Kom­men­tar zu einem Pres­se­ar­ti­kel der Nürn­ber­ger Nachrichten

Kom­men­tar eines BI-Mit­glieds zu dem Arti­kel “Tras­sen-Streit: Bay­ern will kei­nen Strom aus Koh­le” von Fr. Fran­zis­ka von Holz­schuh in der WE-Aus­ga­be der NN, 14./15.06.14.

Frau Hadert­hau­er äußert sich rich­tig: „die Ener­gie­wen­de darf kein ver­kapp­tes För­der­pro­gramm für Braun­koh­le­kraft­wer­ke wer­den“. Was sie nicht sagen kann ist, dass die zu Recht umstrit­te­ne Süd-Ost-Gleich­strom­pas­sa­ge Teil einer weit­aus grö­ße­ren Ver­wer­fung in der euro­päi­schen Ener­gie­po­li­tik dar­stellt. Aus dem Netz­ent­wick­lungs­plan 2014 geht her­vor, dass die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land bereits heu­te etwa die dop­pel­te Jah­res­brut­to­leis­tung des KKWs Gund­rem­min­gen expor­tiert. Unter der Ver­nach­läs­si­gung frei­wer­den­der Lei­tungs­ka­pa­zi­tä­ten nach der Abschal­tung der Kern­kraft­wer­ke soll zur Gewinn­ma­xi­mie­rung der Ener­gie­ver­sor­ger und der Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber der Lei­tungs­aus­bau im Zuge des gesamt­eu­ro­päi­schen Aus­baus wei­ter gestei­gert wer­den. Hier fra­ge ich mich, war­um das alles weit über den Grund­ver­sor­gungs­auf­trag unse­res Staa­tes für elek­tri­sche Ener­gie hin­aus­ge­hen muss?

Klar scheint, dass es sich trotz des der­zei­ti­gen Maxi­mums an Braun­koh­le­ver­stro­mung um eine Über­gangs­tech­no­lo­gie han­delt. Doch wie lan­ge eigent­lich? Wer­den in 60 bis 80 Jah­ren auch noch die letz­ten Dör­fer in Sach­sen-Anhalt und Nord­rhein-West­fa­len dem Tage­bau gewi­chen sein? Sind das Kyo­to-Pro­to­koll und die Absichts­be­kun­dun­gen der Bun­des­re­gie­rung zur CO2-Reduk­ti­on nur noch Makulatur?

Die Prei­se der CO2-Emis­si­ons­zer­ti­fi­ka­te sind im frei­en Fall, der Aus­bau von Pho­to­vol­ta­ik wird gede­ckelt und deren Eigen­nut­zung soll stär­ker belas­tet wer­den. Was hat das mit nach­hal­ti­ger Ener­gie­wen­de zu tun?

Dem Oli­go­pol der Netz­be­trei­ber, und deren nam­haf­ten Inves­to­ren, wur­de sei­tens der Bun­des­netz­agen­tur, unter Zustim­mung der Bun­des­re­gie­rung und der Län­der – in der anhal­ten­den Nied­rig­zins­pha­se – eine traum­haf­te Ren­di­te von 9,05% zuge­si­chert. Das wird jeder Bun­des­bür­ger auf sei­ner Strom­rech­nung, sofern sie über­haupt für den Lai­en erfass­bar ist, lesen kön­nen. Inter­es­san­ter­wei­se wer­den die von Ampri­on erwar­te­ten bis zu 20.000 Stel­lung­nah­men zum Netz­ent­wick­lungs­plan 2014 wie­der­um von den Netz­be­trei­bern selbst geprüft und die­ser – fast schon skan­da­lö­se – Sach­ver­halt in der Öffent­lich­keit weit­ge­hend negiert. Die vom Ener­gie­mi­nis­ter Gabri­el gestell­te For­de­rung „Die Men­schen bei der Ener­gie­wen­de mit­zu­neh­men“ sieht anders aus.

Die­je­ni­gen, die sich, auch für schein­bar (noch) nicht betrof­fe­ne Mit­bür­ger, aus gro­ßer Sor­ge um die Zer­stö­rung ihrer Lebens­grund­la­ge gegen die­ses von der Bun­des­netz­agen­tur als Pilot­pro­jekt ein­ge­stuf­te und mög­li­cher­wei­se gesund­heits­ge­fähr­den­de Expe­ri­ment ein­set­zen, soll­ten von uns dann doch eher respekt­voll als Mut­bür­ger bezeich­net werden.

Dr. Tho­mas Grün­der, Altdorf

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