­lich­keit von Uran ist nicht zu wider­le­gen, eben­so wenig soll­te man das Pro­blem der End­la­ge­rung des ato­ma­ren Abfalls vergessen.
        Gesetzt den Fall, dass die Tech­nik abso­lut beherrsch­bar und stö­rungs­frei ablau­fen wür­de und außer­dem kei­ne Ein­wir­kun­gen von außen den Betrieb stö­ren könn­ten, blie­ben die­se bei­den wun­den Punkte.
        In meh­re­ren Jahr­zehn­ten der ato­ma­ren Ener­gie­ge­win­nung hat man die­se Pro­ble­me nicht in den Griff bekom­men (wol­len?). Des­halb ist es gut, dass die ato­ma­re Ener­gie­ge­win­nung kei­ne Zukunft mehr hat in unse­rem Land.

    3. Tja Herr Schreg­le, was die­se Atom­be­hör­de so alles feststellt.
      Eine Behör­de zur För­de­rung der Atom­ener­gie, so steht es in deren Sta­tu­ten, soviel mir bekannt ist.
      Was die Ursa­che des Fuku­shi­ma-Desas­ters ist, wis­sen wir soweit.
      Die Fol­ge davon war ein­deu­tig eine Atom­ka­ta­stro­phe, das kann nie­mand leug­nen. Ver­ste­he echt nicht, wie man auf sol­che irr­sin­ni­gen Äuße­run­gen her­ein­fal­len und die­se ver­brei­ten kann. Ob die Inter­na­tio­na­le Atom­auf­sichts­be­hör­de dies wirk­lich so fest­ge­stellt hat hab ich nicht über­prüft. Ande­rer­seits aber könn­te ich Ihnen eini­ge offi­zi­el­le Stel­len zitie­ren, die zu einem völ­lig ande­ren Ergeb­nis kom­men. Sofern sich die­se Tat­sa­che, die­se Wahr­heit, die sie ja sel­ber ein­for­dern, noch nicht bis zu allen Par­tei­en rum­ge­spro­chen hat.
      Die unver­schäm­te Kla­ge von RWE gibt uns einen Vor­ge­schmack, auf das, was der Inves­to­ren­schutz von CETA und TTIP uns brin­gen, sofern wir es nicht schaf­fen, die­se Ver­trä­ge zu verhindern.
      Kein Kern­kraft­werk ist für den Scha­den, den es anrich­ten kann ver­si­chert – war­um? Es gibt kei­ne Ver­si­che­rung, die bereit ist, die­ses Risi­ko abzu­si­chern. Das heißt, den Scha­den trägt der Staat, also wir, und der Staat soll­te sich tun­lichst dar­um küm­mern, um die­se Risi­ken aus­zu­schal­ten. Mit dem Atom­müll­pro­blem blei­ben uns noch genug Sorgen.
      Wie heißt es so schön: “Was Du heut nicht kannst ent­sor­gen, das ver­schie­be nicht auf morgen.”

  2. Wich­tig für das Ver­ständ­nis bezüg­lich Strom­tras­sen ist vor allem auch der Zusam­men­hang zwi­schen Ampri­on und RWE: Beim Netz­be­trei­ber Ampri­on hält der Ener­gie-Kon­zern RWE noch immer 25,1% Kapi­tal­an­teil, die Kon­zern­lei­tung ist mit ehe­ma­li­gen RWE-Mana­gern besetzt (Dr. Brick und Dr. Klei­ne­kor­te). Da neh­men wir Ampri­on doch sofort ab, dass die Fir­ma sich mit wah­rer ideo­lo­gi­scher Begeis­te­rung an der Ener­gie­wen­de und dem Atom­aus­stieg betei­ligt. Ampri­on spielt noch dazu mit den Ängs­ten der Bevöl­ke­rung , dass die Ener­gie­ver­sor­gung in Bay­ern gefähr­det ist und wir des­halb die Strom­tras­se Süd-Ost benötigen.
    Kom­pen­sa­ti­ons­leis­tun­gen dafür, dass Bib­lis abge­schal­tet wur­de, wer­den schon dadurch abge­leis­tet, dass die Bun­des­netz­agen­tur 9,05% Eigen­ka­pi­tal­ren­di­te auf den Neu­bau von Strom­tras­sen verspricht.
    Auch wenn offen­sicht­lich nicht weni­ge Wind­kraft­geg­ner und Atom­kraft­be­für­wor­ter hof­fen, dass sie mit Strom­tras­sen­geg­nern grund­sätz­lich an einem Strang zie­hen (womit ich nicht sagen will, dass das eine auto­ma­tisch das ande­re mit ein­be­zieht, ich habe aber schon Web­sei­ten und Face­book­grup­pen gefun­den, die in die­ser Rich­tung haar­sträu­ben­den Blöd­sinn schrei­ben): für einen Atom­aus­stieg gibt es kei­ne Alter­na­ti­ve. Die angeb­li­che Not­wen­dig­keit der Süd-Ost-Pas­sa­ge hat ja, wie wir seit der Lek­tü­re des NEP 2014, 1. Ent­wurf, schrift­lich belegt bekom­men haben, nichts mit Wind­kraft­an­la­gen in der Ost­see zu tun, son­dern vor­ran­gig mit Braun­koh­le­ver­stro­mung in Ost­deutsch­land und der Idee, ein gesamt­eu­ro­päi­sches Strom­netz zu schaf­fen, um im gro­ßen Stil mit Atom- und Braun­koh­lestrom (sehr bil­lig!) unse­rer euro­päi­schen Nach­barn han­deln zu können.

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