Der Saal im hisÂtoÂriÂschen GastÂhof „Roter OchÂse“ in Falkenberg/Landkreis TirÂschenÂreuth war voll besetzt, immerÂhin hatÂte der VorÂsitÂzenÂde des Bund NaturÂschutz in BayÂern (BN) und zugleich BunÂdesÂvorÂsitÂzenÂder des BUND Prof. Hubert WeiÂger, ein hochÂinÂterÂesÂsanÂtes TheÂma im Gepäck, das in VerÂbinÂdung mit den droÂhenÂden StromÂtrasÂsen besonÂders aktuÂell ist.
EnerÂgieÂwenÂde: zwinÂgend – aber mit ökoÂloÂgiÂschen Leitplanken
Prof. WeiÂger schlug einen weiÂten Bogen. Der begann bei den AnfänÂgen des BN in BayÂern, führÂte über das nach und nach wachÂsenÂde UmweltÂbeÂwusstÂsein der MenÂschen zu den sich dadurch ändernÂden gesellÂschaftÂliÂchen und poliÂtiÂschen RahÂmenÂbeÂdinÂgunÂgen. WeiÂter ging es zur darÂaus resulÂtieÂrenÂden EnerÂgieÂwenÂde, dem AtomÂausÂstieg bis zu den heuÂte ansteÂhenÂden HerÂausÂforÂdeÂrunÂgen bei der UmsetÂzung der dezenÂtraÂlen EnerÂgieÂwenÂde und der AblehÂnung von Stromtrassen.
Prof. Hubert WeiÂgers VorÂtrag war besonÂders authenÂtisch und lebenÂdig, denn er schilÂderÂte die AnfänÂge des BN, die damaÂliÂgen gemeinÂsaÂmen ErfolÂge mit der geraÂde erst gegrünÂdeÂten KreisÂgrupÂpe TirÂschenÂreuth. MenÂschen werÂden seiÂner AusÂsaÂge nach BN-MitÂglieÂder, weil sie sich mit der sie umgeÂbenÂden LandÂschaft idenÂtiÂfiÂzieÂren, und das ist für eine erfolgÂreiÂche Arbeit unverzichtbar.
Die zenÂtraÂlen Aussagen
Die EnerÂgieÂwenÂde ist keiÂne OptiÂon sonÂdern ein Muss, es geht nicht darÂum, ob, sonÂdern wie sie umgeÂsetzt wird. DeutschÂland als hochÂentÂwiÂckelÂtes, demoÂkraÂtisch strukÂtuÂrierÂtes IndusÂtrieÂland mit herÂvorÂraÂgenÂdem UmweltÂbeÂwusstÂsein muss aufÂgrund seiÂner weltÂweiÂten, exportÂoriÂenÂtierÂten VerÂnetÂzung bei der EnerÂgieÂwenÂde vorÂanÂgeÂhen und hat schon viel erreicht.
Neue StromÂtrasÂsen verÂhinÂdern die EnerÂgieÂwenÂde, sie förÂdern verÂalÂteÂte TechÂniÂken, EnerÂgieÂgeÂwinÂnung aus umweltÂschädÂlichsÂter KohÂle und öffÂnen dem MissÂbrauch durch interÂnaÂtioÂnaÂlen StromÂhanÂdel die Tür.
Die Art der EnerÂgieÂerÂzeuÂgung hat immer EinÂfluss auf die Umwelt, der BN hat desÂhalb von jeher VerÂantÂworÂtung getraÂgen für ein MitÂeinÂanÂder von EnerÂgieÂverÂsorÂgung und Natur und desÂhalb auch zeitÂweiÂse die friedÂliÂche NutÂzung der AtomÂenerÂgie unterÂstützt, als AlterÂnaÂtiÂve zu den fosÂsiÂlen EnerÂgieÂträÂgern KohÂle und Öl.
Nach dem GAU in TscherÂnoÂbyl, der geplanÂten WAA in WackersÂdorf und der erfolgÂloÂsen EndÂlaÂgerÂsuÂche hat man aber erkannt: dieÂse TechÂnoÂloÂgie ist weder beherrschÂbar noch zukunftsÂfäÂhig, desÂhalb hat sich der BN als demoÂkraÂtisch aufÂgeÂbauÂte OrgaÂniÂsaÂtiÂon in einem demoÂkraÂtiÂschen ProÂzess, der rund acht JahÂre dauÂerÂte, von dieÂser TechÂnoÂloÂgie gelöst. AufÂgrund neuÂer FakÂten hat man die PosiÂtioÂnen überÂdacht und geändert
FukuÂshiÂma hat dieÂse EinÂschätÂzung bestäÂtigt, damals mussÂte es heiÂßen: AtomÂausÂstieg sofort
Der BN hält die drei E für essenziell:
EinspaÂrung – EffiÂziÂenz – ErneuÂerÂbaÂre, und zwar dezentral
Die ErneuÂerÂbaÂren und ihre Effizienz:
WindÂkraft – sie ist die effiÂziÂenÂtesÂte Art der EnerÂgieÂerÂzeuÂgung, sie hat im VerÂgleich zu FreiÂfläÂchenÂfoÂtoÂvolÂtaÂik, zum BioÂgas und zur WasÂserÂkraft den niedÂrigsÂten FläÂchenÂbeÂdarf und den höchsÂten Ertrag. DesÂhalb gehört sie zwinÂgend zum EnerÂgieÂmix dazu.
AkzepÂtanzÂproÂbleÂme der WindÂkraft: VerÂänÂdeÂrung der LandÂschaft; desÂhalb müsÂsen die StandÂorÂte von WEA sorgÂfälÂtig ausÂgeÂwählt und transÂpaÂrent komÂmuÂniÂziert werÂden. Die 10H RegeÂlung verÂhinÂdert das, denn durch sie werÂden nur noch StandÂorÂte in geschlosÂseÂnen Wald- und andeÂren NaturÂfläÂchen möglich
.Aber – in welÂchem VerÂhältÂnis steht die optiÂsche BeeinÂträchÂtiÂgung durch WEA zur LandÂschaftsÂzerÂstöÂrung durch StarkÂstromÂtrasÂsen, durch BraunÂkohÂleÂtaÂgeÂbaue oder AbbauÂgeÂbieÂte für SteinÂkohÂle in SüdÂameÂriÂka, die zusätzÂlich unter menÂschenÂverÂachÂtenÂden BedinÂgunÂgen erfolgt?
FotoÂvolÂtaÂik – unverÂzichtÂbar im EnerÂgieÂmix, bei FreiÂfläÂchenÂanÂlaÂgen jedoch hoher FläÂchenÂverÂbrauch, desÂhalb gehört FotoÂvolÂtaÂik auf die Dächer und nicht auf die grüÂne Wiese.
BioÂgas – für den EnerÂgieÂmix erforÂderÂlich und gut für die RestÂstoffÂverÂwerÂtung und als StromÂspeiÂcher nutzÂbar, jedoch hoher FläÂchenÂverÂbrauch durch den erforÂderÂliÂchen Produktanbau;
WasÂserÂkraft – 90% der bayeÂriÂschen FlüsÂse werÂden genutzt, sie ist am Limit
Prof. WeiÂger war seit der FukuÂshiÂma – KataÂstroÂphe mehrÂmals in Japan; die RegiÂon um FukuÂshiÂma soll bald wieÂder besieÂdelt werÂden, die EvaÂkuÂierÂten leben noch heuÂte in TurnÂhalÂlen; die Alten und Armen mussÂten von Anfang an in FukuÂshiÂma bleiÂben, denn sie hatÂten keiÂne finanÂziÂelÂlen MitÂtel, um wegÂzuÂgeÂhen; die RegieÂrung redet die ProÂbleÂme klein und verÂschweigt die RisiÂken; AtomÂenerÂgie ist menÂschenÂverÂachÂtend, so kann z. B. der GroßÂraum Tokio bei einem GAU nicht evaÂkuÂiert werÂden, ca. 20 Mio. MenÂschen leben in der dorÂtiÂgen KanÂto-EbeÂne, die stets erdÂbeÂbenÂgeÂfährÂdet ist; dort komÂmen auch immer wieÂder kleiÂne Beben vor;
DeutschÂland wäre bei einem GAU jedoch genau so hilfÂlos, da dürÂfen wir uns keiÂne IlluÂsioÂnen machen.
KohÂle ist keiÂnesÂfalls AlterÂnaÂtiÂve zur AtomÂenerÂgie, sie verÂschärft den KliÂmaÂwanÂdel, der läuft, die Uhr tickt, die FolÂgen werÂden aber erst in JahÂren releÂvant. KohÂleÂausÂstieg muss angeÂganÂgen werÂden wie der AtomÂausÂstieg, denn es hänÂgen noch ArbeitsÂplätÂze darÂan; ein ungeÂplanÂter AusÂstieg kann soziaÂle SpanÂnunÂgen in den KohÂleÂabÂbauÂgeÂbieÂten verÂschärÂfen. KeiÂnesÂfalls aber dürÂfen neue ProÂjekÂte wie StromÂtrasÂsen reaÂliÂsiert werÂden, denn dieÂse geneÂrieÂren neue TageÂbaue und verÂschieÂben den AusÂstieg zeitÂlich, was die soziaÂlen ProÂbleÂme auch verschärft
Der Weg muss sein: AtomÂausÂstieg – KohÂleÂausÂstieg – Erneuerbare
Wir müsÂsen auch drinÂgend unseÂre LebensÂweiÂse überÂdenÂken; Sie muss im IndusÂtrieÂland DeutschÂland dauÂerÂhaft naturÂverÂträgÂlich sein, Natur muss VorÂbild für unser eigeÂnes WirtÂschafÂten sein, eine KreisÂlaufÂwirtÂschaft also
WichÂtiÂge KomÂpoÂnenÂten – mein ökoÂloÂgiÂscher Fußabdruck
ÜberÂleÂgen – was brauÂche ich wirkÂlich? Muss ich autoÂmaÂtisch verzichten?
KeiÂne EnerÂgieÂerÂzeuÂgung, die sich nicht in die KreisÂläuÂfe einordnet
EnerÂgie spaÂren – die muss erst gar nicht erzeugt werden
EnerÂgieÂerÂzeuÂgung: verÂschieÂdeÂne BereiÂche müsÂsen verÂknüpft werÂden – Strom + WärÂme + Speicherung
BürÂger werÂden vom StromÂverÂbrauÂcher zum StromÂerzeuÂger – es funkÂtioÂniert schon
EnerÂgieÂwenÂde geht nur dezenÂtral – KonÂkurÂrenz für die zenÂtraÂlisÂtisch arbeiÂtenÂden GroßÂkonÂzerÂne, desÂhalb StörÂfeuÂer für die EnerÂgieÂwenÂde und HorÂrorÂszeÂnaÂriÂen für die BürÂger – nichts davon ist zu befürchÂten – die EnerÂgieÂwenÂde ist eine sanfÂte RevoÂluÂtiÂon von unten – ein neuÂes SysÂtem löst ein überÂkomÂmeÂnes ab
StromÂtrasÂsen solÂlen KohÂle und Atom maniÂfesÂtieÂren, erfolgÂreiÂche EnerÂgieÂwenÂde in DeutschÂland wird schlecht gereÂdet, besonÂders im AusÂland wird selÂten über die ErfolÂge berichÂtet, aber auch in DeutschÂland werÂden unbeÂgrünÂdeÂte ÄngsÂte geschürt;
Zum Abschluss:
Die EnerÂgieÂwenÂde kann nur gemeinÂsam, in einem groß angeÂlegÂten DiaÂlog vollÂendet werÂden; denÂjeÂniÂgen, die alte PosiÂtioÂnen aufÂgeÂben, um auf verÂänÂderÂte NotÂwenÂdigÂkeiÂten zu reagieÂren, zollt Prof. WeiÂger seiÂnen Respekt; er ermuÂtigt die BefürÂworÂter, auf dieÂjeÂniÂgen zuzuÂgeÂhen, die sich in festÂgeÂfahÂreÂnen PosiÂtioÂnen befinÂden, denn: SchlimÂmeÂres muss verÂhinÂdert werden