Pressemitteilung vom 12.05.2025
Bürgerinitiativen fordern eine Neuplanung des Netzausbaus
- Der Netzentwicklungsplan der Bundesnetzagentur, welcher dem gigantischen Netzausbau zugrunde liegt, geht nachweislich von falschen Annahmen aus.
- Die für den Bau verantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) suggerieren, der Netzausbau käme gut und problemlos voran. Das Gegenteil ist der Fall. Die völlig überdimensionierten Stromtrassen-Projekte liegen weit in der zeitlichen Planung zurück.
- Die ursprünglichen Kostenannahmen sind längst gesprengt, die Schäden, die durch den Bau entstehen, sind massiv. Den Angaben der ÜNB kann nicht vertraut werden.
- Von der Presse erwarten die Bürgerinitiativen, die sich für eine dezentrale Energiewende einsetzen, dass sie die Behauptungen der Übertragungsnetzbetreiber kritischer hinterfragt.
1. Der Stromverbrauch in Deutschland sinkt seit Jahren, anstatt – wie immer wieder prognostiziert – anzusteigen. Auch aktuell überschätzt die Bundesnetzagentur (BNetzA) den zukünftigen Stromverbrauch erneut. Musste bisher ein völlig unrealistischer Anstieg von Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen und Elektrolyseuren als Begründung herhalten, sollen es zukünftig die Rechenzentren sein.
Die Folgen dieser systematischen Fehleinschätzung der Bundesnetzagentur sind gravierend. Denn der Ausbau der Stromnetze leitet sich i. W. aus dem prognostizierten zukünftigen Stromverbrauch ab. Aktuell soll der Ausbau der deutschen Stromverteilnetze (Stadtwerke) und der Stromübertragungsnetze (Übertragungsnetzbetreiber wie bspw. TenneT) 500 Milliarden Euro (!) kosten. Das müssen die privaten Haushalte und die Unternehmen über ihren Strompreis bezahlen. Strom wird hierdurch immer teurer. Das schadet dem Wirtschaftsstandort und ist auch aus sozialen Gründen zurückzuweisen.
Es gibt Alternativen, die nicht nur von den Bürgerinitiativen gegen überzogenen Stromnetzausbau, sondern auch von führenden Wissenschaftlern immer wieder vorgetragen werden. Bisher ohne Gehör – die Bundesnetzagentur und die Politik stellen sich taub.
Dabei kann man jetzt noch zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger und der Wirtschaft eingreifen. Ein großer Teil der geplanten Leitungen sind bisher weder genehmigt noch im Bau. Es geht um einen dreistelligen Milliardenbetrag, der eingespart werden kann und der dann auch nicht von den Menschen über den Strompreis zu bezahlen ist.
Denn die bisherige Planung ist nicht bezahlbar und technisch nicht umsetzbar. Die Umsetzung der Energiewende als deutlich dezentraleres System, getragen von Bürgerenergiegenossenschaften und Stadtwerken, ist eine kostengünstige und umweltfreundlichere Alternative, die in die öffentliche politische Diskussion gehört.
2. Nach den Informationen im Artikel der Mainpost vom 03.05.2025 „Unterfranken wird zur Mega-Baustelle“ hört es sich an, als laufe beim Bau neuer Trassen alles planmäßig und ohne Probleme. Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus. Die Bauarbeiten werden teilweise rücksichtslos durchgezogen. Die Bodenstruktur wird mutwillig zerstört. Bei den Spülbohrungen wird Bentonit verwendet, das aus den Bohrlöchern in die Bäche läuft.
Anzeigen bei den Naturschutzbehörden durch betroffene Grundstückseigentümer laufen ins Leere.
Bei Zeve in Niedersachsen wurde bei Bauarbeiten für den SuedLink der Fluss Oste durch einen unkontrollierten Austritt großer Mengen eines Bentonit-Wasser-Gemisches massiv verunreinigt. https://www.av-nds.de/graue-suppe-oste-bei-zeven-verunreinigt/
Es ist also zu befürchten, dass auch die Baumaßnahmen in Unterfranken nicht so idyllisch ablaufen wie von TransnetBW suggeriert.
Erdverkabelung (HGÜ) statt Freileitungen und alles wird gut – ein weiteres Märchen, das den Menschen erzählt wird.
3. HGÜ in der Kritik: Zu teuer, zu unsicher
Es gibt klare Anzeichen dafür, dass der geplante Bau der HGÜ-Leitungen viel teurer wird und viel länger dauert als geplant. Auch die Störungsanfälligkeit scheint viel höher zu sein als bei Freileitungen. Zukünftige Reparaturen werden Wochen oder gar Monate dauern.
Die Pilotprojekte Südlink und Südostlink sind bereits jetzt erkennbar gescheiterte Milliardengräber. Dies zu verhindern, hätte in der Hand der Regulierungsbehörde gelegen, in diesem Fall ist die BNetzA verantwortlich. Leider ist festzustellen: Die BNetzA hat scheinbar bei der Kontrolle versagt.
Besonders bitter: Die Übertragungsnetzbetreiber hätten es selbst in der Hand gehabt, Politikern, die Erdkabel gefordert haben, zu erklären, dass dies eben keine Projekte sind, die leicht und günstig zu bauen sind und dann unsichtbar in der Erde verschwinden. Stand jetzt gibt es an zahlreichen Stellen Verwüstungen und offene Baustellen. Eine HGÜ-Leitung ist aber erst dann funktionsfähig, wenn sie von Nord nach Süd durchgängig gebaut ist. Eine Inbetriebnahme 2028 halten nicht nur die Bürgerinitiativen für utopisch.
Wer zahlt den Netzausbau?
Bis heute gibt es keine Kosten-Nutzen-Analyse von Stromproduktion und Netzausbau. Ein Verstoß gegen EU-Vorgaben. Die Kosten des Netzausbaus werden schlicht ignoriert und totgeschwiegen. Die genannten 10 Milliarden Euro für SuedLink sind unrealistisch und werden in der Realität um ein Vielfaches höher sein. Inzwischen geht man von 302 Milliarden Euro für den Ausbau der geplanten Übertragungsnetze aus.
Bürgerinnen und Bürger werden gemeinsam mit den Unternehmen die milliardenschweren Folgekosten für den Bau zahlreicher neuer Stromtrassen tragen. Dabei geht es den Bürgerinitiativen nicht um die generelle Ablehnung von Stromnetzausbau. Gerade in den Stromverteilnetzen (Stadtwerke) ist umfangreicher Netzausbau nötig. Kritisiert wird ein völlig überzogener Netzausbau, abgeleitet aus regelmäßig falschen Annahmen der BNetzA und politisch durchgewunken.
Dr. Werner Neumann, Sprecher des Arbeitskreises Energie im BUND Naturschutz, schreibt hierzu: “Bisher wurde der Netzausbau von den Verbrauchern über die Netzentgelte getragen. Bleibt es dabei, könnten sich die Entgelte verdreifachen. Noch vor zehn Jahren ging man von einem Bedarf von 3.000 Kilometer Leitungen und Kosten von 22 Milliarden Euro, bei einem geschätzten jährlichen Stromverbrauch von 500 Terawattstunden aus. Heute ist man beim doppelten Verbrauch, bei der zehnfachen Länge und bis zu 33-mal höheren Kosten. Diese Zahlen werfen Fragen auf: “Ist das wirklich notwendig – oder läuft hier etwas gewaltig aus dem Ruder?” https://www.energieverbraucher.de/de/start__2229/NewsDetail__19449/
4. Herr Haug-Peichl hat sich offensichtlich nicht die Mühe gemacht, für seinen Artikel in der Mainpost vom 03.05.2025 „Unterfranken wird zur Mega-Baustelle“ nachzuforschen oder bei Betroffenen nachzufragen. Er glaubt den Aussagen des Übertragungsnetzbetreiber Tennet, der selbst Profiteur der Projekte ist, ungeprüft, dass der Trassenbau schnell und ohne Komplikationen vorangehe. Das Gegenteil ist der Fall, wie die beigefügten Bilddateien auf den nachfolgenden Seiten zeigen. Sie stellen lediglich einen Teil der Aufnahmen einer gemeinsamen Begehung von Mitgliedern der BI Bergrheinfeld e.V. gemeinsam mit örtlichen Landwirten und betroffenen Anwohnern dar. (Auf Wunsch können weitere Bildnachweise übermittelt werden, die das Ausmaß der Schäden belegen.)
Das Ausmaß der Schäden ist immens. Man muss davon ausgehen, dass Ackerbau auf den betroffenen Flächen kaum bis nicht mehr möglich sein wird.
Es zeigen sich erhebliche Schäden durch vielfachen Austritt von Bohrwasser, welches mit unbekannten Additiven versetzt ist. Inwieweit sich hierdurch Schäden dauerhaft einstellen, ist nicht absehbar.
Mit freundlichen Grüßen
Bürgerinitiative A7 Stromtrasse NEIN e.V.
Bürgerinitiative Bergrheinfeld e.V.
gez. Die Vorstandschaft gez. Die Vorstandschaft
Bildbelege aus dem Abschnitt E2 (Baden Württemberg) aus dem Vorhaben 3:
Belegfoto 1
Aufnahmezeitpunkt: 13.04.2025
Ort: Dippach bei Möckmühl
Trassenabschnitt: Km 59,6
Problembeschreibung: Auffangen von Bentonit welches auch dem Erdreich hervor läuft und in Mulden gesammelt wird.
Ausführende Baufirma: Max Bögl
Belegfoto 2
Aufnahmezeitpunkt: 13.04.2025
Ort: Dippach bei Möckmühl
Trassenabschnitt: Km 59,6
Problembeschreibung:
-> Bachverlegung Hergstbach aufgrund Verseuchung
des ursprünglichen Bachbettes mit Bentonit = Bohrwasser für Spülbohrungen (wird mit Additiven versetzt)
-> Es ist möglich, dass bestimmte Tierarten (Fische, Amphibien, etc.), die in Kontakt mit der Suspension kommen, quasi daran ersticken. Auch ist es vorstellbar, dass Kiesschüttungen von Trinkwasserbrunnen durch die Spülung zugesetzt werden, d.h. ihre Wasserfassungsfähigkeit verschlechtert wird.
Ausführende Baufirma: Max Bögl
Belegfoto 3
Aufnahmezeitpunkt: 13.04.2025
Ort: Heckfeld
Trassenabschnitt: Km 26,8
Problembeschreibung: -> Bentonit mit Additiven
(unkontrollierter Austritt über die Spülbohrung)
Ausführende Baufirma: Leonhard Weiss
Belegfoto 4
Aufnahmezeitpunkt: 13.04.2025
Ort: Heckfeld
Trassenabschnitt: Km 27,4
Problembeschreibung:
-> Bentonit mit Additiven
(unkontrollierter Austritt über die Spülbohrung)-> Kabel gingen bei dem HDD Verfahren verloren
Ausführende Baufirma: Leonhard Weiss
Belegfoto 5
Aufnahmezeitpunkt: 13.04.2025
Ort: Heckfeld
Trassenabschnitt: Km 27,4
Problembeschreibung: -> verfüllen Kabelgraben mit Beton zur Erdkabelbettung (ca. 100 m³)
Ausführende Baufirma: Leonhard Weiss
Belegfoto 5
Aufnahmezeitpunkt: 13.04.2025
Ort: bei Oberkessach (Schöntal)
Trassenabschnitt: Km 53,3
Problembeschreibung: -> Austritt Bentonit mit Additiven
(unkontrollierter Austritt aus Hang nahe dem Trassenabschnitt)
Ausführende Baufirma: Max Bögl