Offe­ner Brief an Aigner, See­ho­fer und Gabriel

von Inge Hof­gärt­ner (ingehofgaertner@freenet.de)

Sehr geehr­te Frau Aigner, Sehr geehr­te Her­ren See­ho­fer und Gabriel,

Set­zen, sechs”

Als um die deut­sche Demo­kra­tie besorg­ter Bür­ger neh­me ich mir eine kri­ti­sche Bewer­tung Ihrer Poli­tik her­aus. Wür­de Ihnen dabei ein Zeug­nis ver­ge­ben, wäre in die­sem ganz klar Ihre Ver­set­zung als in höchs­tem Maße gefähr­det einzustufen.

Gehen Macht und Regie­rung noch vom Vol­ke aus?

Offen­sicht­lich nicht.

Wie kön­nen Sie mit Ihrer Abwrack­prä­mie für alte Braun­koh­le­kraft­wer­ke die Ein­hal­tung der Kli­ma­schutz­zie­le gewähr­leis­ten? Wer die Bezah­lung gewähr­leis­tet ist ganz klar: die Bür­ger. Wer sich die Hän­de reibt, auch klar: die Kraft­werks­be­trei­ber, die Geld für Kraft­wer­ke bekom­men, wel­che er in eini­gen Jah­ren sowie­so schließt.

Braun­koh­le­kraft­wer­ke sto­ßen nicht nur kli­ma­schäd­li­ches CO2, son­dern auch das Ner­ven­gift Queck­sil­ber aus. Wie schüt­zen Sie uns Bür­ger vor den gesund­heit­li­chen Gefahren?

Wann wol­len Sie einen fai­ren Struk­tur­wan­del für die Beschäf­tig­ten in der Koh­le­indus­trie ein­lei­ten? Die­ser ist doch unver­meid­bar, je eher er kommt, des­to fai­rer kann er von stat­ten gehen. War­um hören Sie nur auf die Stim­men derer, die das ewig Lied der Arbeits­plät­ze in der Koh­le­indus­trie sin­gen? War­um tre­ten Sie nicht auch für die Beschäf­tig­ten in der erneu­er­ba­ren Ener­gien­bran­che ein? Die­se schrei­en wohl nicht laut genug und haben kei­ne Lobby…

Wie wol­len Sie sicher stel­len, dass kei­ner­lei gesund­heit­li­che Gefah­ren von Frack­ing aus­ge­hen? Hier wird wie­der ein­mal ohne umfas­sen­de Stu­di­en eine neue Tech­no­lo­gie ein­ge­führt, wel­che nur auf den kurz­fris­ti­gen Pro­fit aus­ge­legt ist. Für wie vie­le Jah­re kön­nen wir denn Gas in Deutsch­land fördern?

Wie kön­nen Sie mit dem Gedan­ken leben, mit einem Land ein Frei­han­dels­ab­kom­men – TTIP – zu pla­nen, in wel­chem Ras­sis­mus schon fast an der Tages­ord­nung ist, wel­ches Hin­rich­tun­gen durch­führt? Brau­chen wir noch mehr Demo­kra­tie aus­he­beln­de Mecha­nis­men wie die Schieds­ge­rich­te, wel­che allein zum Schutz der Inves­to­ren fungieren?

Ist das Volk unmit­tel­bar oder durch Aus­wahl ent­schei­dungs­tra­gen­der Reprä­sen­tan­ten an allen Ent­schei­dun­gen, die die All­ge­mein­heit ver­bind­lich betref­fen, beteiligt?

Offen­sicht­lich nicht.

Die Ent­schei­dungs­trä­ger sind doch schon längst nicht mehr in der Poli­tik zu fin­den, sie sit­zen mit Ihnen am Tisch, sie sind an allen Ent­schei­dun­gen betei­ligt, es sind aber nicht Ihre Bür­ger, es sind die Inter­es­sen­ver­tre­ter der ver­schie­dens­ten Industrien.

Aigner: “Auf Bay­erns Drän­gen hin wur­den die The­men Strom­markt, Kli­ma­schutz, Effi­zi­enz und Ener­gie­ein­spa­rung, Erneu­er­ba­re Ener­gien und Netz­aus­bau end­lich im Zusam­men­hang betrach­tet und entschieden.”

See­ho­fer: Der Inter­es­sens­aus­gleich sei “voll gelun­gen”, sag­ten Sie bei einem Redak­ti­ons­be­such der Süd­deut­schen Zei­tung. Die Ein­grif­fe in die baye­ri­sche Land­schaft bezeich­ne­ten Sie als “mini­mal, bes­ser kann man das nicht abschließen”.

Wo haben Sie, Frau Aigner, Herr See­ho­fer oder Herr Gabri­el wirk­lich Ihren Bür­gern, Ihren Wäh­lern zuge­hört? Der Ener­gie­dia­log klang viel­ver­spre­chend, was ist dabei herausgekommen?

Dass Sie, Frau Aigner in Sachen Mathe­ma­tik noch ein­mal die Schul­bank drü­cken dürf­ten, zeigt Ihre fol­gen­de Aus­sa­ge: “Es wird kei­ne Mons­ter­tras­sen in Bay­ern geben. Aus mei­ner For­mel 2‑x, die ich nach dem Ener­gie­dia­log vor­ge­ge­ben habe, wird damit x=2.”

Es wer­den bei­de Tras­sen gebaut, was beu­tet x=0. Dadurch dass Sie die­se in die Erde ver­le­gen wol­len, wer­den sie noch teu­rer, was heißt, dass die nim­mer­sat­ten Inves­to­ren unse­rer Ener­gie­ver­sor­ger noch mehr Ren­di­te ein­strei­chen. Die Kern­fra­ge ist dadurch immer noch nicht beant­wor­tet: brau­chen wir die Tras­sen über­haupt? Für die baye­ri­sche Ener­gie­ver­sor­ung nach Abschal­tung der vier AKWs, wie Sie es uns immer vor­gau­keln wol­len, sicher­lich nicht. Gra­fen­rhein­feld ist vom Netz, Gund­rem­min­gen Block C und Isar sind in Revi­si­on, und die Lich­ter sind noch nicht aus… War­um for­dern Sie nicht end­lich die Bedarfs­rech­nung ein? Ich habe es mehr­fach erfolg­los bei Ampri­on und der Bun­des­netz­agen­tur ver­sucht. Dadurch stellt sich mir die Fra­ge “gibt es die­se überhaupt?”

Ist denn der Zusam­men­hang zwi­schen den Strom­tras­sen und der Koh­le­ver­stro­mung nicht offen­sicht­lich? Nur wenn die Braun­koh­le­ver­stro­mung nicht her­un­ter­ge­fah­ren wird, wer­den die Tras­sen not­wen­dig. Muss ich Ihnen etwa unter­stel­len, dass Sie gar nicht ernst­haft aus der Braun­koh­le­indus­trie aus­stei­gen wol­len? Lei­der deu­ten die jüngs­ten Ent­wick­lun­gen dar­auf hin…

Als Pflicht­lek­tü­re im Hin­blick auf Ihre Schnell­schüs­se, was neue Tech­no­lo­gien anbe­langt, emp­feh­le ich Ihnen wärms­tens, oder falls bekannt, möch­te ich dar­an erin­nern, ein­mal wie­der  hin­ein­zu­schau­en: Es ist Ernst Fried­rich Schu­ma­chers “Small is beau­tiful” aus dem Jahr 1973, aus wel­chem ich zitiere:

Die Reli­gi­on der Wirt­schaft­wis­sen­schaft för­dert eine Ver­göt­te­rung des raschen Wech­sels, unge­ach­tet der Bin­sen­weis­heit, dass ein Wech­sel dann von zwei­fel­haf­tem Wert ist, wenn er nicht unbe­strit­ten eine Ver­bes­se­rung dar­stellt. Die Beweis­last wird jenen auf­ge­bür­det, die sich auf den >öko­lo­gi­schen Stand­punkt< stel­len. Solan­ge sie nicht Bewei­se deut­li­cher Schä­den für den Men­schen vor­brin­gen kön­nen, setzt man auf Wech­sel. Der gesun­de Men­schen­ver­stand wür­de das Gegen­teil ver­lan­gen: Die Beweis­last muss bei dem­je­ni­gen lie­gen, der einen Wech­sel her­bei­füh­ren will; er muss nach­wei­sen, dass es kei­ne schäd­li­chen Fol­gen geben kann. Das aber wür­de zu lan­ge dau­ern und wäre daher unwirtschaftlich.”

Das ist seit über vier­zig Jah­ren bekannt, aber ler­nen will nie­mand dar­aus. Da müss­te über The­men wie Nach­hal­tig­keit, Gleich­ver­tei­lung, Gerech­tig­keit, Spa­ren nach­ge­dacht wer­den. Wir müs­sen raus aus dem Kapi­ta­lis­mus mit all sei­nen zer­stö­re­ri­schen Kon­se­quen­zen wie Raub­bau, Land-Grab­bing, Aus­beu­tung, raus aus unse­rer Bequem­lich­keit, Zufriedenheit.

Haben wir noch freie Wahlen?

Offen­sicht­lich schon.

Doch wel­ches ist das gerings­te Übel, für wel­ches wir unse­re Stim­me abgeben?

Wie sieht es mit der Ach­tung der Men­schen­rech­te aus?

Offen­sicht­lich schlecht.

Wie kön­nen Sie damit leben, dass auch Deutsch­land sei­nen Bei­trag an den Flücht­lings­strö­men duch Waf­fen­ex­por­te an Dritt­län­der, durch Geschäf­te mit kor­rup­ten Prä­si­den­ten leis­tet? Was tun sie dafür, dass die Men­schen, die auf­grund des­sen flie­hen müs­sen, die am wenigs­ten Schuld tra­gen, am meis­ten lei­den? Sie ver­su­chen, die­se Men­schen schnellst­mög­lich abzu­schie­ben und för­dern auch noch Res­sen­ti­ments. Was machen Sie dafür, um die Situa­ti­on der Flücht­lin­ge in Ihren Hei­mat­län­dern zu ver­än­dern?  Wie­der ein­mal zu kurz gedach­te Politik.

Haben wir noch Mei­nungs- und Pressefreiheit?

Offen­sicht­lich schon.

Bür­ger­initia­ti­ven gegen die Strom­au­to­bah­nen nach Bay­ern haben Ihnen, Frau Aigner die Gesprächs­be­reit­schaft auf­ge­kün­digt. Sie, Herr See­ho­fer kri­ti­sie­ren die­se Mut­bür­ger dafür. Das kann ich abso­lut nicht nach­voll­zie­hen. Haben Sie sie doch mit Ihrem fau­len Kom­pro­miss ver­kauft. Es sind alle­samt Bür­ger, die sich ehren­amt­lich für eine Sache enga­gie­ren. Und das nur, weil es unse­re “Volks­ver­tre­ter” nicht schaf­fen, ein ehr­li­ches und trag­fä­hi­ges Kon­zept für die Ener­gie­wen­de vorzulegen.

All die zahl­rei­chen Orga­ni­sa­tio­nen kämp­fen unter Inves­ti­ti­on ihrer pri­va­ten Zeit, weil wir kei­ne Volks­ver­tre­ter mehr haben, denen wir ver­trau­ens­voll unse­re Stim­me geben kön­nen, die sich für unser Wohl ein­set­zen. Nein, wir müs­sen unse­ren kurz­fris­tig den­ken­den Lob­by­ver­tre­tern auf die Fin­ger schau­en, um wenigs­tens noch ein biß­chen ein Gefühl von Demo­kra­tie zu haben. Dies scheint mir immer mehr zur Illu­si­on zu wer­den. Putin, Orbán und Xi Jin­ping füh­ren bereits einen Feld­zug gegen NGOs in Russ­land, Ungarn und Chi­na. Tat­säch­li­cher Geg­ner sind jedoch die Zivil­ge­sell­schaf­ten, die sich im Sin­ne der Mensch­lich­keit und Bür­ger­rech­te enga­gie­ren und den   Mut auch im Ange­sicht erdrü­cken­der Über­macht nicht verlieren…

Wenn ich mir das Gan­ze so anschaue, fra­ge ich mich wirk­lich, wie Sie nachts ruhig schla­fen kön­nen? Geht das noch mit einem guten Gewis­sen? Sie ver­kau­fen uns Bür­ger an die pro­fit­ori­en­tier­ten Lob­by­ver­tre­ter, hän­gen an deren Gängelband.

Es wäre schön, wenn ich von Ihnen hören wür­de, um nicht kom­plett den Glau­ben an die Poli­tik zu ver­lie­ren. Ich habe so vie­le Fra­gen an Sie, geben Sie mir ehr­li­che Ant­wor­ten. Das Lügen habe ich satt. Es gibt sicher­lich mehr Bür­ger, wel­che sich ihre Gedan­ken machen, die kom­men­den Wah­len wer­den es zeigen…

Mit freund­li­chen Grüßen

Inge Hof­gärt­ner

14 Gedanken zu „Offe­ner Brief an Aigner, See­ho­fer und Gabriel“

  1. Die­ser Brief soll­te auch an alle Abge­ord­ne­ten ver­sandt wer­den, die über sol­che Geset­zes­vor­ha­ben abstim­men. Auch hier stellt sich für mich die Gewissensfrage.

  2. Die­ser Brief spricht unbe­que­me Wahr­hei­ten aus. Aus dem Jahr 1973 stammt auch eine ers­te Ana­ly­se des Club of Rome mit dem Titel “Die Gren­zen des Wachs­tums”. Hier wur­de erst­mals auf­ge­zeigt, wohin unge­brems­tes Wachs­tum füh­ren kann und das lös­te eine Wel­le von Bewe­gun­gen aus. Auch ich bekam damals dadurch ‑im Alter von knapp fünf­zehn Jah­ren- einen Impuls in Rich­tung Natur­schutz und wur­de sen­si­bel gegen­über der Atom­tech­no­lo­gie mit ihren Gefah­ren. Das war auch durch einen enga­gier­ten Schul­un­ter­richt mit enga­gier­ten Leh­rern getra­gen und geför­dert, der uns in einem extrem kon­ser­va­ti­ven schu­li­schen Umfeld das freie Den­ken und kri­ti­sche Hin­ter­fra­gen lehr­te. Wenn ich die heu­ti­gen Poli­ti­ker mit ihren zum größ­ten Teil hohl und leer klin­gen­den Phra­sen höre, fin­de ich es bemer­kens­wert, dass die­se Poli­ti­ker, jün­ger als ich und in einem ande­ren, offe­ne­ren Umfeld auf­ge­wach­sen, fast unre­flek­tier­ter agie­ren als unser dama­li­ges Umfeld. Wir muss­ten uns unse­re Rech­te noch hart erkämp­fen und wur­den bes­ten­falls belä­chelt. Die jün­ge­ren Poli­ti­ker aber konn­ten sich frei ent­fal­ten und machen trotz­dem die glei­chen Feh­ler wie die vor­vo­ri­ge Gene­ra­ti­on , man meint, sie haben nichts dazu­ge­lernt. Des­halb sind die Bür­ger immer mehr selbst gefor­dert, ihre Anlie­gen durch­zu­set­zen und sich in Bür­ger­initia­ti­ven zu enga­gie­ren. Und auch die­se wer­den oft nicht ernst genom­men und aus “Mut­bür­gern” wer­den “Wut­bür­ger”, mit denen die Poli­tik dann unzu­frie­den ist, wenn die sich nicht auch in die eige­ne Tasche lügen und eine Nie­der­la­ge in einen Sieg umdeu­ten. Die Poli­tik mit uns unzu­frie­den? Geht´s noch? Wie abge­ho­ben muss ein Poli­ti­ker sein, um die­se Aus­sa­ge zu treffen?

  3. Inges Brief stim­me ich in vol­lem Umfang zu: Poli­ti­sche Moral und die Inter­es­sen der Bür­ger sind in der kürz­lich gefal­le­nen Ent­schei­dung um die Wei­chen­stel­lung für den deut­schen (und nicht zuletzt euro­päi­schen) Ener­gie­markt offen­sicht­lich nicht Maß­stab des Han­delns gewe­sen – Lob­by­in­ter­es­se geht vor Gemeinwohldienlichkeit. 

    Dass sich unse­re Poli­ti­ker dar­über tat­säch­lich noch wun­dern oder gar zu ärgern wagen, wenn hier ein wei­te­rer Dia­log in Fra­ge gestellt wird, ist lächer­lich. Das Pro­test­fest in Leu­polds­grün war schön, aber die Podi­ums­dis­kus­si­on hat mir per­sön­lich gezeigt, dass wohl jetzt der Punkt gekom­men ist, an dem alles gesagt wur­de, auf bei­den Sei­ten ste­hen die Argu­men­te unver­ein­bar gegen­über. Argu­men­te, Fair­ness und bit­te­schön kein auf­fäl­li­ger Wut­bür­ger sein, all das wird von uns Bür­ger­initia­tiv­lern erwar­tet. Die Spiel­re­geln für Poli­ti­ker und vor allem auch für die Wirt­schafts­ver­bän­de und Lob­by­is­ten sehen offen­sicht­lich anders aus. See­ho­fer und Aigner haben durch ihr Han­deln alle bis­her statt­ge­fun­de­nen Dia­lo­ge ent­wer­tet – aber sie wol­len wei­ter reden?

    Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass wei­te­re Gesprä­che mit Poli­ti­kern oder Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen der Netz­be­trei­ber in “glä­ser­nen Bür­ger­bü­ros” etwas ande­res sind als eine Mit­mach­fal­le: Die Tras­sen wer­den gebaut, aber wir dür­fen vor­her noch dar­über reden.

  4. In die­sem Brief steckt viel Wunsch­den­ken! Ja, es ist offen­sicht­lich, dass die Tras­sen in ers­ter Linie für den Trans­port von Strom benö­tigt wer­den, an dem die Erzeu­ger beson­ders viel ver­die­nen (Braun­koh­le aus der Lau­sitz, Atom­strom aus Litauen.…)

    Das Pro­blem liegt an ande­rer Stel­le. Wir wün­schen uns, dass wir nur noch grü­nen Strom ver­wen­den. Die dazu not­wen­di­gen Kon­zep­te oder gar Erfin­dun­gen hat man jedoch noch nicht gemacht.

    Wind­strom? Um den benö­tig­ten Strom zu erzeu­gen müss­te man die Kapa­zi­tät der Tur­bi­nen ver-fünf­zig-fachen! Von einer Anhö­he aus mei­ner Hei­mat (Raum Neu­markt) hat man heu­te schon 90 Wind­tur­bi­nen im Blick: mal 50 -> ergibt 4.500 Wind­tur­bi­nen – realistisch???

    Und dann hat man immer noch das Reser­ve-Pro­blem, wenn der Wind nicht weht (über 80% der Zeit). Für 80% der Zeit müs­sen Reser­ve­kraft­wer­ke her. Bio­gas­an­la­gen lau­fen am Bes­ten mit Mais. die benö­tig­te Flä­che für den Mais­an­bau dafür über­steigt aber bei Wei­tem das, was tat­säch­lich ver­füg­bar ist.….

    Dezen­tra­li­sie­rung ist sicher der rich­ti­ge Weg. Kür­ze­re Wege ver­min­dern die Trans­port­ver­lus­te enorm (auch bei HGÜ-Lei­tun­gen!). Jedes Haus mit Solar­an­la­ge – nicht über Sub­ven­ti­on, son­dern über die Bau­ord­nung erreich­bar! Spei­cher – Spei­cher – Speicher.…
    Jeder Euro, der heu­te durch das EEG ver­brannt wird, fehlt bei den wirk­lich wich­ti­gen For­schungs- und Ent­wick­lungs­auf­ga­ben im Hin­blick auf Ener­gie­ef­fi­zi­enz und Energiespeicherung.

    Und Ener­gie­spa­ren: mit heu­te ver­füg­ba­ren Mit­teln könn­ten wir gut und ger­ne 30% unse­rer elek­tri­schen Ener­gie ein­spa­ren. Dar­über wird selt­sa­mer­wei­se nicht gere­det – am Spa­ren ist wenig Geld zu verdienen!

    Wir sind auf einem völ­lig fal­schen Weg! Erneu­er­ba­re Ener­gien ver­hin­dern kei­ne HGÜ-Tras­sen, im Gegen­teil, die­se Tras­sen wer­den dadurch erst not­wen­dig. EEG-Sub­ven­tio­nen flie­ßen in die Taschen rück­sichts­lo­ser Geschäf­te­ma­cher, denen die Ener­gie­wen­de im Grun­de ganz egal ist. Die­se Gel­der feh­len da, wo wich­ti­ge Zukunfts­auf­ga­ben (Effi­zi­enz, Spei­che­rung) zu erle­di­gen wären!

    Wir sind schon ein komi­sches Land. Wir kön­nen es uns leis­ten, vie­le Mil­li­ar­den in einen Flug­ha­fen zu wer­fen, der nie fer­tig wird, aber dis­ku­tie­ren über weit weni­ger Geld, um Strom­ka­bel unter­ir­disch zu verlegen.….

  5. Ich möch­te Hr. Bla­sen bit­ten, sich die Arti­kel zum The­ma Strom­tras­sen auf der Home­page der Strom­au­to­bahn durch­zu­le­sen und auch die Exper­ten­mei­nung von Hr. Prof. Hirschhausen/TU Ber­lin, Hr. Jar­ras und Frau Kemp­fert (DIW).
    Dann erüb­rigt sich eine wei­te­re Dis­kus­si­on um sei­ne und auch die Fehl­ein­schät­zung der Situa­ti­on in Poli­tik und Wirtschaft.

    1. Das möch­te Herr Bla­sen offen­sicht­lich nicht oder ihm erschließt sich die Logik der hier recher­chier­ten Daten nicht. Ich den­ke, er ist einer von den Ener­gie­wen­de­geg­nern, die kei­ne neu­en Erkennt­nis­se gewin­nen möch­ten, denn er hat die­se Sei­te schon öfter besucht und die Kom­men­ta­re gehen immer in die Rich­tung: EEG abschaf­fen, das Geld dafür geht in die Taschen rück­sichts­lo­ser Geschäf­te­ma­cher etc. pp.
      Er wohnt im Land­kreis Neumarkt/Oberpfalz, der nahe­zu ener­gie­aut­ark ist, weil er genü­gend WKA hat. das scheint ihm ein Dorn im Auge zu sein.

      1. Die ange­führ­ten Arti­kel habe ich alle gelesen.
        Ja, ich bin EEG-Geg­ner. Nein, ich bin kein Anhän­ger von Atom­ener­gie. Ich bin mit den Zie­len der Tras­sen­geg­ner weit­ge­hend einig, bin aber Rea­list und beob­ach­te die Ener­gie­wen­de in unse­rem Raum seit Jahren.
        Mei­ne Kri­tik bezieht sich nur dar­auf, dass man ver­sucht, Wün­schens­wer­tes mit Mach­ba­rem gleich zu set­zen. Auch in den Kom­men­ta­ren zu mei­nem Pos­ting kann ich kei­ne Argu­men­te fin­den, die mei­ne Argu­men­te wider­le­gen. und wenn ich die Aus­sa­ge “Land­kreis Neu­markt zu 85% ener­gie­aut­hark” so lese, dann Fra­ge ich mich, wo der Strom her kommt, wenn die Tur­bi­nen still ste­hen (im letz­ten August bei­spiels­wei­se mehr als eine Woche lang deutsch­land­weit kei­ne Wind­ener­gie nutzbar…).
        Ich fürch­te ein­fach mit dem Man­tel “umwelt­freund­li­che Ener­gie” ver­die­nen ande­re als bei kon­ven­tio­nel­len Kraft­wer­ken. Bezah­len müs­sen es in jedem Fall die Bürger.

        1. Herr Bla­sen, eine letz­te Ant­wort auf ihre Fra­gen: Neu­markt ist fast aut­ark, denn es hat mehr als WKA. Es kommt bei der Ener­gie­wen­de auf den intel­li­gen­ten Mix an, aber WKA und das EEG brau­chen wir halt auch dazu. Wis­sen Sie, in wel­cher Höhe Sie die Braun­koh­le­ver­stro­mung durch indi­rek­te Sub­ven­tio­nen zah­len? Ver­trau­en Sie auf die Aus­sa­gen von Pro­fes­sor v. Hirsch­hau­sen, der ist Exper­te und hat ein­mal gesagt, dass er Netz­ent­wick­lungs­plä­ne zum Ver­gnü­gen liest. Und ver­dient wer­den muss am Strom und der Ener­gie immer, wie an vie­len ande­ren Din­gen bei uns im Land. Und nur beim EEG sehen Sie die rea­len Kos­ten der Erneu­er­ba­ren. Bei allen ande­ren Ener­gie­er­zeu­gungs­ar­ten kön­nen Sie nur raten, die sind höchst intrans­pa­rent. So, jetzt muss ich mei­ne Zeit ander­wei­tig verbringen.

        2. Falsch, Herr Bla­sen! Nicht die Erzeu­ger des Stro­mes ver­die­nen beson­ders viel, son­dern die Netz­be­trei­ber, die uns die Tras­sen vor die Nase set­zen wol­len. Nicht das EEG ver­brennt die Gel­der, son­dern der geplan­te Tras­sen­bau. Sie wis­sen offen­sicht­lich auch noch nichts von der inzwi­schen markt­rei­fen Ent­wick­lung von Strom­spei­chern. Dazu emp­feh­le ich die Lek­tü­re des Vor­tra­ges vom Solar­för­der­ver­ein Aachen, Wolf von Fabeck, zu fin­den im Inter­net, und das Gut­ach­ten des Ener­gie­for­schungs­zen­trums Nie­der­sach­sen. Strom­groß­spei­cher befür­fen noch einer Wei­ter­ent­wick­lung, aller­dings wür­de die Markt­ein­füh­rung von Spei­chern auch im glei­chen Zeit­raum zu schaf­fen sein wie die Inbe­trieb­nah­me der Strom­tras­sen, wenn man in Spei­cher statt in Tras­sen inves­tie­ren wür­de. Der Tras­sen­bau ver­hin­dert aller­dings die Wei­ter­ent­wick­lung und Markt­ein­füh­rung der Speicher.
          Dies ist aus­schließ­lich eine Ent­schei­dung der Poli­tik, die hier wie­der ein­mal den beque­me­ren Weg geht und ein wei­te­res mal vor der über­mäch­ti­gen Lob­by der Strom­kon­zer­ne einknickt.
          Kom­mu­nen, die mit­tels Wind­rä­dern und Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen Ener­gie erzeu­gen, kom­men auch in den Genuss ihrer Wert­schöp­fung. Wenn die sich die Pro­fi­te in die Tasche ste­cken, sehe ich ger­ne zu, denn dies kommt wie­der­um den Bür­gern zugu­te. Nur sind die­se Sub­ven­tio­nen wei­test­ge­hend her­un­ter­ge­fah­ren wor­den und mit dem 1:10-Gesetz in Bay­ern der wei­te­re Aus­bau von Wind­kraft ver­hin­dert worden.
          Zum The­ma Ener­gie ein­spa­ren wur­de auch am 10.7. in Leu­polds­grün gespro­chen, Sie sehen, es ist sehr wohl ein The­ma und ein Bestand­teil der Ener­gie­wen­de, so wie wir sie haben wol­len. Eben­falls wur­de dort dar­über refe­riert, was man von der Ankün­di­gung, die Strom­ka­bel unter­ir­disch zu ver­le­gen, zu hal­ten hat. Waren Sie da, Herr Blasen?
          Und wer steckt sich die Pro­fi­te der Tras­sen in die Tasche, Herr Bla­sen? Dar­über auch schon gejammert?

  6. Ich fin­de die Tras­sen ja auch sinn­los – aber eben auch die Sub­ven­tio­nie­rung von PV und Windturbinen.
    PV Strom ist heu­te schon ohne Sub­ven­tio­nie­rung (!!) kon­kur­renz­fä­hig und Wind­strom wird zumin­dest in Süd­deutsch­land ohne Sub­ven­tio­nie­rung nie kon­kur­renz­fä­hig sein.
    Des­halb bin ich nun mal der Mei­nung: PV Anla­gen für Neu­bau­ten zur Vor­schrift machen (wie Abwas­ser-Ent­sor­gung), Wind­tur­bi­nen dort bau­en las­sen, wo jemand ohne EEG Sub­ven­ti­on glaubt, damit Geld ver­die­nen zu kön­nen und das Geld das durch den Weg­fall der EEG-Sub­ven­ti­on frei wird, in die Ent­wick­lung von Spei­chern inves­tie­ren (die übri­gens noch nicht, wie Herr Kohl schreibt, bereits ver­füg­bar sind – allen­falls Kon­zept­stu­di­en mit mise­ra­blem Wir­kungs­grad gibt es bis heu­te). Dar­über­hin­aus Gas­kraft­wer­ke, die aller­dings sub­ven­tio­niert wer­den müs­sen, weil sie in die­sem Kon­zept nicht durch den ver­kauf­ten Strom refi­nan­ziert wer­den kön­nen. Das Ziel ist es ja gera­de, die­se Gas­kraft­wer­ke mög­lichst wenig zu betreiben.

  7. Rich­tig, es gibt noch kei­ne Markt­ein­füh­rung der Spei­cher, das habe ich auch nicht behaup­tet. Es gibt auch noch kei­ne Gleich­strom­tras­sen, dies wäre auch ein Novum. Will man Strom­spei­cher, wer­den sie auch in abseh­ba­rer Zeit markt­reif sein, denn es gibt bereits (weit­ge­hend) markt­rei­fe Tech­no­lo­gien dafür. Sie müs­sen kom­men, das ist so sicher wie das Amen in der Kir­che. War­um also nicht jetzt, wenn man den Tras­sen­bau, gegen den Sie ja auch sind, Herr Bla­sen, damit ver­hin­dern kann. Ver­lie­ren wir doch nicht bei aller Viel­falt der Mei­nun­gen unser wich­tigs­tes Ziel aus den Augen: Erneu­er­ba­re Ener­gien statt fos­si­ler, der Umwelt und des Kli­mas, unse­rer Kin­der und Enkel zulie­be. Und zwar jetzt. Denn es ist schon 5 nach 12. Wert­schöp­fung vor Ort, nicht Pro­fi­te für die Kon­zer­ne, und zwar jetzt.
    Die EEG-För­de­rung wird so lan­ge not­wen­dig sein, bis die EEG sich aus­rei­chend eta­bliert haben, danach wird sie ohne­hin von allein ver­schwin­den. Die Tech­no­lo­gien sind eben­falls nicht fest­ge­schrie­ben, sie wer­den sich wei­ter ent­wi­ckeln und ver­voll­komm­nen. Wer jetzt Wind­rä­der vor der Haus­tür hat, wird sie nicht für immer dort haben. Dann wird auch das Plus-Ener­gie­haus eine Selbst­ver­ständ­lich­keit sein. Fort­schritt ist etwas, das von Träu­mern und Visio­nä­ren vor­an­ge­trie­ben, wird, nicht von Rea­lis­ten, Herr Blasen.

    1. Dan­ke Wolf­gang Kohl für die­se kla­ren Wor­te, auch zum Pro­test­fest in Leu­polds­grün, wo Fak­ten auf­ge­zeigt wur­den, natür­lich nur für die, die anwe­send waren. Sub­ven­tio­nen flie­ßen in Mas­sen für Koh­le und Atom, ganz zu schwei­gen von den durch sie ver­ur­sach­ten Fol­ge­kos­ten. Und war­um von eini­gen Leu­ten die Wind­rä­der so ver­teu­felt wer­den, kann ich nicht nach­voll­zie­hen. Sie haben den gerings­ten Flä­chen­ver­brauch und PV mit Gas­kraft­wer­ken kön­nen es nicht allei­ne rei­ßen. Wie Sie schon sagen, Wind­rä­der sind auch nur eine Über­gangs­lö­sung, des­halb soll­te man die Fra­gen zu ihnen nicht welt­an­schau­lich son­dern ganz sach­lich behan­deln. Und lie­ber Power to Gas mit mise­ra­blem Wir­kungs­grad ( der ja so mise­ra­bel gar nicht ist) als abge­rie­gel­ter Wind­strom, denn Koh­le­kraft­wer­ke lau­fen durch und kön­nen nur auf Kos­ten ihrer Lebens­dau­er hoch- und run­ter­ge­fah­ren wer­den. Die Koh­le erzeugt wesent­lich mehr Schad­stof­fe als WKA und zer­stört gan­ze Land­stri­che. Was wür­den Sie, Herr Bla­sen, als Anrai­ner eines Braun­koh­le­ta­ge­baus oder eines Koh­le­kraft­wer­kes sagen?

      1. @Herr Kohl: Im Gegen­satz zu Power-To-Gas-Anla­gen gibt es HGÜ Tras­sen bereits. 1994 ging die 262 Kilo­me­ter lan­ge Gleich­strom­lei­tung Bal­tic Cable zwi­schen Lübeck-Her­ren­wyk und Kru­se­berg in Schwe­den in Betrieb, der 1995 die 170 Kilo­me­ter lan­ge voll­stän­dig ver­ka­bel­te Kon­tek zwi­schen Bent­wisch bei Ros­tock und Bjæ­ver­s­kov in Däne­mark folgte.
        Auch in Chi­na, im Kon­go und zwi­schen Cana­da und USA gibt es HGÜ-Tras­sen teil­wei­se weit über 1.000 km lang (Wiki­pe­dia).
        Aber das ist nicht das The­ma. Die bei uns geplan­ten Tras­sen die­nen zum Trans­port von Atom- und Koh­lestrom – da sind wir uns einig.
        Das EEG bewirkt aber zur Zeit, dass durch eine Über­pro­duk­ti­on an wind- und ron­nen­rei­chen Tagen der Strom­preis an der Bör­se sinkt, ja sogar nega­tiv wird (wir bezah­len dafür, dass uns jemand Strom abnimmt!!!). Die Dif­fe­renz zwi­schen den dadurch zu nied­ri­gen Bör­sen­prei­sen und den garan­tier­ten Erlö­sen der PV- und Wind­an­la­gen ist die EEG-Zula­ge, die die Strom­kun­den bezah­len (ver­ges­sen wir das The­ma Groß­in­dus­trie mit ihren Rabat­ten). Hät­ten wir Spei­cher, wäre das alles kein Pro­blem, denn die Bör­sen­prei­se wären wie­der rea­lis­ti­sche Markt­prei­se. Der­zeit wird ein Anreiz zur Über­pro­duk­ti­on geschaf­fen. Je nied­ri­ger der Bör­sen­preis ist, des­to höher ist die EEG-Zula­ge. Das kann nicht sinn­voll sein!
        Und dar­aus lei­te ich mei­ne For­de­rung nach Abbau jeg­li­cher EEG-Sub­ven­ti­on ab. Gäbe es die­se Sub­ven­ti­on nicht, dann wür­den PV-Anla­gen wei­ter­hin ren­ta­bel sein. In Ver­bin­dung mit Spei­chern wür­de es sich loh­nen, mehr Strom zu pro­du­zie­ren, als man selbst benö­tigt. Die Indus­trie wäre ein dank­ba­rer Abneh­mer. Das Geld, das mit der ent­fal­len­den EEG-Sub­ven­ti­on gespart wür­de, wäre in der Wei­ter­ent­wick­lung von Power-To-Gas oder in neu­en Spei­cher­tech­no­lo­gien viel sinn­vol­ler eingesetzt.
        Wie gesagt, wir sind uns in vie­len Punk­ten einig.
        @ Frau Estel: Es ist rich­tig, dass Koh­le und Atom­strom hoch sub­ven­tio­niert wur­den und noch immer wer­den. Aber das darf doch kein Anlass dafür sein, die bereits began­ge­nen Feh­ler ein­fach zu wie­der­ho­len! Die Sub­ven­tio­nie­rung der Atom­an­la­gen in den 60ern und 70ern, die Koh­le­sub­ven­tio­nen sind natür­lich falsch. Aber genau­so falsch ist es, eine unsin­ni­ge Tech­no­lo­gie (Wind­kraft in Süd­deutsch­land, PV auf Dächern, die nicht von der Son­ne bestrahlt wer­den…). Gäbe es Spei­cher könn­te man ja noch irgend­wo einen Sinn erken­nen. Aber nach­dem es die­se nicht gibt, bezah­len wir dafür, dass Betrei­ber ihre Wind­kraft­an­la­gen abschal­ten! Das waren in 2012 immer­hin 42 Mil­lio­nen Euro, die als Abschaltent­schä­di­gung deutsch­land­weit bezahlt wur­den. 42 Mil­lio­nen dafür, dass KEIN STROM erzeugt wur­de. Ist das sinnvoll?
        Daher mei­ne For­de­rung: weg mit der EEG-Subvention!

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