Pro­fes­sor Chris­ti­an von Hirsch­hau­sen am 9. Dezem­ber 2014 in Creußen

2014-12-09_CreussenEin Jahr des Wider­stan­des gegen die HGÜ Süd Ost ist ver­gan­gen und der 2. Ent­wurf des NEP liegt vor, außer­dem läuft der Ener­gie­dia­log Bayern.

Das nahm die Bür­ger­initia­ti­ve Creu­ßen zum Anlass, am ver­gan­ge­nen Diens­tag in die dor­ti­ge Mehr­zweck­hal­le  zu einer Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung ein­zu­la­den. Pro­fes­sor Chris­ti­an von Hirsch­hau­sen kam und zog vie­le Bür­ger an. Die Hal­le platz­te aus allen Näh­ten, auch das zusätz­lich auf­ge­stellt Zelt war voll. Ins­ge­samt woll­ten sich mehr als 400 Bür­ger infor­mie­ren und ihre Fra­gen und Befürch­tun­gen zum The­ma los­wer­den. Bür­ger­meis­ter Dann­häu­ßer begrüß­te zunächst den Pro­fes­sor und des­sen Mit­ar­bei­ter, Land­rat Hüb­ner und Herrn Frieß, Beauf­trag­ter des Land­rats­am­tes Bay­reuth für die Gleich­strom­pas­sa­ge Süd Ost. Außer­dem das Team des Baye­ri­schen Fernsehens.

Prof. v. Hirsch­hau­sen freu­te sich, nach rund zehn Mona­ten wie­der in Creu­ßen sein zu kön­nen, das nächs­te Mal wür­de er aber erst wie­der im Advent 2017 kom­men, denn bis dahin wür­de  in Sachen Tras­sen­bau nichts Wesent­li­ches passieren.

Er steht wei­ter zu sei­ner Aus­sa­ge, dass die geplan­te Gleich­strom­pas­sa­ge Süd Ost, jetzt Kor­ri­dor D genannt, nicht benö­tigt wird, schon gar nicht für die Ener­gie­wen­de. Sol­che Infra­struk­tu­ren wie die Tras­se sei­en für die Anbin­dung von Wind­strom ein­fach über­di­men­sio­niert, der Wind­strom kann viel bes­ser über das bestehen­de, „eng ver­maschte“ Netz trans­por­tiert und ver­teilt wer­den. Sie wird nur für den Trans­port von Koh­lestrom, der stän­dig fließt, benö­tigt. Und das wider­spricht der Ener­gie­wen­de total.

Die Ener­gie­wen­de ist nach Prof. v. Hirsch­hau­sen auf dem bes­ten Weg und unum­kehr­bar, mitt­ler­wei­le sei man bei einem EE-Anteil von 30%. Die Ener­gie­wen­de hat mit dem über­di­men­sio­nier­ten Netz­aus­bau nichts zu tun, sonst wären die­se Stei­ge­run­gen nicht mög­lich. Das Netz ist da, wo es benö­tigt wird, bereits ver­stärkt (Thü­rin­ger Strombrücke).

Auch der Atom­aus­stieg ist unum­kehr­bar, er läuft ja bereits seit 15 Jah­ren, das Glei­che wird mit der Koh­le pas­sie­ren, denn die Kli­ma­vor­ga­ben sind mit der Koh­le nicht ein­zu­hal­ten. Rai­ner Baa­ke vom Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um hat den Atom­aus­stieg bes­tens struk­tu­riert, so wird das auch mit der Koh­le gehen müssen.

Die Erneu­er­ba­ren sind die Zukunft, Koh­le und Atom die Vergangenheit.

Eon hat das schon begrif­fen, denn aus E on wird E off. Die ande­ren Ener­gie­er­zeu­ger wer­den fol­gen, man muss ihnen nur Zeit zum Umden­ken las­sen, es wird einen Lern­pro­zess geben, der dann auch die Tras­sen beinhal­ten muss.

Den der­zei­ti­gen Ent­wurf des Netz­ent­wick­lungs­plans (NEP) darf die Bun­des­netz­agen­tur (BNetz­Agen­tur) eigent­lich nicht geneh­mi­gen, denn er sieht einen höhe­ren Koh­le­an­teil im Ener­gie­mix vor und das läuft klar der Ener­gie­wen­de zuwider.

Zu Wort kamen auch die Teil­neh­mer am Ener­gie­dia­log, Mar­kus Bies­wan­ger, Mar­tin Steg­mai­er und Bernd Weber. Sie schil­der­ten die oft schwie­ri­gen Posi­tio­nen der Tras­sen­geg­ner in den Arbeits­grup­pen, da die­se von sehr ver­sier­ten Chef­stra­te­gen aus den Wirt­schafts­ver­bän­den domi­niert wer­den. Die­se wen­den pro­fes­sio­nell Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien pro Tras­se an und las­sen die sach­li­chen  Argu­men­te der Tras­sen­geg­ner ein­fach nicht gelten.

Die Tras­sen­pro­ble­ma­tik ist auch nur ein Teil des Ener­gie­dia­logs, in dem alle Aspek­te der Ener­gie­wen­de in Bay­ern behan­delt werden.

  1. Hirsch­hau­sen nahm auch Stel­lung zu den oft behaup­te­ten Dar­stel­lun­gen wie,
  • ohne Netz­aus­bau gehen die Lich­ter aus,
  • ohne Netz­aus­bau gibt es zwei Preis­zo­nen und
  • ohne Netz­aus­bau ist die Netz­sta­bi­li­tät gefährdet
  • der Wind­strom aus dem Nor­den muss zu den Ver­brauchs­zen­tren im Süden

Kei­nes die­ser Sze­na­ri­en wird  Realität.

Prof. Dr. v. Hirsch­hau­sen befasst sich seit Jahr­zehn­ten mit Infra­struk­tu­ren wie den Strom­net­zen. Deutsch­land hat eines der bes­ten und sta­bils­ten Net­ze, das bestä­tigt auch die BNetz­Agen­tur immer wie­der, der Redis­patch­be­darf liegt im Pro­mil­le­be­reich, 3 Pro­mil­le im Jahr. (http://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/Versorgungssicherheit/Stromnetze/Engpassmanagement/Redispatch/redispatch-node.html)

Tech­ni­ker der Agen­tur bestä­tig­ten ihm auch, dass ein gesun­des Sys­tem wie das Strom­netz von Deutsch­land kei­nen „Bypass“ Gleich­strom­pas­sa­gen braucht.

Zwei Preis­zo­nen wird es nicht geben, sie müss­ten erst ein­ge­rich­tet wer­den und das macht sehr viel Arbeit, auch danach in der Stromverteilung.

Der Wind­strom wird auch im Nor­den gebraucht, denn da gibt es Groß­städ­te wie Ber­lin und es wer­den auch dort Atom­kraft­wer­ke abgeschaltet.

Für die Zukunft for­dert  der Pro­fes­sor, ver­stärkt die Spei­cher­tech­no­lo­gien zu erfor­schen. Die Spei­cher in Ver­bin­dung mit den Erneu­er­ba­ren sei­en um ein Viel­fa­ches bil­li­ger als neue Tras­sen zu bau­en. Man kann da auch schon Erfol­ge ver­zeich­nen, in drei bis fünf Jah­ren ist die Tech­nik marktreif

BI-Mit­glied Die­ter Hoch aus Pot­ten­stein stell­te  den Ver­sor­ger „Licht­Blick“ und des­sen Pro­jekt  Schwarm­Di­ri­gent vor. Hier liegt ein mög­li­ches Kon­zept für die Zukunft, wel­ches schon weit vor­an­ge­schrit­ten ist.
(http://www.lichtblick.de/privatkunden/schwarm-energie/schwarmdirigent/)

v.Hirschhausen sieht in dem Ange­bot des öster­rei­chi­schen „Ver­bund“ eine gute Mög­lich­keit, die geprüft wer­den muss. Es gebe übri­gens seit den drei­ßi­ger Jah­ren des letz­ten Jahr­hun­derts Strom­han­del zwi­schen Bay­ern und Österreich.

5 Gedanken zu „Pro­fes­sor Chris­ti­an von Hirsch­hau­sen am 9. Dezem­ber 2014 in Creußen“

  1. Sehr geehr­te Damen und Herren,
    Ich möch­te Ihnen mit­tei­len, dass es dem Baye­ri­schen Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um heu­te Mor­gen gelun­gen ist, die Zusa­ge von Herrn Prof. Chris­ti­an von Hirsch­hau­sen zur Teil­nah­me an der nächs­ten Platt­form­sit­zung des Ener­gie­dia­logs am 18.12.14 in Mün­chen zu erhal­ten. Ursprüng­lich hat­te Herr Prof. von Hirsch­hau­sen auf­grund ter­min­li­cher Pro­ble­me eine Teil­nah­me im Janu­ar vorgesehen.
    Mit freund­li­chen Grüßen

    C. Stoeck­le

  2. @ Maria Estl: Herz­li­chen Dank für die her­vor­ra­gen­de Zusam­men­fas­sung der Info­ver­an­stal­tung mit Prof. v. Hirschhausen.

    Er ist – anders als vie­le der übri­gen Prot­ago­nis­ten in die­ser Ener­gie­wen­de- bzw. Tras­sen­not­wen­dig­keits-Fra­ge – ein aus­ge­wie­se­ner und erfah­re­ner Exper­te. Zudem ist er frei von irgend­wel­chen Pro­fit­in­ter­es­sen an Tras­se oder Braun­koh­le­för­de­rung oder ‑ver­stro­mung. Man wagt es kaum zu sagen, aber er ist wohl einer der weni­ge, die in die­ser Dis­kus­si­on per se zunächst ein­mal eine UNABHÄNGIGE und NEUTRALE Posi­ti­on innehaben.

    @ Dr. Stoeck­le: Vie­len Dank für die Infor­ma­ti­on zur Teil­nah­me von Prof. v. Hirsch­hau­sen am Ener­gie­dia­log im Dezember.

    Umso mehr soll­te man sei­nen Argu­ment ernst nehmenem

  3. Dan­ke für die­sen infor­ma­ti­ven und für unse­re gemein­sa­me Arbeit nütz­li­chen Bericht. Die­se unab­hän­gi­ge und sach­li­che Sicht der Din­ge hilft uns mit Argu­men­ten in der täg­li­chen Dis­kus­si­on mit weni­ger infor­mier­ten Men­schen. Die glau­ben lei­der immer noch zu sehr, was ihnen in den von Lob­by­is­ten kräf­tig befeu­er­ten Medi­en zur Süd-Ost-Tras­se vor­ge­gau­kelt wird.
    Die Ener­gie­wen­de mit dezen­tra­ler Ver­sor­gung und rege­ne­ra­tiv erzeug­ter Ener­gie mehr in den Vor­der­grund zu stel­len, ist sicher der rich­ti­ge Weg.

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