Kampf um Strom – die Chan­cen einer klu­gen Energiewende

Von: Ani­ta Die­min­ger (Megatrasse-VG-Nordendorf@gmx.de)

Das Münch­ner Forum Nach­hal­tig­keit lud am 07.04.16 zu der Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung “Kampf um Strom – die Chan­cen einer klu­gen Ener­gie­wen­de” ein. Nach­dem Dr. Hel­mut Paschlau (Die Umwelt-Aka­de­mie e.V.) einen Über­blick zum aktu­el­len Stand Mün­chens zur Ener­gie­wen­de gege­ben hat­te und Micha­el Schabl kurz das Bür­ger­be­geh­ren Mün­chens “Raus aus der Koh­le” vor­stell­te, folg­te der Vor­trag von Frau Prof. Clau­dia Kemfert.

Sie beleg­te ganz nüch­tern auf­grund von Zah­len und Fak­ten, daß ein Gleich­strom­tras­sen­bau wie er poli­tisch beschlos­sen wur­de, nicht not­wen­dig sei. Tech­nisch wäre es sogar mög­lich alle noch lau­fen­den deut­schen AKW´s von heu­te auf mor­gen abzu­schal­ten. Wir schwim­men im Strom und durch den Bau der Thü­rin­ger Strom­brü­cke gibt es kei­ne nen­nens­wer­ten Netz­eng­päs­se. Auch räum­te sie mit dem lob­by­ge­mach­ten Vor­ur­teil auf, daß die Erneu­er­ba­ren für die stei­gen­de EEG-Umla­ge ver­ant­wort­lich wären. Schuld an die­ser Mise­re sind zum größ­ten Teil der gesun­ke­ne Bör­sen­preis und die Viel­zahl immer mehr wer­den­der Befrei­un­gen der Indus­trie­un­ter­neh­men. Sie wies auf das immer wie­der ange­führ­te Argu­ment hin, dass damit Arbeits­plät­ze gesi­chert wür­den. Laut einer Stu­die, die sie vor­leg­te, machen die Ener­gie­kos­ten gera­de ein­mal 3% aller Kos­ten aus. Auf den Spit­zen­plät­zen für die Abwan­de­rung von Unter­neh­men ste­hen Lohn­kos­ten, Qua­li­fi­ka­ti­on des Arbeits­an­ge­bots ‚Prä­senz im loka­len Markt, Sub­ven­tio­nen und Steu­er­vor­tei­le, Bereit­stel­lung der Infra­struk­tur – aber nicht die Ener­gie­wen­de! Die Ener­gie­kos­ten ste­hen an 13. Stel­le und spie­len für Vie­le wohl kei­ne so gro­ße Rol­le, wie immer wie­der ger­ne behaup­tet wird. Sieht man sich die Ener­gie­stück­kos­ten im Sek­tor Che­mie an, so steht Deutsch­land an vor­letz­ter Stel­le. Ähn­lich ver­hält es sich beim ver­ar­bei­ten­den Gewer­be. Von zu hohen Enenergie(stück)kosten also kei­ne Spur!

2016-04-07_bEin wei­te­rer wich­ti­ger Vor­trags­punkt waren Koh­le­kraft­wer­ke. Die­se sei­en nicht mehr zeit­ge­mäß, da sie zu kli­ma­schäd­lich sind und auch zu unfle­xi­bel. Um ein Koh­le­kraft­werk hoch­zu­fah­ren braucht man eine Woche, sag­te Frau Kem­fert. Das paßt nicht in das Ener­gie­sys­tem der EE. Auch das Arbeits­platz­ar­gu­ment ließ sie nicht gel­ten. In der Bran­che der Erneu­er­ba­ren arbei­ten 5x soviel Men­schen wie in der Koh­le­indus­trie. Ein wei­te­rer Punkt, den sie nicht nach­voll­zie­hen konn­te, war der geplan­te Zubau von Koh­le in den Netz­ent­wick­lungs­plä­nen. Dage­gen hät­te es noch nie ein unter­such­tes Spei­cher­sze­na­rio gege­ben. Daß die Koh­le eine star­ke Lob­by hat, zeig­te sich bei dem Vor­schlag von Minis­ter Gabri­el zur Kli­ma­ab­ga­be. Was eine gute Sache gewe­sen wäre, wur­de zur Sub­ven­ti­on für Koh­le­kraft­wer­ke, die zur Strom­preis­er­hö­hung führt. Ob der CO2-Emis­si­ons­han­del das Pro­blem lösen könn­te, beant­wor­te­te Frau Kem­fert mit einem kla­ren NEIN. Die Ton­ne CO2 kos­te zur Zeit 7,- Euro. Erfor­der­lich wären zwi­schen 40–60 Euro/t‑das ist poli­tisch nicht möglich.

Wün­schens­wert wären laut der Ener­gie­öko­no­min Anrei­ze für Ener­gie­spei­cher und mehr poli­ti­sche Akteu­re für die Ener­gie­wen­de.
Zum Abschluß sag­te sie: Ener­gie­wen­de kommt von unten!

2016-04-07_a8 Ver­tre­ter der Bür­ger­initia­ti­ven der Kopf­stel­le Donau-Lech waren (natür­lich) mit dem Zug nach Mün­chen gefah­ren, um sich die­sen span­nen­den Vor­trag anzu­hö­ren und sich an der Dis­kus­si­on zu betei­li­gen. Vie­le von Ihnen haben eine PV-Anla­ge auf dem Dach oder einen Spei­cher im Kel­ler oder fah­ren ein Elek­tro­au­to-dass das nicht nur etwas für “Öko´s” ist, son­dern der rich­ti­ge Weg in eine kli­ma­freund­li­che­re Zukunft, das oben­drein noch Spaß macht und sich auch lohnt, brach­te Man­fred Burz­ler zum Ausdruck.

Auch die Stadt Mün­chen hat sich Zie­le gesetzt. Aller­dings kri­ti­sier­te Dr. Paschlau, daß es kei­nen Bür­ger­diaog gibt und dass es kei­ne Solar­in­itia­ti­ve Mün­chen mehr geben wür­de. Da die Stadt­wer­ke Mün­chen mit 29% am AKW Isa­rII betei­ligt sind, haf­ten sie auch mit meh­re­ren hun­dert Mil­lio­nen Euro. Auch soll das Koh­le­kraft­werk Nord2 in Mün­chen noch bis 2035 wei­ter­lau­fen, obwohl Geo­ther­mie-Alter­na­ti­ven schnel­ler rea­li­siert wer­den könnten.

Der Kampf hat also begon­nen-es geht um alte Struk­tu­ren, viel Geld, neue Chan­cen und um unser aller Zukunft. Frau Kem­fert sag­te: Durch den EE-Aus­bau Deutsch­lands, sind die Kos­ten für Erneu­er­ba­re welt­weit gesun­ken. Daher bekommt sie auf ihren Aus­land­rei­sen immer wie­der die Bewun­de­rung aus dem Aus­land. Auch die Ent­wick­lungs­län­der haben davon pro­fi­tiert und kön­nen sich nun die­se Tech­no­lo­gien leis­ten. Thank you Ger­ma­ny! sag­te letz­tens ein Konferenzteilnehmer.

Dar­an sieht man, wie wich­tig die­se Wen­de für alle ist und wich­tig es ist, daß wir nicht nur davon Reden, son­dern Han­deln-nicht Mor­gen son­dern Jetzt!

3 Gedanken zu „Kampf um Strom – die Chan­cen einer klu­gen Energiewende“

  1. Lie­be Anita,

    vie­len Dank für die gute und infor­ma­ti­ve Zusam­men­fas­sung die­ses Abends! Dar­in fin­den sich vie­le Argu­men­te für die Ener­gie­wen­de, die von den öffent­li­chen Medi­en ger­ne ver­schwie­gen wer­den, kurz und knapp und all­ge­mein­ver­ständ­lich auf den Punkt gebracht! Dan­ke nochmals!
    LG Freia

  2. Ent­spre­chend mei­nen Infor­ma­tio­nen betei­ligt sich Mün­chen am Bau eines Wind­kraft­parks in der Nord­see und bezahlt für den durch­ge­lei­te­ten Strom kei­ne Netzentgelte!!
    Eine tol­le Stra­te­gie ande­re für mich bezah­len las­sen, ande­ren die Wind­rä­der aufs Auge drü­cken und sich selbst als per­fek­ter “Ener­gie­wen­der” darstellen.
    Dan­ke für die infor­ma­ti­ve Zusammenfassung.
    Mat­thi­as Grobleben

  3. Auch die Geo­ther­mie hat ihre Tücken und ist nicht frei von Neben­wir­kun­gen, denn sie geht meis­tens nicht ohne Frack­ing. Und Frack­ing ist eine Metho­de, deren Spät­fol­gen sehr bri­sant sein kön­nen, so kön­nen z. B. Erd­be­ben aus­ge­löst wer­den. Der Inhalt der Bohr­lö­cher kann auch ohne Che­mi­ka­li­en in der Bohr­flüs­sig­keit gefähr­lich wer­den, denn es kön­nen gif­ti­ge Stof­fe gelöst wer­den. Wir hier im Wei­de­ner Becken, das bis nach Kulm­bach reicht, kämp­fen für ein gene­rel­les Frack­ing­ver­bot, zusam­men mit dem Bun­des­ver­band “Gegen Gas­boh­ren”. Hier greift übri­gens auch die Aar­hus Kon­ven­ti­on, das geplan­te Gesetz sieht nach dem der­zei­ti­gen Stand aber noch nicht ein­mal eine Stra­te­gi­sche Umwelt­prü­fung vor.
    Alles hat also sei­ne Vor- und Nach­tei­le, nur Son­ne und Wind sind und blei­ben die Ener­gie­er­zeu­gungs­ar­ten, die mit Spei­chern die dezen­tra­le Ener­gie­wen­de mög­lich machen und letzt­end­lich Koh­le und Atom erset­zen kön­nen und müs­sen. Von “Wind­rä­dern aufs Auge drü­cken” kann nicht die Rede sein, dezen­tra­le Ener­gie­er­zeu­gung ohne Höchst­span­nungstras­sen geht nicht ohne sie, das ist die logi­sche Kon­se­quenz. Hier ist aber jede Regi­on gefordert.

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