Strom­an­bie­ter N‑ERGIE ver­bün­det sich mit Trassengegnern

Am 13. Febru­ar 2017 fand in Lein­burg eine Ver­an­stal­tung mit Rai­ner Klee­dör­fer von der N‑ERGIE statt, The­ma: “Ener­gie­wen­de regio­nal und dezen­tral – Aus­wir­kun­gen auf den Netz­aus­bau”. Ein­ge­la­den hat­ten ver­schie­de­ne Kom­mu­nen des Nürn­ber­ger Lan­des und die regio­na­len Bür­ger­initia­ti­ven des Akti­ons­bünd­nis­ses gegen die Süd-Ost-Tras­se. Mit den Aus­sa­gen gegen einen über­di­men­sio­nier­ten Netz­aus­bau und pro dezen­tra­le Ener­gie­wen­de unter­stützt die N‑ERGIE die For­de­run­gen des Akti­ons­bünd­nis­ses nach einem poli­ti­schen Umden­ken und nach einer Wie­der­auf­nah­me von Gesprä­chen zum The­ma Netzausbau.

Haupt­re­fe­rent Klee­dör­fer for­mu­lier­te sei­ne zen­tra­le For­de­rung unmiss­ver­ständ­lich: Die Vor­ge­hens­wei­se beim Netz­ent­wick­lungs­plan muss geän­dert wer­den. Pla­nung und Bau der Tras­sen dür­fen nicht allein den Fir­men über­las­sen wer­den, die damit sehr viel Geld ver­die­nen wol­len. Dafür brau­che es kei­ne neu­en Geset­ze, son­dern vor allem eins: poli­ti­schen Willen.

Das der­zei­ti­ge NEP-Ver­fah­ren beschreibt Rai­ner Klee­dör­fer als einen “geschlos­se­nen Raum mit zu weni­gen Akteu­ren” – sprich: Die Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber sind der­zeit die ein­zi­gen, die sich in die­sem exklu­si­ven NEP-Zim­mer­chen auf­hal­ten und ihre Netz­aus­bau-Wün­sche unge­stört aus­ar­bei­ten dür­fen, ohne jede gesun­de Kon­kur­renz. Wett­be­werb tut Not. Es müs­sen neu­tra­le Wis­sen­schaft­ler mit ins Boot geholt und es muss das Kon­zept der Ener­gie­wen­de kom­plett neu über­ar­bei­tet wer­den. Dann wäre es auch für die Poli­tik leich­ter erkenn­bar, dass es viel güns­ti­ge­re, rea­lis­ti­sche Alter­na­ti­ven zu einem Netz aus Mega­tras­sen gibt. Bei einer ver­nünf­ti­gen Pla­nung könn­ten beim Netz­aus­bau Mil­li­ar­den­be­trä­ge ein­ge­spart und damit das Netz­ent­gelt für die Ver­brau­cher deut­lich redu­ziert werden.

Sel­ten zuvor hat sich die N‑ERGIE so ein­deu­tig poli­tisch gegen den über­di­men­sio­nier­ten Tras­sen­bau posi­tio­niert. Die Ener­gie­wen­de fin­det zu 97 Pro­zent im Ver­teil­netz statt, so die Fest­stel­lung des frän­ki­schen Ener­gie­ver­sor­gers, sie kann und muss des­halb dezen­tral erfol­gen. Der Aus­bau eines euro­pa­wei­ten Über­tra­gungs­net­zes dage­gen ist unwirt­schaft­lich und für die Ener­gie­wen­de kontraproduktiv.

Zudem füh­ren die mas­si­ven Kos­ten die­ser Mega­tras­sen zu wach­sen­den gesell­schaft­li­chen Pro­ble­men: Ohne eine regio­na­le Wert­schöp­fung bei der Ener­gie­er­zeu­gung wird Strom immer mehr zu einem Luxus­gut, wie die mas­si­ven Preis­er­hö­hun­gen durch Netz­be­trei­ber Ten­neT jetzt schon zei­gen. Dies ist weder demo­kra­tisch noch sozi­al gerecht.

Das baye­ri­sche Fern­se­hen war vor Ort: Ver­an­stal­tung im Sport­heim Leinburg 

2 Gedanken zu „Strom­an­bie­ter N‑ERGIE ver­bün­det sich mit Trassengegnern“

  1. Das klingt ähn­lich wie der Chef der Lech­wer­ke im Inter­view mit der Augs­bur­ger All­ge­mei­nen am 26.09.2015.
    http://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/Das-sind-die-Fehler-der-Energiewende-id35606512.html

    Für das Ver­tei­ler­netz sind nicht die 4 Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber zustän­dig und dar­um küm­mern sie sich auch nicht darum.
    Die Erneu­er­ba­ren sind win­zi­ge Kraft­wer­ke mit einer nied­ri­gen Span­nung, sie spei­sen auf Nie­der- bzw. Mit­tel­span­nungs­ebe­ne ein. Es wäre nun blöd den Strom hoch zu trans­for­mie­ren in die obers­te Span­nungs­ebe­ne, wenn die­ser ja unten gebraucht wird. Also bezieht der Ver­brau­cher gleich die­sen Strom aus den unte­ren Net­zen. Beim Über­tra­gungs­netz sind immer weni­ger Abneh­mer und das lässt die Netz­nut­zungs­kos­ten stei­gen, weil sie sich eben auf immer weni­ger Abneh­mer verteilen.
    Anders ist es mit dem Off­shore Wind­strom, die­se Anla­gen eines Wind­parks wer­den zusam­men­ge­schal­tet, so dass es eine hohe Span­nung ergibt, die­ser Strom benö­tigt dann ein Über­tra­gungs­netz da wird dann wie­der von oben nach unten verteilt.
    Im Über­tra­gungs­netz fließt auch der last­de­cken­de Koh­lestrom, denn Koh­le­kraft­wer­ke spei­sen auf der Hoch­span­nungs­ebe­ne ein, auf ihn wird zuge­grif­fen wenn in den unter­la­ger­ten Net­zen kein Strom oder zu wenig Strom ist. Ich glau­be zumin­dest, dass das so ist. Der Koh­lestrom lie­fert nun die Ver­sor­gungs­si­cher­heit die not­wen­dig ist, damit nicht alles zusam­men­bricht wenn Wind- und PV-Anla­gen nicht liefern.
    Zu die­ser Koh­lestrom­lö­sung benö­ti­gen wir eine Alter­na­ti­ve, und zwar eine die nicht zu teu­er ist, denn mit dem Strom­preis haben wir schon das Limit erreicht. Die­se Alter­na­ti­ve macht den fluk­tu­ie­ren­den, also nicht last­de­cken­den Strom dann zu last­de­cken­den Strom, der Koh­lestrom ist damit über­flüs­sig, denn zwei­mal last­de­cken­der Strom, das wäre schon wie bei den Schild­bür­gern. Die Alter­na­ti­ve muss aber den Worst Case berück­sich­ti­gen, d. h. wenn ein vier­tel Jahr fast kei­ne Son­ne scheint und kein Wind weht muss die Alter­na­ti­ve in der Lage sein den Strom zu lie­fern. Denn in jeder Sekun­de muss der benö­tig­te Strom in der Lei­tung sein für die, die gera­de an der Steck­do­se hängen.
    Wo ist die bezahl­ba­re Alter­na­ti­ve als Regel­en­er­gie? Dann muss es doch funktionieren.

    1. Der Unter­schied zum Chef der Lech­wer­ke und der N‑ERGIE ist der, dass die­se sich vehe­ment gegen die gro­ßen Über­tra­gungstras­sen wehrt, weil es abseh­bar ist, dass dadurch die Wert­schöp­fung in Bay­ern ver­lo­ren geht. Da hört der Spaß auf, und das müss­te die baye­ri­sche Wirt­schaft erken­nen. Es ist eine ekla­tan­te Fehl­ent­wick­lung, wie die eis­kal­te Ent­eig­nung von regio­na­len Strom­an­bie­tern wie der N‑ERGIE vor­an­ge­trie­ben wird, und unse­re baye­ri­schen Poli­ti­ker unter­stüt­zen die­se Unter­wan­de­rung der Inter­es­sen regio­na­ler Unter­neh­men auch noch. 

      Und nicht weni­ge baye­ri­sche Fir­men sind so dumm, dass sie den Ham­pel­mann für die Taskforce Netz­aus­bau spie­len, wie das zum Bei­spiel die Fir­ma Sand­ler bei “jetzt red i” gemacht hat. Da wird dann nach Tras­sen geblökt, die ihnen nix nut­zen, aber man hilft sich gern, weil man zusam­men in der Bay­ern Inno­va­tiv GmbH sitzt. Das geht dann ganz nach die­sem Mot­to: „Mit unse­rer lang­jäh­rig gewach­se­nen Inno­va­tions-Infra­struk­tur erar­bei­ten wir maß­ge­schnei­der­te Lösungs­we­ge und bau­en zukunfts­ori­en­tier­te Netz­wer­ke für tech­no­lo­gie- und bran­chen­über­grei­fen­de Koope­ra­tio­nen aus.“ Am Ende haben nur die Groß­kon­zer­ne etwas davon.

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