Alt­dorf – Der tras­sen­wei­te Aktionstag

2014-06-29_14-01-17_Altdorf_228Es war ein bun­tes Volk, das sich am Sonn­tag zum Tras­sen­fest am Alt­dor­fer Markt­platz ver­sam­melt hat. Unüber­seh­bar natür­lich die gro­ße Zahl der offen­kun­di­gen Tras­sen­geg­ner, erkenn­bar an ihren leuch­tend­gel­ben, bedruck­ten Warn­wes­ten. Obwohl der Wet­ter­gott zunächst kein Ein­se­hen zu haben schien, waren bereits gegen 11 Uhr vie­le Bür­ger aus Alt­dorf und Umge­bung vor Ort, als Mar­tin Tabor als offi­zi­el­ler Ver­an­stal­ter das Fest eröff­ne­te (ein herz­li­ches Dan­ke­schön noch­mal von der BI). Bür­ger­meis­ter Odör­fer als Schirm­herr der Ver­an­stal­tung bekräf­tig­te im Anschluss die kate­go­ri­sche Ableh­nung der Strom­tras­se durch die Stadt Alt­dorf und for­der­te die Soli­da­ri­tät des gesam­ten Land­krei­ses über alle Par­tei­gren­zen hin­weg ein.

Prof. Dr. Wei­ger vom BUND Natur­schutz bezeich­ne­te den Tras­sen­bau unter gro­ßem Bei­fall als „Unglück für die Ener­gie­wen­de“. Er for­dert von der Poli­tik eine grund­sätz­li­che Kor­rek­tur der, nach sei­nem Mei­nung, Kon­zep­te von vor­ges­tern, die wei­ter­hin auf eine zen­tra­li­sier­te Ener­gie­pro­duk­ti­on und groß­flä­chi­ge Ver­tei­lung setzen.

Uli Strauß appel­lier­te an alle Tras­sen­geg­ner, in ihrem Pro­test wei­ter­zu­ma­chen, ange­sichts einer geplan­ten Strom­pro­duk­ti­on von 10 GW aus Braun­koh­le in der Lau­sitz. „Wir woll­ten eine nie dage­we­se­ne Ener­gie­wen­de“, so reflek­tier­te der Spre­cher der BI Bet­zen­stein unter Anspie­lung auf Bun­des­kanz­le­rin Mer­kel. Die Poli­tik hat den Ener­gie­ver­sor­gern und –betrei­bern ein Mono­pol über­las­sen – Die Tras­se ist eine Lizenz zum Geld­dru­cken, resüm­mier­te er.

Auch Land­rat Armin Kro­der for­der­te eine ener­gie­po­li­ti­sche Umkehr auf Bun­des- und Lan­des­ebe­ne. Von Sei­ten des Land­krei­ses wur­de mit einer par­tei­über­grei­fen­den Reso­lu­ti­on dafür gesorgt, dem Wider­stand gegen die Tras­se ein weit­räu­mi­ges Fun­da­ment zu verschaffen.

Prof. Bay­er betont, dass nie­mand bis­lang die Not­wen­dig­keit der Lei­tung nach­ge­wie­sen habe und pran­gert die ener­gie­po­li­ti­sche Kon­zep­ti­ons­lo­sig­keit in Bund und Län­dern an. „Macht Eure Haus­auf­ga­ben“ ruft er den Ver­ant­wort­li­chen in Mün­chen und Ber­lin zu. Ein­ge­la­den war auch die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Mar­le­ne Mor­tler, die bei Ihrer Rede die ein oder ande­re Kri­tik ern­te­te. Das ist wohl dar­auf zurück­zu­füh­ren, das die Infor­ma­tio­nen, die Frau Mor­tler vor­lie­gen nicht kor­rekt oder voll­stän­dig sind. Nach ihrem Auf­tritt wur­de sie aber auf die kri­ti­sier­ten Punk­te hingewiesen.

Dr. Tho­mas Beyer

Hr. Bey­er macht deut­lich „Wir brau­chen die Tras­se nicht und des­halb wol­len wir sie ver­hin­dern“. Die Tras­sen­pla­nun­gen die­nen nach sei­ner Mei­nung der Mono­po­ler­hal­tung der Ener­gie­wirt­schaft. Anstatt Strom durch das Land zu trans­por­tie­ren, soll­ten Strom­über­schüs­se metha­ni­siert, in das vor­han­de­ne Erd­gas­netz ein­ge­speist und dann für Block­heiz­kraft­wer­ke und den Ver­kehr ver­wen­det werden.

Jus­tus Schüt­ze von buzzn, ein Strom­pool­be­trei­ber für Klein­an­bie­ter und  ‑abneh­mer erläu­tert die Vor­be­hal­te, die in wei­ten Tei­len der Bevöl­ke­rung gegen die Strom­tras­sen­geg­ner bestehen. Sie wür­den als NIM­BYs (Abk. für: Not in my back­yard – Nicht vor mei­ner Haus­tür) bezeich­net, als Geg­ner der Ener­gie­wen­de und wäre defac­to ja selbst Nut­zer von Strom­au­to­bah­nen aller Art. Er for­dert dazu auf, sich durch nichts davon abhal­ten zu las­sen, soviel Strom wie mög­lich selbst zu pro­du­zie­ren und die­sen – ohne Netz­be­trei­ber – ent­we­der selbst zu ver­brau­chen oder regio­nal zu verteilen.

Zwi­schen den Reden sorg­ten Vol­ker Groß, Man­fred Farn­bach und Bea­te Weber mit ihren melo­di­schen und lei­den­schaft­li­chen Lie­dern für eine wun­der­bar har­mo­ni­sche und ange­neh­me Atmo­sphä­re. Ste­fan Merz sorg­te bei Tras­sen­fahr­ten mit dem His­to­ri­schen Bus für eine wun­der­ba­re Abwechslung.

Viel Trom­mel­wir­bel und Action brach­te wie­der­um die Sam­ba­grup­pe Vin­ci­vi mit ihrer Ein­la­ge. Das Publi­kum, wie auch die anwe­sen­den Poli­ti­ker waren begeis­tert dabei und wur­den gekonnt mit einbezogen.

Die Vor­stel­lung des Cir­cus Chao­ti­ni wur­de von den Zuschau­ern mit sicht­li­cher Fas­zi­na­ti­on aber auch mit viel herz­haf­tem Lachen verfolgt.

Der Zahl der Besu­cher war ein gro­ßer Erfolg für den Tras­sen­ak­ti­ons­tag in Alt­dorf  und den gesam­ten Wider­stand der Bür­ger­initia­ti­ven ent­lang der Tras­se. Das Inter­es­se ist unge­bro­chen, die Zahl der Tras­sen­geg­ner ver­grö­ßert sich ste­tig. Dies wur­de am viel fre­quen­tier­ten Info­stand wie­der ein­mal sicht­bar, an dem vie­le Dis­kus­sio­nen geführt wur­den. Das Tras­sen­geg­ner-Equip­ment (Pla­ka­te, Auf­kle­ber, Sti­cker und Info­ma­te­ri­al) wur­de mas­siv nach­ge­fragt, vie­le Besu­cher haben sich in die Unter­schrifts­lis­ten ein­ge­tra­gen und vie­le Spen­den wur­den an die BI gegeben.

Nach dem Fest ist vor dem Fest“.… des­halb möch­te sich die Bür­ger­initia­ti­ve herz­lich bei allen Hel­fern und Unter­stüt­zern bedan­ken, eben­so bei Mar­tin Tabor, der Alt­dor­fer Poli­zei, ins­be­son­de­re Herrn Kup­ka und dem Ord­nungs­amt für die gute Zusam­men­ar­beit, den Alt­stadt­freun­den für die spon­ta­ne Bereit­stel­lung der gro­ßen Pavil­lons, der Braue­rei Lamms­bräu für eine sen­sa­tio­nell unkom­pli­zier­te Koope­ra­ti­on, Mario Gli­e­mann für die tol­le Büh­ne (auch preis­lich!), 2c mes­se gestal­tung GmbH für die Logis­tik und tech­ni­sche Unter­stüt­zung, Jura-Elek­tro­ge­rä­te Ver­triebs GmbH Nürn­berg für die Bereit­stel­lung der kom­plet­ten Kaf­fee­aus­stat­tung, den vie­len Men­schen, die uns mit Spen­den hel­fen, den Musi­kern für ihr unei­gen­nüt­zi­ges Enga­ge­ment und der Stadt Alt­dorf, die uns vor­ab ihre Unter­stüt­zung bei der Kos­ten­be­glei­chung des Tras­sen­ak­ti­ons­ta­ges zuge­sagt hat.

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