Wir kla­gen gegen den Süd­Link – Pres­se­mit­tei­lung vom 21.11.2025

 

Pres­se­mit­tei­lung vom 21.11.2025

Tras­sen­geg­ner-Bür­ger­initia­ti­ven kla­gen gegen Plan­fest­stel­lungs­be­schluss für Südlink -
Durch Kla­ge­ein­rei­chung ist Plan­fest­stel­lungs­be­schluss nicht bestandsfähig

Die Bür­ger­initia­ti­ve (BI) Berg­rhein­feld e.V. klagt als aner­kann­te Umwelt­ver­ei­ni­gung gegen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss zur Strom­tras­se Süd­Link in Bay­ern. Die Kla­ge erfolgt regi­ons­über­grei­fend.  Finan­ziert wird die Kla­ge von einem Akti­ons­bünd­nis aus Bür­ger­initia­ti­ven in Bay­ern, Hes­sen und Thü­rin­gen, die sich im Akti­ons­bünd­nis Tras­sen­geg­ner zusam­men­ge­schlos­sen haben. Die Kanz­lei Bau­mann aus Würz­burg hat im Auf­trag des Akti­ons­bünd­nis Tras­sen­geg­ner über die Bür­ger­initia­ti­ve Berg­rhein­feld e.V., einem öffent­lich aner­kann­ten Umwelt­kla­ge­ver­band (§ 4 Umwelt­rechts­be­helfs­ge­setz), Kla­ge beim Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig gegen den Plan­fest­stel­lungs­be­schluss für das Vor­ha­ben Süd­Link in Bay­ern eingereicht.

Wir sind der fes­ten Über­zeu­gung, dass der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss für den Süd­link auf­grund zahl­rei­cher for­mel­ler Män­gel nicht bestands­fä­hig ist. Des­halb fech­ten wir ihn auf juris­ti­schem Weg an. Gleich­zei­tig wol­len wir die poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen dazu auf­for­dern, zeit­nah siche­re­re und nach­hal­ti­ge­re Lösun­gen für unse­re Ener­gie­ver­sor­gung zu fin­den. Wir hal­ten den Süd­link und den geplan­ten Über­tra­gungs­netz­aus­bau ins­ge­samt für eine kata­stro­pha­le ener­gie­wirt­schaft­li­che Sack­gas­se, unse­rer Umwelt wird damit mas­si­ver Scha­den zuge­fügt”, fasst Bünd­nis­spre­che­rin Dör­te Hamann die Beweg­grün­de der Bür­ger­initia­ti­ven für die Kla­ge zusammen.

Zur Süd­link-Kla­ge fin­det eine Online-Pres­se­kon­fe­renz am 
Mitt­woch, 26. Novem­ber 2025 um 11 Uhr statt.

Rechts­an­walt Dr. Eric Wei­ser-Sau­lin wird die Kla­ge­be­grün­dung erläu­tern und für Fra­gen zur Ver­fü­gung stehen.
Mit­glie­der der betei­lig­ten Bür­ger­initia­ti­ven stel­len die Hin­ter­grün­de für ihre Moti­va­ti­on, gegen den Süd­link zu kla­gen, vor. Dazu wer­den von Hil­de­gard Bey­fuß (Bür­ger­initia­ti­ve A7 Strom­tras­se NEIN e.V.) Bil­der von den bereits ent­stan­de­nen Schä­den an Erd­ka­bel-Bau­stel­len vorgestellt.
Mode­ra­ti­on und Ansprech­part­ne­rin für Rück­fra­gen: Dör­te Hamann (Akti­ons­bünd­nis Trassengegner)

Zoom-Link: https://us02web.zoom.us/j/6854674503?pwd=UlpiMWFxUlFiUWl0SXBFbWhic3pDdz09


War­um wir gegen den Süd­link klagen


Über­tra­gungs­netz­aus­bau ist überdimensioniert
Die im Akti­ons­bünd­nis Tras­sen­geg­ner orga­ni­sier­ten Bür­ger­initia­ti­ven kri­ti­sie­ren seit Jah­ren die angeb­li­che Not­wen­dig­keit über­di­men­sio­nier­ten und über­teu­er­ten Über­tra­gungs­netz­aus­baus. Der Netz­ent­wick­lungs­plan der Bun­des­netz­agen­tur, auf dem die gigan­ti­schen Plä­ne beru­hen, geht nach­weis­lich von fal­schen Annah­men aus: Das Strom­netz soll so weit aus­ge­baut wer­den, dass auch noch die letz­te Kilo­watt­stun­de auf­ge­nom­men wer­den kann. Dies ist vom Ener­gie­wirt­schafts­ge­setz nicht ver­langt und auch nicht erlaubt.

Eine ergeb­nis­of­fe­ne und trans­pa­ren­te Dis­kus­si­on um den Bedarf des Süd­link wur­de nie geführt. Da auch nie Alter­na­ti­ven geprüft wur­den und die Öffent­lich­keits­be­tei­li­gung in vie­ler­lei Hin­sicht unsach­ge­mäß und damit auch höchst unde­mo­kra­tisch ver­lau­fen ist, hal­ten wir es für zwin­gend not­wen­dig, ein Zei­chen gegen den mas­si­ven Aus­bau des Über­tra­gungs­net­zes zu set­zen!” begrün­det Nor­bert Kolb, Vor­sit­zen­der der BI Berg­rhein­feld e.V., die Kla­ge. Es gibt kei­ne neu­tra­le Stel­le, die den Bedarf für die­ses Pro­jekt über­prüft hat. “Ins­ge­samt muss fest­ge­stellt wer­den, dass Gleich­strom­lei­tun­gen wie der Süd­link die gesetz­li­chen Anfor­de­run­gen an eine siche­re, preis­güns­ti­ge, ver­brau­cher­freund­li­che, effi­zi­en­te und umwelt­ver­träg­li­che Ener­gie­ver­sor­gung nicht erfül­len”, so Kolb.

Gra­vie­ren­de Umweltschäden 
Die Schä­den, die durch den Bau des Süd­link ent­ste­hen, sind mas­siv, wie lau­fen­de Bau­ar­bei­ten in Baden-Würt­tem­berg zei­gen. “Die­se Arbei­ten wer­den an vie­len Stel­len völ­lig rück­sichts­los durch­ge­zo­gen, es ist ent­lang vor­han­de­ner Bau­stel­len ein Bild der Ver­wüs­tung”, kri­ti­siert Hil­de­gard Bey­fuß von der Bür­ger­initia­ti­ve A7 Strom­tras­se NEIN e.V. die Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber. “Die­ses unpro­fes­sio­nel­le Vor­ge­hen beim Bau von Erd­ka­bel-Tras­sen muss so schnell wie mög­lich gestoppt werden!”.
Fol­gen­de Schä­den sind bereits jetzt zu beobachten:

  • Die Boden­struk­tur wird mut­wil­lig zer­stört und die Böden verunreinigt.
  • Gefahr durch Aus­blä­ser bei HDD-Boh­run­gen. Bei den Spül­boh­run­gen wird Ben­to­nit ver­wen­det. Bohr­flüs­sig­keits-Rück­stän­de tre­ten aus den Bohr­lö­chern und lau­fen tal­wärts in die Bäche. Die Rück­stän­de ergie­ßen sich auch in Schutz­ge­bie­te. Das Grund­was­ser wird verseucht.
  • Die Schä­den, die für Natur und Umwelt und für die Land­wirt­schaft ent­ste­hen, sind nicht abschätz­bar. FFH- und Natur­schutz­ge­bie­te wer­den nicht aus­rei­chend geschützt.
  • Boden­schutz, Gewäs­ser­schutz, Arten­schutz sind nicht gewähr­leis­tet. Die Aus­wir­kun­gen der Zer­stö­rung sind gra­vie­rend. Es han­delt sich hier um Umwelt­straf­ta­ten. Doch die zustän­di­gen Behör­den reagie­ren nicht.

Kos­ten für Gleich­strom­tras­sen (HGÜ) wie Süd­link lau­fen aus dem Ruder
Aktu­ell soll der Aus­bau der deut­schen Strom­ver­teil­net­ze (Stadt­wer­ke) und der Strom­über­tra­gungs­net­ze (durch Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber wie Ten­net und Trans­netBW) 500 Mil­li­ar­den Euro kos­ten. Hei­ko Ißleib von der Bür­ger­initia­ti­ve Thü­rin­gen gegen Süd­link weist dar­auf hin, dass Ten­net seit Jah­ren von 10 Mil­li­ar­den Euro für den Bau des Süd­link aus­geht. „Die tat­säch­li­chen Kos­ten dürf­ten aber um ein Viel­fa­ches höher lie­gen“, befürch­tet Ißleib, „denn allein Pro­jek­tie­rer Trans­netBW spricht inzwi­schen von min­des­tens 8 Mil­li­ar­den Euro nur für den süd­li­chen Abschnitt des Süd­link, der durch Bay­ern und Baden-Würt­tem­berg führt. Die Kos­ten explo­die­ren. Der Strom­preis steigt und die Staats­kas­sen wer­den immer lee­rer. Letzt­lich wer­den die pri­va­ten Haus­hal­te und die Unter­neh­men über ihren Strom­preis bezah­len, denn für eine Ent­las­tung von der Strom­steu­er, wie im Koali­ti­ons­ver­trag fest­ge­legt, ist kein Geld mehr in der Staats­kas­se. Das scha­det dem Wirt­schafts­stand­ort und ist auch aus sozia­len Grün­den zurück­zu­wei­sen. Die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger sind nicht bereit, das zu bezahlen!”

Zeit­na­he Rea­li­sie­rung des Süd­link ist realitätsfern
Dabei könn­te die Poli­tik jetzt noch zum Woh­le der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger und der Wirt­schaft ein­grei­fen. Ein gro­ßer Teil der geplan­ten Lei­tun­gen ist bis­her noch nicht im Bau. Es geht um einen zwei­stel­li­gen Mil­li­ar­den­be­trag, der bei einer Ver­hin­de­rung des Süd­link ein­ge­spart wer­den kann. „Eine HGÜ-Lei­tung ist erst dann funk­ti­ons­fä­hig, wenn sie von Nord nach Süd durch­gän­gig gebaut ist“, so Mat­thi­as Grabing von der Bür­ger­initia­ti­ve Wer­ra-Meiß­ner gegen Süd­link. „Eine Inbe­trieb­nah­me 2028 ist uto­pisch. Dass die Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber sug­ge­rie­ren, alles sei in tro­cke­nen Tüchern und der Bau des Süd­link wür­de ohne Pro­ble­me vor­an­schrei­ten, ist unglaubwürdig.”

Auch Grund­stücks­ei­gen­tü­mer weh­ren sich gegen Enteignung
Für den Bau­ab­schnitt durch Bay­ern liegt zwar ein Plan­fest­stel­lungs­be­schluss vor, aber es gibt auf die­ser Stre­cke auch Sperr­grund­stü­cke, für die bis­her kei­ne Grund­dienst­bar­keit ein­ge­tra­gen wur­de und für die Betre­tungs­ver­bot besteht. Vie­le Grund­stücks­ei­gen­tü­mer weh­ren sich dage­gen, für den Bau des Süd­link ent­eig­net zu werden.

Süd­link scha­det Kli­ma­schutz und Versorgungssicherheit
“Wie angreif­bar die kri­ti­sche Strom­in­fra­struk­tur ist, haben wir in Deutsch­land längst erle­ben müs­sen. Die Bun­des­re­gie­rung ver­schläft den Umbau zu einem kri­sen­si­che­ren Sys­tem. Statt­des­sen setzt sie auf offen lie­gen­de Strom-Puls­adern wie den Süd­link. Der Netz­aus­bau muss neu geplant wer­den!”, so die über­ein­stim­men­de For­de­rung der Bür­ger­initia­ti­ven im Akti­ons­bünd­nis Trassengegner.

Das Akti­ons­bünd­nis Tras­sen­geg­ner ist seit Anfang 2014 aktiv. Bei der Ver­hin­de­rung des Süd­link und wei­te­rer Über­tra­gungstras­sen ging es den Bür­ger­initia­ti­ven von Beginn an auch immer dar­um, die Ener­gie­wen­de vor­an­zu­brin­gen. Dafür ist es zwin­gend not­wen­dig, den Alter­na­ti­ven zum über­di­men­sio­nier­ten Über­tra­gungs­netz­aus­bau Raum zu schaf­fen. „Wir müs­sen weg von einem zen­tra­lis­ti­schen Sys­tem hin zu einem dezen­tra­len Sys­tem mit netz­dien­li­chen Spei­chern, nur so kann die Ener­gie­wen­de gelin­gen”, for­dert Bünd­nis­spre­che­rin Dör­te Hamann. Es sei lei­der erkenn­bar, dass die Bun­des­re­gie­rung mit ihren Ent­schei­dun­gen dazu bei­trägt, ver­al­te­te Netz­aus­bau­plä­ne trotz lee­rer Staats­kas­sen durch­zu­win­ken. Das sei inso­fern nicht erstaun­lich, da ein zen­tra­lis­ti­sches Sys­tem mit gro­ßen Über­tra­gungstras­sen vor allem dem fos­sil-ato­ma­ren Strom­han­del Nut­zen bringt.
“Ganz offen­sicht­lich hat sich die Bun­des­re­gie­rung unter Merz bewusst von über­le­bens­not­wen­di­gen Kli­ma­schutz­zie­len ver­ab­schie­det und ver­schwen­det jetzt unser Geld für die Rol­le rück­wärts. Sogar die Nut­zung von Atom­kraft soll wie­der eine Opti­on sein. Das ist inak­zep­ta­bel”, kri­ti­siert Hamann. “Das der­zeit geplan­te Strom­netz dient nach­weis­lich der Ver­stär­kung des inter­na­tio­na­len Strom­han­dels, der zu wesent­li­chen Antei­len aus fos­sil-ato­ma­ren Strom­quel­len gespeist wird. Dass die Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber und Inves­to­ren beim Bau des Süd­link von einem Ener­gie­wen­de­pro­jekt spre­chen ist des­halb unan­stän­di­ges Greenwashing.”

Hier die PM als Pdf:
PM_Wir kla­gen gegen den Südlink_21.11.2025

Ansprech­part­ne­rin für Rückfragen:

Dör­te Hamann
Spre­che­rin Akti­ons­bünd­nis Trassengegner
Mail: pressestelle@stromautobahn.de

Für eine dezen­tra­le Ener­gie­wen­de ohne über­di­men­sio­nier­ten Netzausbau!

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