Daten der Bun­des­netz­agen­tur bewei­sen, dass die Strom­tras­sen unnö­tig sind

Von: Rein­hold Deu­ter (Reinhold.Deuter@web.de)

Immer wie­der hört man das der Bau der Strom­tras­sen Süd-Link und Süd-Ost-Link für die Strom­ver­sor­gung in Bay­ern not­wen­dig sind. Bis­her konn­te man die­se Behaup­tung nicht wider­le­gen, da die ent­spre­chen­den Daten für die Netz­be­rech­nung laut EnWG § 12f nicht frei zugäng­lich sind. Ein Mit­glied der Arbeits­ge­mein­schaft Ener­gie der Pira­ten­par­tei hat die Anfor­de­run­gen des Para­gra­fen 12f EnWG erfüllt und die Netz­da­ten erhal­ten. Damit konn­te eine unab­hän­gi­ge Berech­nung der Netz­be­las­tun­gen für Bay­ern durch­ge­führt werden.

Die Daten gehen davon aus, dass der geplan­te Netz­aus­bau des NEP 2025 rea­li­siert wur­de. Inner­halb die­ses Rah­mens gibt es unter­schied­li­che Last­pro­fi­le. Für die Betrach­tung am rele­van­tes­ten sind das Hoch­last­pro­fil und das Nied­rig­last­pro­fil. Das Hoch­last­pro­fil ist der höchs­te Strom­ver­brauch in Bay­ern. Nied­rig­last­pro­fil hin­ge­gen bedeu­tet den nied­rigs­ten Strom­ver­brauch in Bay­ern. Bei­de Last­pro­fi­le sind die Extrem­wer­te des Strom­ver­brauchs und tre­ten nur sel­ten auf.

Bei allen Pro­fi­len geht die Bun­des­netz­agen­tur davon aus dass die bay­ri­schen Kraft­wer­ke Föh­ring, Irsching und Zolling nicht lau­fen. Das bedeu­tet, eine vor­han­de­ne Kraft­werks­ka­pa­zi­tät von rund 2,6 GW wird nicht genutzt.

Sehen wir uns nun die­se bei­den Last­pro­fi­le genau­er an.
Zuerst das Hoch­last­pro­fil, denn immer wie­der wird ja behaup­tet, dass in Bay­ern zu wenig Strom vor­han­den ist. Wie nicht anders zu erwar­ten gibt es mit den HGÜ-Tras­sen kei­ne Pro­ble­me bei der Strom­ver­sor­gung in Bay­ern. Bemer­kens­wert ist aber das die sog. Thü­rin­ger Strom­brü­cke nur noch mit weni­ger als 10 Pro­zent aus­ge­las­tet ist und sogar Strom nach Baden-Würt­tem­berg expor­tiert wird.

Wenn die HGÜ-Tras­sen abge­schal­tet sind, gehen in Bay­ern die Lich­ter nicht aus. Der Bedarf wird immer noch gedeckt. Aber die Aus­las­tung der Net­ze ändert sich natür­lich. Über die sog. Thü­rin­ger Strom­brü­cke flie­sen nun rund 2,4 GW nach Bay­ern und es wird kein Strom mehr nach Baden-Würt­tem­berg expor­tiert, son­dern es wird Strom von Baden-Würt­ten­berg bezogen.

Die Berech­nun­gen zei­gen also das ohne die HGÜ- Lei­tun­gen und ohne den Ein­satz zusätz­li­cher Kraft­wer­ke kei­ner­lei Eng­päs­se bei der Strom­ver­sor­gung auftreten.
Wie sieht es aber nun beim Nied­rig­last­pro­fil aus.

Ohne HGÜ-Tras­sen ist natür­lich kein Pro­blem mit der Strom­ver­sor­gung in Bay­ern gege­ben. Über die sog. Thü­rin­ger Strom­brü­cke fliest weni­ger als 10 Pro­zent der mög­li­chen Kapa­zi­tät und es wird sogar Strom nach Baden-Würt­ten­berg exportiert.

Mit den HGÜ-Tras­sen ändert sich die Situa­ti­on. Die Belas­tung der Thü­rin­ger Strom­brü­cke sinkt wei­ter. Der Strom­ex­port von Bay­ern ent­spricht dem durch die HGÜ-Tras­sen impor­tier­ten Strom. Man sieht also das die HGÜ-Tras­sen hier nur für den Export ver­wen­det werden.

Das eigent­li­che Pro­blem ist jedoch nicht die Ver­sor­gung mit Elek­tro­en­er­gie unter Hoch­last­be­din­gun­gen, son­dern die Beherr­schung der Nied­rig­last. Man muss auch unter sol­chen Bedin­gun­gen damit rech­nen das die instal­lier­te reg. Leis­tung tat­säch­lich erzeugt wird. Was geschieht, wenn nie­mand die­se Strom­über­schüs­se braucht, sehen wir schon heu­te an der Bör­se. Die Net­ze wer­den mit Ener­gie geflu­tet. Der Netz­aus­bau, so wie er uns schein­bar alter­na­tiv­los ver­kauft wird, löst die­se Pro­ble­me nicht. Mit gro­ßem Auf­wand ver­sucht man die Net­ze sta­bil zu hal­ten denn die Phy­sik sagt uns, Ener­gie muss in dem Moment ver­braucht wer­den, wie sie erzeugt wird. Gelingt die­se Sta­bi­li­sie­rung nicht droht ein Zusam­men­bruch des Strom­net­zes (Black­out). Es gibt anschei­nend kei­nen Plan, kein Kon­zept und schein­bar kei­ner­lei Ver­ständ­nis für die­se tech­ni­schen Zusam­men­hän­ge. Für die Sta­bi­li­sie­rung der Net­ze brau­chen wir statt des­sen Spei­cher und Fle­xi­bi­li­täts­op­tio­nen die die­sen Namen auch verdienen.

Es ist nicht an uns die Netz­sta­bi­li­tät nach­zu­wei­sen. Wir ver­lan­gen die­sen Nach­weis aber von den ver­ant­wort­li­chen Über­tra­gungs­netz­be­trei­bern und der Bun­des­netz­agen­tur. Die­ser Nach­weis ist öffent­lich nach­voll­zieh­bar unter Ein­be­zie­hung unab­hän­gi­ger Fach­leu­te zu füh­ren. Die Bun­des­netz­agen­tur will mit allem Mit­teln ver­hin­dern das die­ser Nach­weis geführt wer­den muss. Sie wis­sen, dass dann die Grund­la­gen für die­sen sinn­lo­sen Netz­aus­bau, begin­nend mit dem Sze­na­rio­rah­men bis hin zum Netz­ent­wichlungs­plan, zusammenbrechen.

Zusam­men­fas­send kann man also auf­grund der Daten der Bun­des­netz­agen­tur Fol­gen­des fest­stel­len. Die HGÜ-Tras­sen wer­den für eine siche­re Strom­ver­sor­gung in Bay­ern nicht benötigt.

Wir soll­ten also alles tun, um die­se unnö­ti­gen Lei­tun­gen zu ver­hin­dern und den Strom­kun­den kei­ne unnö­ti­gen Kos­ten aufbürden.

2 Gedanken zu „Daten der Bun­des­netz­agen­tur bewei­sen, dass die Strom­tras­sen unnö­tig sind“

  1. Lie­ber Rein­hold, Dan­ke für die­se fun­dier­ten Infor­ma­tio­nen – sozu­sa­gen das Oran­ge Book stark kom­pri­miert. Ohne den Ein­satz von dir und dei­nen Mit­strei­tern wie Olli und ande­ren lägen die­se Erkennt­nis­se so nicht vor.

  2. Schon all die Jah­re vor­her gab es auf der Platt­form Strom­au­to­bahn Berich­te, dass die HGÜs nur dem euro­päi­schen Bin­nen­markt die­nen sollen.
    Mei­ner Mei­nung nach hat man mit Absicht die rie­si­gen Wind­parks an Nord und Ost­see instal­liert, damit die­se geplan­ten Strom­tras­sen einen Sinn ergeben.
    Die­ser Wind­strom oder auch PV-Strom ist fluk­tu­ie­rend, passt also nicht zur Phy­sik im Netz, wo sich Ein­spei­sung und Ent­nah­me die Waa­ge hal­ten müssen.
    Fluk­tu­ie­ren­der Strom allein ohne Regel­en­er­gie kann weder im Nor­den noch im Süden für die Ver­sor­gung genutzt wer­den. Erst zusam­men mit der Regel­en­er­gie oder den soge­nann­ten Redis­patch­maß­nah­men ist der Strom brauchbar.
    Zur Zeit ist es so, dass solan­ge wie ein Ver­sor­gungs­netz am Über­tra­gungs­netz hängt, das Über­tra­gungs­netz ver­pflich­tet ist dafür zu sor­gen, dass immer wenn das Ver­sor­gungs­netz zu wenig Strom hat, es die­sen Strom aus dem Über­tra­gungs­netz bezie­hen kann. Mit dem fluk­tu­ie­ren­den Strom lässt sich da wenig im Vor­aus berech­nen, des­halb fließt der Koh­lestrom als gesi­cher­te Leis­tung in der Lei­tung. Wird nun Wind- bzw. PV-Strom ein­ge­speist müss­te der Koh­lestrom abrupt vom Netz genom­men wer­den, das geht aber aus tech­ni­schen Grün­den nicht, die Fol­ge ist, es wer­den mit Zunah­me der Erneu­er­ba­ren immer mehr Über­schüs­se gebil­det, die dann nach den Kirch­hoff­schen Regeln auto­ma­tisch in das Netz der Nach­bar­staa­ten gescho­ben wird, also dahin wo der gerings­te Wider­stand ist. Nun kommt es dar­auf an, ist die Grund­ver­sor­gung die­ses Lan­des eben­so wie in Deutsch­land z.B. Koh­le, dann hat nun die­ses Land mit dem Netz­pro­blem zu kämp­fen, es gibt Beschwer­den. Hat das Nach­bar­land aber Kraft­wer­ke im Ein­satz die sich gut zum regeln eig­nen, dann freut sich die­ses Land über den geschenk­ten Strom an der Strom­bör­se, so z.B. Hol­land dazu mal den Bericht unter dem nach­fol­gen­dem Link lesen. Da hat u. a. Frank Loo­zer aus dem hol­län­di­schen über­setzt, und zwar aus der „Het Parool“, Ams­ter­da­mer Tages­zei­tung, am 17.09.2013..
    http://www.gu-blog.de/index.php/forum/windkraft/67-deutsche-stromkunden-sanieren-jetzt-auch-holland#94 . Also die Hol­län­der fah­ren ihre Gas­kraft­wer­ke run­ter wenn der geschenk­te deut­sche Strom­über­schuss ankommt, spa­ren dadurch teu­res Gas, lässt die Lie­fe­rung „geschenk­ter Strom“ nach, fah­ren sie die­se Gas­kraft­wer­ke wie­der hoch. Auch Öster­reich pro­fi­tiert von dem geschenk­ten Strom, die haben Pump­spei­cher, kom­men nun die kos­ten­lo­sen deut­schen Über­schüs­se, dann wer­den die­se mit­tels Pump­spei­cher­kraft­werk gespei­chert. Ist im deut­schen Netz Strom­man­gel, dann kön­nen wir den Strom sehr teu­er zurück­kau­fen, das sind dann soge­nann­te Redis­patch­maß­nah­men um das deut­sche Strom­netz zu stabilisieren.
    Nun ist die­ser rie­si­ge Über­tra­gungs­netz­aus­bau über Deutsch­land geplant, das sind nicht nur HGÜs son­dern auch HDÜs. Man spricht dann von einem Strom­see, in dem kön­nen sämt­li­che Kraft­wer­ke die zu dem euro­päi­schen Strom­ver­bund gehö­ren ein­spei­sen, natür­lich auch Atom­kraft­wer­ke, damit erhofft man sich, dass die Erneu­er­ba­ren sich gut ver­mi­schen und es weni­ger Redis­patch­maß­nah­men gibt, wie z.B. auch das Abschal­ten von Windanlagen.
    Natür­lich kann der Süden mit rei­nem Wind­strom aus dem Nor­den nichts anfan­gen, aber mit den HGÜs erhofft man sich eben eine last­de­cken­de Mischung, ob das funk­tio­niert wis­sen die­se Pla­ner wahr­schein­lich selbst nicht, für sie ist nur wich­tig dass das Netz viel genutzt wird und dar­um die Ein­nah­men stimmen.
    Als nächs­tes ein Link als schö­nes Spiel­zeug https://www.smard.de/blueprint/servlet/page/home/marktdaten/78?marketDataAttributes=%7B%22resolution%22:%22hour%22,%22region%22:%22DE%22,%22from%22:1498341600000,%22to%22:1499291159187,%22moduleIds%22:%5B22000661,22000285,22000289,22000515,22000517,22000514,22000516,22000519,22000520,22000521,22000284,22000286,22000283,22000288,22000290,22000291,22000287,22000522,22000518%5D,%22selectedCategory%22:null,%22activeChart%22:true%7D
    Hier gibt es ein Zeit­fens­ter das sich hin und her schie­ben lässt und dann die Im- und Expor­te der ein­zel­nen Län­der, je nach dem wel­ches Land ich links oben aus­ge­wählt habe, zeigt.
    Wäh­le ich links oben Deutsch­land und im Zeit­fens­ter den 3.Juli 2017 13:00h
    Dann gibt es da Polen Import und Export =0
    Frank­reich Import =0 / Export =1817MWh
    Öster­reich Import= ‑576MWh / Export 5845MWh
    Schwe­den Import= ‑397MWh / Export 0
    Luxem­burg Import =-14MWh / Export 595MWh
    Tsche­chi­en Import =0 / Export 1100MWh
    Däne­mark Import = ‑585 / Export 1100MWh
    Schweiz Import = ‑70 / Export 1854
    Nie­der­lan­de = ‑74 / Export 1383
    Auf der Platt­form gibt es vie­le Anwen­dun­gen unter denen viel erklärt wird,
    wie z. B. auch Strom­han­del und phy­si­ka­li­scher Stromfluss
    https://www.smard.de/blueprint/servlet/page/home/wiki-article/446/596
    Die Erneu­er­ba­ren, bes­ser gesagt Wind- und PV-Strom, pas­sen nicht in die­ses Ver­tei­ler­sys­tem das man ihnen durch die Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber aufdrängt.
    Damit sie aber last­de­ckend, also voll­wer­tig als Ver­sor­ger sind, benö­ti­gen sie einen Part­ner der lie­fert, wenn sie nicht lie­fern kön­nen. Dann ist noch eine wei­te­re Hür­de vor­han­den: der Strom­preis des Kom­bi­stroms muss mit dem Strom aus dem Über­tra­gungs­netz wett­be­werbs­fä­hig sein.

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