EE-Strom als Preisverderber?

Von: Rein­hard Sche­chin­ger (reinhard.schechinger@t-online.de)

Bekannt­lich ist nach dem Urteil der Strom­dy­nas­tien und den Ansich­ten der Net­zolig­ar­chen und der geneig­ten Poli­ti­ker- und Wis­sen­schafts­lob­by der Strom aus Erneu­er­ba­ren Ener­gien, EE, an allem schuld und ist somit das größ­te Übel. Die EE fun­gie­ren als 3‑facher Buhmann:

  1. Black­out wegen zu wenig Strom = 1. Gro­ße Strom­lü­ge oder auch Ver­sor­gungs- bzw. Black­out-Lüge genannt
  2. Black­out wegen zu viel Strom = 2. Gro­ße Strom­lü­ge oder Netzausbaulüge
  3. EE als Bör­sen­strom­preis­sen­ker und dadurch gleich­zei­ti­ger Haus­halts­strom­preis­trei­ber = 3. Gro­ße Strom­lü­ge oder Preislüge

Die Punk­te 1. und 2. wer­den sehr inten­siv dis­ku­tiert und man bemerkt kaum den zyni­schen Wider­spruch mit dem die EE zum dop­pel­ten Sün­den­bock gestem­pelt
wer­den. 

Die einen sagen „Wind­kraft­strom­tras­se vom Nor­den in den Süden“, die ande­ren sagen „Koh­le- bzw. Atom-Strom­tras­se für den Export“! Die einen sagen also so – die ande­ren sagen so, kla­re Posi­tio­nen, The­se – Antithese!

Dage­gen wird die Dis­kus­si­on um die gro­ße „Schuld“ der EE am Strom­preis­an­stieg für die Haus­hal­te durch das Zau­ber­wort „Merit Order“ ver­ne­belt. Ja – damit  ässt sich sogar blitz­schnell eine neue Mau­er bzw. ein „gül­de­ner Preis­vor­hang“ vor Süd­deutsch­land aufziehen!

Merit Order“, die All­zweck­waf­fe, das Natur­ge­setz der Strom­be­prei­sung, das Fall­beil aus der neo­li­be­ra­len Hexen-Wirt­schafts-Küche! Müs­sen wir uns wirk­lich  damit abfin­den, dass unser Strom­preis wegen der EE in Deutsch­land ein klit­ze­klein­we­nig teu­rer und in Süd­deutsch­land teu­rer wird?

Nach dem libe­ra­li­sier­ten und  in die Markt­wirt­schaft ent­las­se­nen Strom­han­del liegt das Schick­sal des Haus­halts­strom­prei­ses in der Hand des Bör­sen­strom­prei­ses. Wegen der stei­gen­den Ein­spei­sung mit Strom aus EE, wächst das Ange­bot an ver­füg­ba­rem Strom, der Bör­sen­strom­preis sinkt wegen der Gül­tig­keit des neo­li­be­ra­len Natur­ge­set­zes von Ange­bot und Nach­fra­ge und der Haus­halts­strom­preis muss stei­gen, ihm bleibt nix ande­res übrig!.

Alles klar? Hhmmmh!

Der Haus­halts­strom­preis muss des­halb stei­gen, weil die Ein­spei­sung von Strom aus EE mit einem Wert ent­lohnt wird, der unab­hän­gig vom Bör­sen­preis ist. Ist der
Bör­sen­preis aktu­ell klei­ner als der Ein­spei­se­wert, muss die Dif­fe­renz auf den Haus­halts­strom­preis – und nur auf die­sen – auf­ge­schla­gen werden!

Ursa­che – wir haben es gewusst – der sub­ven­tio­nier­te Strom aus EE!

Als Beweis­mit­tel fol­gen 2 Gra­fi­ken des „bdew“:

Seit 2008 ist der Bör­sen­preis von ca. 13 ct/KWh auf heu­te ca. 4,5 ct/KWh (Peak­load) gefallen!

Dage­gen ist in 2014 der Preis für den Haus­halts­strom auf den Rekord­wert von 29,13ct/KWh gestiegen.

Gleich­zei­tig erkennt man in der Über­sicht „Strom­preis für Haus­hal­te“, dass die (hell­grü­ne) EEG-Umla­ge in 2014 auf den Rekord­wert von 6,24 ct/kWh gestie­gen ist. Rekord reiht sich an Rekord und bedin­gen ein­an­der!
Die rest­li­chen Posi­tio­nen beim Haus­halts­strom­preis sind ziem­lich „preis­sta­bil“ geblie­ben.
Preis­trei­ber steht fest: Die EE (w.z.b.w., was zu bewei­sen war)!

Ein­spruch, Ein­spruch, Einspruch!

  1. Wo sind die 8,5 ct/kWh des seit 2008 gesun­ke­nen Bör­sen­prei­ses?
    Ver­si­ckert bei den Strom­ver­sor­gern, den Strom­an­bie­tern, die alle von den gesun­ke­nen Prei­sen pro­fi­tie­ren, die­se aber nicht an die Haus­hal­te wei­ter­ge­ben!
    Dies erkennt man dar­an, dass der größ­te Ein­zel­wert (blau­er Bal­ken) am Haus­halts­preis in 2014 mit 13,87 ct/kWh ziem­lich kon­stant geblie­ben ist, das ist der gemein­sa­me Wert für Erzeu­gung, Trans­port und Ver­trieb!
    Der Wert für Erzeu­gung bzw. Beschaf­fung von Strom an der Bör­se ist gesun­ken, dafür stieg die Posi­ti­on „Ver­trieb“, das ist die Posi­ti­on, in der sich der Gewinn ver­birgt! Da alles als eine Gesamt­po­si­ti­on aus­ge­wie­sen wird, merkt nie­mand was! Die Gesamt­po­si­ti­on bleibt fast kon­stant Die Preis­sen­kun­gen flos­sen in die Gew­inn­ta­schen der Kon­zer­ne. Der Haus­halts­strom­preis könn­te trotz gestie­ge­ner EEG-Umla­ge nied­ri­ger sein!
    Die Gewinn­ma­xi­mie­rung der Strom­kon­zer­ne ist die Ursa­che für den gestie­ge­nen Haus­halts­strom­preis! Man kann sich unge­niert bedie­nen, der Buh­mann EE steht als Ali­bi bereit!
    Das neo­li­be­ra­le Modell Ange­bot – Nach­fra­ge funk­tio­niert nicht oder nur „schräg“ in einer Monopolsituation!
  2. Ange­nom­men, nur ange­nom­men, die­ses neo­li­be­ra­le Ange­bots-Nach­fra­ge­mo­dell funk­tio­niert:
    Dann gibt es eine blitz­saube­re Lösung für das Preis­trei­ber­mo­dell!
    Man braucht nur die ange­bo­te­ne Men­ge Stroms zu redu­zie­ren! Alles ande­re läuft wie geschmiert, von der berühm­ten (oder war es die berüch­tig­te?) „unsicht­ba­ren Hand“ gesteu­ert!
    Nein, natür­lich nicht Strom aus EE redu­zie­ren, son­dern den aus der Koh­le­ver­stro­mung!
    Men­ge sinkt -> Bör­sen­preis steigt -> EEG-Umla­ge sinkt -> Haus­halts­preis sinkt!
    Sen­sa­tio­nell!
    Gleich­zei­tig errei­chen wir als „Kol­la­te­ral­scha­den“ das Kli­ma­ziel und die HGÜ-Süd-Ost-Tras­se braucht es auch nicht mehr und wir haben wie­der unse­ren
    sozia­len Frie­den und „Wackers­dorf“ bleibt geschlos­sen!
    Die Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten als Pro­blem­lö­ser der deut­schen Ener­gie­wen­de, ver­bun­den mit der Lösung sozia­ler Kon­flik­te!
    Geni­al ein­fach, ein­fach geni­al die­se neo­li­be­ra­le Marktwirtschaft!
  3. Der Ergän­zung hal­ber und schon oft verschwiegen: 
    1. Koh­lestrom gemäß „Merit Order“ zu beprei­sen, pri­va­ti­sier­te in der Ver­gan­gen­heit die Gewin­ne und sozia­li­siert in der Zukunft unse­rer
      Kin­der die Ver­lus­te, die Kos­ten des Kli­ma­wan­dels! War­um kei­ne Vollkosten?
    2. b. Atom­strom gemäß „Merit Order“ zu beprei­sen, pri­va­ti­sier­te in der Ver­gan­gen­heit die Gewin­ne und sozia­li­siert in der Zukunft unse­rer Kin­der die Ver­lus­te, die Kos­ten für End­la­ger und Rück­bau­kos­ten für AKW. War­um kei­ne Vollkosten?
    3. Umge­kehrt sind die ver­gleich­ba­ren „Merit Order“-Kosten des Stroms aus EE gleich 0, in Wor­ten: Null. Aber, der Strom aus EE muss im Preis­mo­dell und im Inter­es­se der Koh­lestrom­lob­by mit den „Inves­ti­ti­ons­kos­ten“, das sind die Zah­lun­gen an die PV-Häus­le- und Wind­rad­bau­er, belas­tet wer­den! Bei EE wird also die „Merit Order“-Methode durch­bro­chen, näm­lich hier wer­den die Voll­kos­ten- statt der varia­blen Kos­ten ange­setzt! War­um Voll­kos­ten?
      Das Lügen­ge­bäu­de wächst immer weiter!
    4. Bei Anwen­dung der Voll­kos­ten auf den Koh­le- und Atom­strom wäre Strom aus Gas güns­ti­ger als der aus Koh­le oder Uran.
    5. Der Strom­preis für Indus­trie­be­trie­be bei einer Abnah­me von 70 – 150
      GWh pro Jahr betrug in 2013 ca. 10,18 ct/kWh!
      Na, geht doch, oder?

Wir müs­sen uns dage­gen weh­ren, dass der Strom aus EE denun­ziert wird und mit ihm die Strom­tras­sen­geg­ner. Es gibt genü­gend Argumente!

Fort­set­zung folgt!

Ein Gedanke zu „EE-Strom als Preisverderber?“

  1. sie­he dazu auch Zusam­men­fas­sung des ers­ten Tages der Han­dels­blatt Jah­res­ta­gung Ener­gie­wirt­schaft unter
    http://www.handelsblatt-energie.de/
    und die The­men “Das Zeit­al­ter der Fos­si­len ist noch nicht vor­bei” sowie “Gefähr­den die Ener­gie­kos­ten den Indus­trie­stand­ort Deutschland ?”

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