Altdorf/Ludersheim: Annähernd 100 Personen dürften sich am Freitag Abend zur kurzfristig einberufenen Mahnwache vor dem alten Feuerwehrhaus eingefunden haben. Der Informationsbedarf der Bürger ist groß, so dass den Organisatoren schnell klar wurde, dass das 50 Personen fassende alte Feuerwehrhaus zum Stammtisch um 19.00 Uhr nicht ausreichen würde.
Die stets gut besuchten Mahnwachen haben in Ludersheim mittlerweile Tradition. Zur aktuellen Lage zur Juraleitung gab und gibt es viel Informationsbedarf. Der Planer und Bauherr der Übertragungsleitung, die Firma Tennet, kam und kommt seinem Informationsauftrag nicht nach.
Der BR war ebenso vor Ort und berichtete im Rahmen der Rundschau am Montag, den 19.09.
Keine Informationsveranstaltung von Tennet
Dörte Hamann, Sprecherin des Aktionbündnisses der Trassengegner, eröffnete die Mahnwache mit der Feststellung, dass Tennet mit dem Bürgerbüro in Altdorf einen Fehlstart hingelegt habe. In den Medien musste man Pressesprecher Lieberknecht ertragen, wie er von fehlendem Protest sprach, als er im Bürgerbüro in Altdorf seinen Presseeinstand gab. Das Schild am Eingang hatte Greewashing Charakter und suggerierte, dass es sich um eine behördliche Insitution handele. “Nürnberger Land” stand da lesen. Die Ergänzung “powered by Tennet” wurde erst Wochen später nach Anregung der Bürgerinitiaven angebracht. Bis heute fehlt ein angeregter Termin zu einer öffentlichen Veranstaltung in Altdorf.
Martin Tabor, Bürgermeister von Altdorf, führte in seinem Grußwort den aktuellen Stand zur Juraleitung aus. Das Raumordnungsverfahren ist abgeschlossen, das heißt aber nicht, dass Tennet bereits bauen darf. Im Gegenteil, man hat zum Teil deutliche Auflagen von der Regierung von Mittelfranken erhalten, die in unserem Trassengebiet erst geklärt werden müssen, bevor das Planfeststellungsverfahren über den Neubau der Juraleitung entscheiden wird. Auch der rechtliche Beistand der Stadt Altdorf sieht Erfolge beim Aussprechen der Betretungsverbote. Diese wirken, dies hat auch Tennet in Presseartikeln zugeben müssen, da sie den Zeitplan und weitere Vorgehensweisen bei Tennet empfindlich gestört haben.
7‑fache Stromstärke und 11-fache Leistung
Hubert Galozy, ebenfalls Sprecher des Aktionsbündnisses der Trassengegner, fasste anschließend nochmals die Fakten des Ersatzneubaus der Juraleitung zusammen. Aufrüstung von 220 Kilovolt auf 380 Kilovolt bedeutet die 7‑fache Stromstärke und 11-fache Leistung und gut doppelt so hohe Freileitungsmasten mit ca. 80 Metern Höhe. Ein zweites Umspannwerk in Ludersheim, oder auf Winkelhaider Gebiet wird notwendig. In Ludersheim ist die Landwirtschaft erheblich durch 50 Meter breite Schneisen wegen der Erdverkabelung betroffen. Am Beginn und Ende der etwa 6 Kilometer langen Erdverkabelungsstrecke werden Kabelübergangsstationen stehen, die wiederum 1 – 1,5 ha Fläche benötigen.
Peter Schmidt, Landwirt aus Ludersheim, zeigte sich in seiner Ansprache deshalb wenig begeistert von den immensen Eingriffen auf seinen Flächen und fürchtet um seine Existenz. Auch das Große und Ganze hat er im Blick. Es gibt keinen Stromengpass in Deutschland, der derzeitige hohe Preis ist dem Merit Order Prinzip des Strommarktdesigns geschuldet. Wir müssen in Deutschland Gaskraftwerke zur Stromerzeugung heranziehen, da in Frankreich rund die Hälfte der 56 Atomkraftwerke wegen Mängeln stillsteht und Deutschland Strom nach Frankreich exportieren muss. Aufgrund der Regelung, dass alle Stromerzeuger den Preis des teueresten Anbieters (in diesem Fall Gaskraft) erhalten führt dies zu den derzeit wahnwitzigen Preisen am Strommarkt in Deutschland. Der Strompreis in Frankreich wurde hingegen politisch gedeckelt.
Carmen Brunner, ebenfalls Landwirtin aus Ludersheim, ergänzte um die Gesundheitsgefahren, die von der aufgerüsteten Juraleitung und einem weiteren Umspannwerk ausgehen. Die Befürchtung, der elektromagnetischen Strahlung in Ludersheim verstärkt ausgesetzt zu sein und die Gefährdung der Gesundheit für Kinder und Enkelkinder, beschäftigt viele Ludersheimer.
Gut die Hälfte der Anwesenden begab sich anschließend für Detailinformationen zum Stammtisch in das alte Feuerwehrhaus, das aus allen Nähten platzte. Die Bürgerinitiative sprach in Vorträgen mit Kartenmaterial über die möglichen Standorte des geplanten neuen Umspannwerks. Erfreulich war auch, dass einige Winkelhaider anwesend waren. Diese stellten fest, dass der dortige Bürgermeister sich nicht dazu äußern möchte, obwohl durchaus Informationsbedarf der Bürger vorhanden ist.
Am 6. Oktober im Weinhofer Vereinsheim
Die nächste Informationsveranstaltung findet am 06.10. um 19.00 Uhr in Weinhof im Vereinsheim statt. Weinhof ist vom geplanten Trassenverlauf stark tangiert. Wieder eine gute Gelegenheit sich zu informieren und sich gegen ein milliardenschweres Renditeprojekte für den Atom‑, Gas- und Kohlestromhandels eines europäischen Übertragungsnetzbetreibers zu wehren.