Des Kai­sers neue Kleider

Wer kennt nicht das Mär­chen von Hans Chris­ti­an Ander­sen, in dem die Mei­nung angeb­li­cher Exper­ten und Auto­ri­tä­ten kri­tik­los über­nom­men und wei­ter gege­ben wird.

Für die ande­ren: Das Mär­chen han­delt von einem Kai­ser, der sich von zwei angeb­li­chen Schnei­dern für viel Geld neue Gewän­der weben und schnei­dern lässt. Die­se soge­nann­ten Exper­ten behaup­ten zusätz­lich, dass, wer dumm ist, die Klei­der nicht sehen kann. Sie nähen jedoch gar kei­ne Klei­der, son­dern strei­chen nur das Geld ein. Und kei­ner bei Hofe, auch nicht der Kai­ser, gibt zu, dass er die Klei­der nicht sehen kann, denn kei­ner will als dumm daste­hen. Am Tag, als die Klei­der angeb­lich alle fer­tig sind und der Kai­ser sie der Öffent­lich­keit vor­füh­ren will, geht er also in sei­nen „unsicht­ba­ren“ Klei­dern vor sein Volk und alle loben die Pracht sei­ner Bekleidung..

Nur ein Kind, noch intel­li­gent genug, sich nicht blen­den zu las­sen sagt: „Aber er hat ja gar nichts an“. Da bricht es auch aus dem Volk her­aus: „Aber er hat ja gar nichts an“. Der Kai­ser jedoch, um den Schein zu wah­ren, macht wei­ter, als wäre er beklei­det, wider bes­se­res Wissen.

Die­se Geschich­te kommt mir immer in den Sinn, wenn ich an die Exper­ten den­ke, die den über­di­men­sio­nier­ten Netz­aus­bau pro­pa­gie­ren und ihn mit längst bekann­ten und wider­leg­ten Argu­men­ten begrün­den. Auch der „Kai­ser“, sprich vie­le Poli­ti­ker außer­halb und lei­der auch eini­ge inner­halb Bay­erns machen sich die­se Argu­men­te zu Eigen. Sie behar­ren wider bes­se­res Wis­sen auf dem, was sie – mög­li­cher­wei­se unter dem Druck der Lob­by – ein­mal beschlos­sen haben und ver­fal­len so einer Ideo­lo­gie, die die Ener­gie­wen­de auf Netz­aus­bau redu­ziert und damit diskreditiert.

Der baye­ri­sche Minis­ter­prä­si­dent Horst See­ho­fer, für den ich jetzt mal ganz bewusst eine Lan­ze zu bre­chen wage, ist der­je­ni­ge gewe­sen, der auf „Vol­kes Stim­me“ gehört hat. Und in wel­che Wes­pen­nes­ter hat er gestochen!

Er hat gewagt, die ÜNB als Kapi­tal­sam­mel­stel­len zu bezeich­nen, hat gewagt, den Netz­aus­bau in Fra­ge zu stel­len, hat gewagt, die Argu­men­te der „Gegen­sei­te“ der ÜNB, der Bür­ger näm­lich, nachzuvollziehen.

Es geht halt immer nur ums Geld­ver­die­nen und dar­um, das geschickt zu kaschie­ren, ob bei den HGÜ-Tras­sen  oder des Kai­sers neu­en Kleidern.

Wer ist denn hier dumm? Der­je­ni­ge, der das durch­schaut und zusätz­lich bereit ist, sich neu­en Argu­men­ten zu öff­nen, oder der­je­ni­ge, der wei­ter die Augen ver­schließt vor neu­en Erkenntnissen?

Ich höre noch heu­te den Jubel der Strom­kon­zer­ne und Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber, als die Ener­gie­wen­de aus­ge­ru­fen und die Höhe der garan­tier­ten Ren­di­ten beschlos­sen wur­de. Mehr als neun Pro­zent Garan­tie­ren­di­te für den Netz­aus­bau, unab­hän­gig davon, ob jemals Strom durch die HGÜ-Pro­jek­te fließt, da haben wir das per­fek­te Deck­män­tel­chen für des Kai­sers neue Kleider.

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