Das grü­ne Män­tel­chen der Stadt­wer­ke München

Die Stadt­wer­ke Mün­chen (SWM) sind uns Tras­sen­geg­nern ja schon län­ger ein Begriff für bei­spiel­haf­tes Vor­an­ge­hen in Sachen Ener­gie­wen­de. Haben sie doch eigens Wind­par­k­an­tei­le in der Nord­see gekauft, damit „grü­ner, sau­be­rer Wind­strom aus den Wind­parks im Nor­den in den Süden gebracht wer­den kann“. Durch ganz Deutsch­land, mit der land­schafts- und lebens­raum­zer­stö­ren­den Gleich­strom­tras­se „Süd­Link“. War­um man die­sen Wind­strom nicht vor Ort im Münch­ner Umland erzeugt, wo er direkt und ohne Umwe­ge gespei­chert und ver­braucht wer­den könn­te, ist nicht so recht nach­zu­voll­zie­hen. Zumal der Löwen­an­teil des Stroms der Wind­parks in der Nord­see auch vor Ort in Nord­deutsch­land benö­tigt wird. Nur die Spit­zen kön­nen in den Süden trans­por­tiert werden.

Sau­ber ist aber die Strom­pro­duk­ti­on der SWM vor Ort gar nicht. Da gibt es doch ein Koh­le­kraft­werk, dem jetzt ein Bür­ger­be­geh­ren den Gar­aus zu machen droht. Die­ses Kraft­werk ver­feu­ert näm­lich Stein­koh­le, die unter men­schen­un­wür­di­gen Bedin­gun­gen in Süd­ame­ri­ka und Süd­si­bi­ri­en abge­baut wird. Die Orga­ni­sa­ti­on urge­wald berich­tet dar­über seit Jah­ren und pran­gert die Zustän­de auch bei Aktio­närs­ver­samm­lun­gen an.

Umwelt- und poli­ti­sche Orga­ni­sa­tio­nen haben jetzt eine Peti­ti­on gestar­tet, mit dem Ziel, ein Bür­ger­be­geh­ren zu erwir­ken „Raus aus der Stein­koh­le“. Dadurch soll erreicht wer­den, dass das Stein­koh­le­kraft­werk Unter­föh­ring bereits im Jahr 2022 sei­nen Koh­le­block 2 abschal­tet. Der Betrei­ber selbst woll­te das erst 2035 tun. Das Kraft­werk soll jähr­lich bis zu 800.000 Ton­ne Stein­koh­le ver­feu­ern und für 17 % des Mün­che­ner CO2-Aus­sto­ßes ver­ant­wort­lich sein.

Der Zulauf zur Peti­ti­on ist enorm und Dr. Bie­ber­bach, dem Geschäfts­füh­rer der SWM schwant Böses. Soweit kommt´s, dass die Bür­ger von ihrem guten Recht Gebrauch machen und etwas begeh­ren, was ihnen zusteht. Dem muss ent­ge­gen­ge­wirkt wer­den Er ruft zum Dia­log auf und die Orga­ni­sa­tio­nen machen mit. Sie kön­nen so her­vor­ra­gend stra­te­gisch ein­ge­bun­den wer­den, und zwar im Sin­ne Bie­ber­bachs. Viel­leicht schafft er es sogar, das Bür­ger­be­geh­ren abzublasen.

Dr. Bie­ber­bach zieht alle Regis­ter und schil­dert die Fol­gen eines frü­he­ren Abschal­tens in düs­te­ren Far­ben. 600 Mio. Euro kos­te es, das Kraft­werk vor 2035 abzu­schal­ten. Die­se Ein­schät­zung stammt aus einem Gut­ach­ten des Öko-Institutes.

Nach­dem der Mün­che­ner Mer­kur über ein „Geheim­tref­fen mit Koh­le-Geg­nern“ berich­te­te, heißt es bei „Raus aus der Stein­koh­le“ auf Face­book „Lie­be Unter­schrif­ten­samm­ler und Unter­stüt­zer wir wer­den ernst genom­men, jetzt heißt es dran bleiben.“

Den Initia­to­ren der Peti­ti­on bleibt zu wün­schen, dass sie durch ihre Dia­log­be­reit­schaft nicht in die Mit­mach­fal­le tap­pen und stra­te­gisch ein­ge­bun­den wer­den. Die Bür­ge­rIn­nen Mün­chens, die die Peti­ti­on gezeich­net haben, wol­len kei­ne fau­len Kom­pro­mis­se, die im stil­len Käm­mer­lein aus­ge­mau­schelt wer­den, son­dern sie wol­len ihre Bür­ger­rech­te in Anspruch neh­men und selbst ent­schei­den was ihre Stadt­wer­ke tun.

Einen Wer­muts­trop­fen gibt es jedoch, denn die Stadt Mün­chen setzt auf die Tie­fen-Geo­ther­mie. So soll eine hun­dert­pro­zen­tig erneu­er­ba­re Strom-und Wär­me­ver­sor­gung erreicht wer­den. Die­se Tech­no­lo­gie ist jedoch nicht risi­ko­los. Hof­fent­lich kommt es da nicht zu Spät­fol­gen, die jetzt kei­ner sehen kann (oder will).

3 Gedanken zu „Das grü­ne Män­tel­chen der Stadt­wer­ke München“

  1. Ja da beißt sich die Kat­ze wie­der in den Schwanz. Irgend­wo­her muss der Strom kom­men, der eine 1,4 Mil­lio­nen Stadt ver­sorgt, dann also doch tsche­chi­scher und pol­ni­scher Atom­strom über die trans­eu­ro­päi­schen Leitungen.
    Wind- und PV-Strom geht in kei­ne Ver­sor­gungs­rech­nung ein, da kei­ner weiß ob es im nächs­ten Jahr zur glei­chen Zeit den glei­chen Wind­strom gibt, es kann sein, dass es da 0 kWh sind. Dar­um muss immer ein zuver­läs­si­ges Kraft­werk ein­satz­be­reit sein, das den zum gege­be­nen Zeit­punkt benö­tig­ten Strom lie­fern kann und das sind kon­ven­tio­nel­le Kraft­wer­ke, die­se Kraft­wer­ke müs­sen so viel Leis­tung haben, dass sie Deutsch­land auch ohne Wind- und PV-Strom ver­sor­gen können.
    Da wäre nun das moder­ne Gas­kraft­werk in Irsching, aber lei­der, lei­der kom­men die Gas­kraft­wer­ke an der Strom­bör­se nicht zum Zug, da die varia­blen Kos­ten zu hoch sind. Eine Mög­lich­keit wür­de es da trotz­dem geben um die­se Kraft­wer­ke zu inte­grie­ren, die­se wäre: wenn die Wind­kraft- und PV-Anla­gen­be­trei­ber einen Teil ihres Ver­diens­tes an das Gas­kraft­werk abtre­ten wür­den, damit die­ses eben­falls wirt­schaft­lich betrie­ben wer­den kann.
    Bei­de könn­ten ein Kom­bi­kraft­werk grün­den und dann als Gesell­schaft an die Bör­se gehen. Das wäre ein Model­ver­such wo auch der fluk­tu­ie­ren­de Strom in die Ver­sor­gungs­rech­nung mit ein­geht und so soll­te es doch eigent­lich sein, denn der deut­sche Strom­kun­de will sicher­lich nicht, dass das Land voll Wind­rä­der gebaut wird um dann den sub­ven­tio­nier­ten Strom ans Aus­land zu verschenken.
    Wür­den wir jedoch eine Umfra­ge star­ten, so ist bestimmt kei­ner der Wind­an­la­gen und PV-Anla­gen­be­sit­zer bereit einen Teil sei­nes Gewinns abzu­tre­ten. Des­halb, „da beißt sich die Kat­ze in den Schwanz“. Stän­dig kom­men wir zum glei­chen Ergebnis.

    1. Spei­cher wür­den die unre­gel­mä­ßi­ge Ver­füg­bar­keit von Wind und Son­ne aus­glei­chen, da muss bei­lei­be nicht das gan­ze Land mit Wind­rä­dern voll­ge­stellt wer­den. Denn Gas­kraft­wer­ke mit Erd­gas sind auch nur eine Über­gangs­lö­sung, da fos­sil. Power to Gas wäre da schon bes­ser. Dafür erfor­dert es aber einen höhe­ren Anteil der Erneu­er­ba­ren. Aber in punc­to WKA gibt es anschei­nend einen sehr wun­den Punkt bei den Münch­nern. Wie gesagt, da baut man lie­ber über Hun­der­te von Kilo­me­tern eine über­di­men­sio­nier­te HGÜ, die gar nicht mit dem Wind­strom “gefüllt” wer­den kann. Was dann flie­ßen wird, ist wie­der Stein­koh­lestrom (Kraft­werk Moor­burg) und Atom­strom aus Eng­land, das wir mit unse­ren Steu­er­gel­dern sub­ven­tio­nie­ren. Was wir auch grund­sätz­lich brau­chen, ist ein ver­nünf­ti­ges Gesamt- Ener­gie­kon­zept, da will aber anschei­nend kei­ner ran.

  2. Was spricht gegen mei­nen Vor­schlag. Gas­kraft­wer­ke müss­ten nur die Sicher­heit stel­len, sie kom­men ja nur zum Ein­satz wenn Wind und Son­ne nicht lie­fern kön­nen, also sel­ten, dar­um ist auch bei die­ser Lösung eine wesent­lich gerin­ge­re CO2 Belas­tung zu erwar­ten, aber sie müs­sen dafür bezahlt wer­den, dass sie Ver­sor­gungs­si­cher­heit gewähr­leis­ten. Das ist wich­ti­ger als die Erzeu­gung von über­gro­ßen Mas­sen an Wind und PV-Strom. Sagen wir mal so, die­se Gas­kraft­wer­ke machen den fluk­tu­ie­ren­den Strom salon­fä­hig und dafür müs­sen sie ent­schä­digt wer­den und zwar so, dass es sich ren­tiert so ein Kraft­wer­ke zu bau­en und zu betrei­ben. Denn die­se vor­ran­gi­ge Ein­spei­sung des fluk­tu­ie­ren­den Stroms ist eine Mogel­pa­ckung wenn par­al­lel dazu die Koh­le­kraft­wer­ke durch­lau­fen, die sich eben nicht zum Regeln eignen.
    Stel­len wir mal die Rech­nung so auf: 30% des deut­schen Strom­be­darfs wer­den künf­tig durch Gas­kraft­wer­ke gedeckt, die­se sind teils schon gebaut oder müs­sen gebaut wer­den, das ergibt dann Fix­kos­ten, das benö­tig­te Gas zum Betrei­ben ergibt varia­ble Kos­ten. Wird nun Wind und Son­nen­strom ein­ge­speist redu­zie­ren sich die varia­blen Kos­ten, da das Gas­kraft­werk her­un­ter­ge­fah­ren wer­den kann, wir spa­ren dann mas­sig Gas, genau­so schnell kann aber das Gas­kraft­werk auch wie­der hoch­ge­fah­ren wer­den, wenn Wind und Son­ne nach­las­sen mit der Lie­fe­rung, dann stei­gen natür­lich die varia­blen Kos­ten weil Gas benö­tigt wird. Wird das Gas­kraft­werk nur nach sei­ner Strom­lie­fe­rung bezahlt ist es unwirt­schaft­lich, kein Mensch wür­de in so ein Kraft­werk inves­tie­ren. Die Erneu­er­ba­ren brau­chen aber die Intel­li­genz eines Regel­me­cha­nis­mus, dar­um hät­te von Anfang an nur für das Gesamt­pa­ket, also Erneu­er­ba­re und not­wen­di­ge Regel­en­er­gie, eine gemein­sa­me Sub­ven­ti­on geben dür­fen, die­ser Strom kann in die Ver­sor­gungs­rech­nung ein­ge­hen und auch tat­säch­lich lie­fern, selbst wenn ein hal­bes Jahr kei­ne Son­ne schei­nen, bzw. kein Wind wehen wür­de, denn das Gas­kraft­werk hat die glei­che Leis­tung wie die Erneu­er­ba­ren, kann also voll die Ver­sor­gung über­neh­men, die ihm zuge­dacht ist.
    Koh­le­kraft­wer­ke sind des­we­gen noch lan­ge nicht über­flüs­sig, denn für die Lie­fe­rung der rest­li­chen 70% des Strom­be­darfs muss ja ein Kraft­werk zustän­dig sein.

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