Pro­vin­zi­el­les Pos­sen­spiel beim baye­ri­schen Energiegipfel 

Refe­ren­ten der Tras­sen­geg­ner wird Rede­recht verweigert

Das Akti­ons­bünd­nis gegen die Süd-Ost-Tras­se (ABSOT) hat für den Ter­min beim Ener­gie­gip­fel des baye­ri­schen Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums einen Rede­bei­trag ein­ge­for­dert, um den in unse­ren Augen auf­fäl­lig ein­sei­ti­gen Bei­trä­gen von Inter­es­sens­ver­tre­tern der Ener­gie­kon­zer­ne und Tras­sen­be­für­wor­tern Fak­ten ent­ge­gen­zu­set­zen, die den Netz­aus­bau in Fra­ge stel­len. Dem ABSOT wur­de für die Sit­zung am 15.05.19 zuge­sagt, mit einem Refe­ren­ten der eige­nen Wahl teil­neh­men zu kön­nen. Der Refe­rent, MdB Ralph Len­kert, ist tief in das The­ma Netz­aus­bau und Ener­gie­po­li­tik ein­ge­ar­bei­tet, höchst kom­pe­tent, Mit­glied im Bei­rat der Bun­des­netz­agen­tur und Ordent­li­ches Mit­glied und Obmann im Aus­schuss für Umwelt, Natur­schutz und nuklea­re Sicher­heit des Deut­schen Bun­des­tags. Ralph Len­kert ist aber auch Mit­glied der Par­tei DIE LINKE. Dies scheint für eini­ge Ver­ant­wort­li­che auf den unter­schied­li­chen Ebe­nen des Ener­gie­gip­fels ein Pro­blem zu sein. Den Tras­sen­geg­nern wur­de nun die Zulas­sung des Refe­ren­ten ver­wei­gert. Der Vor­trag liegt der Geschäfts­stel­le Ener­gie­dia­log Bay­ern bereits vor und beinhal­tet kei­ner­lei poli­ti­sche Äuße­run­gen oder Par­tei­lo­gos der LINKEN.

Maul­korb auf­grund von Parteizugehörigkeit?

In einem Schrei­ben der Geschäfts­stel­le Ener­gie­dia­log Bay­ern wur­de behaup­tet, es bestün­de die Gefahr, dass Ralph Len­kerts Vor­trag „nicht fach­lich son­dern poli­tisch bewer­tet und nicht ernst genom­men wird“. In einem Tele­fo­nat mit einem Mit­ar­bei­ter des Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums fiel sogar der Begriff „links­ra­di­kal“ im Zusam­men­hang mit dem Refe­ren­ten. Dies wei­sen wir als inak­zep­ta­bel und voll­kom­men halt­los zurück.

Ralph Len­kert hat­te im Rah­men einer Ver­an­stal­tung des Akti­ons­bünd­nis­ses der Tras­sen­geg­ner kürz­lich die Poli­tik eini­ger CSU-Bun­des- und Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten scharf kri­ti­siert. Vie­les deu­tet dar­auf hin, dass es eini­gen Poli­ti­kern nicht recht sein kann, dass Ralph Len­kert in Mün­chen zu Wort kommt. Die vor­lie­gen­de Begrün­dung für eine Ableh­nung des Refe­ren­ten jeden­falls ist ein Vor­wand und spricht gegen die­je­ni­gen, die einen Fach­mann auf­grund ideo­lo­gi­scher Scheu­klap­pen nicht ernst neh­men wol­len. Die Ent­schei­dung, wer uns ver­tritt, soll­te nach unse­rem demo­kra­ti­schen Ver­ständ­nis den Bür­ger­initia­ti­ven oblie­gen. Wir wer­ten dies als Maul­korb“, so Dör­te Hamann, Spre­che­rin des ABSOT.

Das Akti­ons­bünd­nis for­dert die Ver­ant­wort­li­chen die­ser Kam­pa­gne auf, die­se Art der Zen­sur und Panik­ma­che unver­züg­lich zu been­den. Beson­ders unwür­dig ist es, dass die Kri­tik am Refe­ren­ten nicht etwa offen geführt wird, son­dern ver­stärkt ver­sucht wird, auf tele­fo­ni­schem Weg auf unse­ren Ver­tre­ter des Akti­ons­bünd­nis­ses, Hubert Galo­zy, Druck aus­zu­üben. Die eigent­lich Ver­ant­wort­li­chen stel­len sich nicht der Dis­kus­si­on, son­dern blei­ben unge­nannt und unbekannt.

Lang­jäh­ri­ge Zusam­men­ar­beit der Bür­ger­initia­ti­ven auch mit DIE LINKE

Als Akti­ons­bünd­nis, das rund 40 Tras­sen­geg­ner-Bür­ger­initia­ti­ven in Bay­ern ver­tritt, legen wir größ­ten Wert dar­auf, poli­tisch unab­hän­gig zu arbei­ten. Wir behal­ten es uns jedoch vor, die fach­lich kom­pe­ten­ten Bei­trä­ge von Poli­ti­kern wie MdB Ralph Len­kert in die Dis­kus­si­on ein­zu­brin­gen. Die seit Jah­ren bestehen­de, posi­ti­ve Zusam­men­ar­beit mit den LINKEN wer­den wir auch auf Druck von außen kei­nes­falls been­den. Eben­so koope­rie­ren wir mit ande­ren Par­tei­en, die für eine dezen­tra­le Ener­gie­wen­de stehen.

Ralph Len­kert ist als Mit­glied im Rat der Bun­des­netz­agen­tur sehr genau dar­über infor­miert, wie die poli­ti­schen Ent­schei­dun­gen für den in Augen der Tras­sen­geg­ner über­di­men­sio­nier­ten Netz­aus­bau im Bun­des­tag zustan­de kom­men. Und er legt klar dar, war­um die jet­zi­gen Plä­ne für Süd­ost­link, Süd­link und Ultra­net weder volks­wirt­schaft­lich sinn­voll, noch not­wen­dig für die Ver­sor­gungs­si­cher­heit Bay­ern sind. Die­ser Kri­tik müs­sen sich die Ver­ant­wort­li­chen für die­se sinn­lo­sen Mil­li­ar­den­pro­jek­te stellen.

Wir hof­fen, dass der Dia­log auf dem Ener­gie­gip­fel ohne ideo­lo­gi­sche Vor­ur­tei­le auf sach­li­cher Ebe­ne wei­ter­ge­führt wer­den kann. Wir müs­sen uns alle gemein­sam dem Kli­ma­wan­del ent­ge­gen­stel­len. Bay­ern braucht die Ener­gie­wen­de vor Ort, um die baye­ri­sche Wirt­schaft kon­kur­renz­fä­hig und stark für die Zukunft zu machen.

Aus Pro­test für den Maul­korb wird der von Ralph Len­kert zur Ver­fü­gung gestell­te Vor­trag von unse­ren Ver­tre­tern beim Ener­gie­gip­fel, Hubert Galo­zy und Josef Lang­gärt­ner, schwei­gend und kom­men­tar­los vorgespielt.

Down­load: Vor­trag Net­ze StM­Wi Bay­ern von Ralph Len­kert (pdf, 3MB)

Ein Gedanke zu „Pro­vin­zi­el­les Pos­sen­spiel beim baye­ri­schen Energiegipfel “

  1. Ein pro­vin­zi­el­les Pos­sen­spiel? Das ist noch sehr mil­de for­mu­liert. Ich sehe die­se Akti­on als veri­ta­bles Trau­er­spiel der Ver­ant­wort­li­chen. Die Furcht vor den von Ralph Len­kert stets prä­sen­tier­ten Fak­ten muss groß sein bei den Ver­tre­tern der Fos­sil- und Atom­lob­by. Da ver­sucht man mit allen Mit­teln, die­se Fak­ten zu unter­drü­cken. Selt­sam auch, dass nur ein Ver­tre­ter der Bür­ger­initia­ti­ven bei die­sem Ener­gie­dia­log zuge­las­sen ist, das war zu Ilse Aigners Zei­ten schon mal bes­ser. Aber auch damals 2014/2015 hat­ten die oben genann­ten Lob­by­grup­pen eine siche­re Mehr­heit. Mir drängt sich auch fol­gen­de Fra­ge auf: Wer hat im baye­ri­schen Wirt­schafts- und Ener­gie­mi­nis­te­ri­um das Sagen? FW-Minis­ter Hubert Aiwan­ger oder die nach­ran­gi­gen Minis­te­ria­len, die noch immer die alten CSU Seil­schaf­ten prä­sen­tie­ren? Wenn Letz­te­res der Fall sein soll­te, muss Aiwan­ger ein Macht­wort spre­chen und sei­ne Posi­ti­on klar machen. Das gebie­tet der Respekt und die Ach­tung vor sei­ner FW Basis, die im Lan­des­ar­beits­kreis Ener­gie wert­vol­le Arbeit in Sachen dezen­tra­le Ener­gie­wen­de leistet.

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