Umwelt­recht für uns gemacht! Was bedeu­tet die Aar­hus Kon­ven­ti­on für die Region?

Von: Rena­te van de Gabel-Rüp­pel (r.rueppel@t‑online.de)

Die Aar­hus-Kon­ven­ti­on ist am 25. Juni 1998 in der däni­schen Stadt Aar­hus unter­zeich­net und seit 30. Okt. 2001 in Kraft. Das Über­ein­kom­men der Wirt­schafts­kom­mis­si­on für Euro­pa (UNECE) regelt den Zugang zu Infor­ma­tio­nen, die Öffent­lich­keits­be­tei­li­gung an Ent­schei­dungs­ver­fah­ren und den Zugang zu Gerich­ten in Umwelt­an­ge­le­gen­hei­ten. 47 Staa­ten haben bis­her die Kon­ven­ti­on ratifiziert.

Das Über­ein­kom­men ist der ers­te völ­ker­recht­li­che Ver­trag, der jeder Per­son Rech­te im Umwelt­schutz zuschreibt. Die Aar­hus-Kon­ven­ti­on setzt sich inhalt­lich aus drei “Säu­len” zusammen:

  1. dem mög­lichst frei­en Zugang zu Umweltinformationen,
  2. der Öffent­lich­keits­be­tei­li­gung an Ent­schei­dungs­ver­fah­ren und
  3. dem Zugang zu Gerichten. 

Im Gegen­satz zum deut­schen Umwelt­recht ist fest­ge­legt, dass es einer Öffent­lich­keits­be­tei­li­gung bedarf, wenn Vor­ha­ben mit erheb­li­chen Umwelt­aus­wir­kun­gen, so wie die Gleich­strom­tras­sen, geplant sind.

Im Arti­kel 9 der Aar­hus-Kon­ven­ti­on wur­de der Zugang zu Gerich­ten bei Umwelt­be­lan­gen gere­gelt: sie schreibt jeder Per­son ein Wider­spruchs- und Kla­ge­recht im Fal­le der Verweigerung 

des Infor­ma­ti­ons­zu­gangs, im Hin­blick auf Ent­schei­dun­gen, die der Öffent­lich­keits­be­tei­li­gung unter­lie­gen, sowie all­ge­mein bei Ver­stö­ßen gegen umwelt­recht­li­che Vor­schrif­ten, zu.

Betrof­fen von der Kla­ge sind die Stra­te­gi­schen Umwelt­prü­fun­gen, die bei Groß­pro­jek­ten, die mas­siv in die Umwelt und Natur ein­grei­fen, not­wen­dig sind.  Die Aar­hus-Kon­ven­ti­on ist abso­lut recht­lich ver­bind­lich und steht als UN-Recht über EU-Recht, wel­ches wie­der­um über natio­na­lem Recht steht. Deutsch­land hat sich ver­bind­lich 2007 dem Kon­ven­ti­on ange­schlos­sen, der dama­li­ge Umwelt­mi­nis­ter hat den Ver­trag unterschrieben. 

Down­load: lokal_aarhus_klage.pdf

Ein Gedanke zu „Umwelt­recht für uns gemacht! Was bedeu­tet die Aar­hus Kon­ven­ti­on für die Region?“

  1. Dan­ke für die­se Infor­ma­tio­nen, Rena­te. Die kön­nen für den Wider­stand gegen die Tras­sen eine ent­schei­den­de Wen­de ein­lei­ten, sofern der Fonds genü­gend Mit­tel, sprich Koh­le, erhält. Da die Bun­des­re­gie­rung die von ihr unter­zeich­ne­ten und rati­fi­zier­ten Bestim­mun­gen der Kon­ven­ti­on nicht in den Geset­zen ver­an­kert hat, ist das ein Ver­stoß gegen inter­na­tio­na­les und euro­päi­sches Recht, wel­ches vor dem EUGH ein­klag­bar ist. Und hier liegt der Hase im Pfef­fer. Es wäre nicht das ers­te Mal, dass die Bun­des­re­gie­rung vor den EUGH kommt und auch ver­ur­teilt wird, wir haben also gute Chan­cen, brau­chen aber einen lan­gen Atem. Poli­ti­ker reagie­ren auf Hin­wei­se zu Aar­hus all­er­gisch, da sie sich direkt auf einen wun­den Punkt ange­spro­chen füh­len, und das zu Recht. Denn im Gegen­zug wur­den die bis­he­ri­gen Betei­li­gungs­pro­zes­se wie Raum­ord­nungs­ver­fah­ren für die neu zu bau­en­den HGÜ ein­fach abge­schafft, durch Geset­ze wie das Netz­aus­bau­be­schleu­ni­gungs­ge­setz (NaBeG) und das Ener­gie­ein­lei­tungs­ge­setz (EnLaG). Hier ist die Betei­li­gung des Bür­gers nur noch Kos­me­tik, wie wir am 2. Ent­wurf des NEP sehen. Wir müs­sen die­sem Vor­ha­ben zum Erfolg ver­hel­fen, das ist für uns Tras­sen- und Frack­ing­geg­ner die ein­zi­ge rea­le von Poli­ti­kern der regie­ren­den Par­tei­en unab­hän­gi­ge Chan­ce, zu unse­rem guten Recht zu kom­men. Seht euch den Down­load am Ende des Bei­trags gut an und tut euer Möglichstes!

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