Der Anfangspunkt der Gleichstrompassage Süd-Ost soll angeblich von den Braunkohlerevieren bei Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt nach Güstrow/Region Rostock in Mecklenburg-Vorpommern verlegt werden. Damit will Sigmar Gabriel dem Vorwurf aus dem Wege gehen, Stromtrassen zu bauen, die schädlichen Braunkohlestrom transportieren.
4 Gigawatt Stromleistung sollen zukünftig durch diese Trasse transportiert werden. Wie diese Leistung onshore oder offshore zusammengetragen werden soll, ist jedoch noch fraglich. Viele der geplanten Standorte für onshore Anlagen in der Region Rostock / Güstrow stehen nämlich unter Vorbehalt.
Die Luftwaffe behält sich jedoch vor, 12 von 16 vorgeschlagenen Gebieten erst nach Einzelfallprüfung im konkreten Genehmigungsverfahren gegebenenfalls abzulehnen. Bereits jetzt bestehen dort erhebliche Störungen bei der Radarerfassung von Flugzeugen, wie das Bundesamt für Infrastruktur der Bundeswehr, Kiel feststellte.
Das Amt für Flugsicherung der Bundeswehr, Frankfurt prüfte ergänzend. Fazit: drei Windkraft-Standorte mussten aus der Planung herausgenommen werden. Die Ostsee-Zeitung („Luftwaffe verhindert Windparks“) und die Stromautobahn („Luftwaffe zerstört Windparks“) berichteten.
Der Regionale Planungsverband der Region Rostock sieht die zukünftige Entwicklung aber ganz anders. Da die Luftfahrtbehörden die übrigen Flächen bis jetzt nicht ausdrücklich abgelehnt haben, werden sie sie mittragen, meint man in der Dokumentation (1) der Anhörungen. Man verlässt sich offensichtlich darauf, dass es im konkreten Genehmigungsverfahren zu keinen schwerwiegenden Einwänden kommt.
Diese Vogel-Strauß-Politik kann jedoch Folgen haben, denn was ist, wenn die Luftwaffe sich später auf die bereits erhobenen Einwände beruft? Wenn 12 der 16 vorgeschlagenen Gebiete wegen befürchteter Störungen des Flugbetriebs nicht genehmigt werden können?
Die Stellungnahmen der Luftverkehrsbehörden sind aber nur ein Mosaikstein im Gesamtgebilde, andere Stellungnahmen können ebenfalls den Planungen widersprechen und zum Tragen kommen. Wie viele der ursprünglich geplanten Windparks, egal ob on-oder offshore tatsächlich realisiert werden können, weiß heute kein Mensch.
Und wo kommt bitteschön dann der Strom für die Gleichstrompassage Süd-Ost her…?
Aber klar, sobald das Ostsee-Kabel verlegt ist kann man Strom aus den Anrainerstaaten beliebig importieren und auch wieder exportieren, egal wie dieser Strom erzeugt wird.
(1) www.planungsverband-rostock.de/fileadmin/user_upload/pdf/Fortschreibung_Energie/REPRR_Abwaegungsdokumentation_Mai14.pdf , unter Punkt 4.4 Schutzbereiche der Flugsicherung ab Seite 42)
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