Pressemitteilung des BUND Naturschutz in Bayern e. V., Landesverband vom 27.05.2023
Bei einer Aktion am Hallplatz in Nürnberg setzten Aktive aus dem Bündnis „Rettet den Reichswald“ mit einer anschaulichen “Klima-Installation“ aus Kühlschränken und Bäumen die kühlende Wirkung des Reichswaldes auf die Städte ins Bild. Am Infostand wurden die globalen und lokalen Klimawirkungen des Waldes erklärt, deren Erhalt oberste Priorität haben muss.
Reichswald ist Klimaanlage für Metropolregion Nürnberg
Aktuelle wissenschaftliche Analysen zeigen, wie wichtig der Reichswald in klimatischer Hinsicht für die Region ist. Er ist zugleich grüne Lunge und Klimaanlage der Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach, Feucht und Roth und das wichtigste Kaltluftentstehungsgebiet.
Die Metropolregion ist auf die Kühlwirkung des sie umgebenden Waldes mehr als zuvor angewiesen. Sie gehört in Bayern zu den vom Klimawandel besonders betroffenen Großräumen; die heißen Sommer mit Tropennächten nehmen zu. Nürnberg liegt mit sechs bis acht sogenannten tropischen Nächten bereits heute in einem Bereich, der gesundheitlich gefährlich sein kann, beispielsweise für Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen.
Klimaanlage in Gefahr: Eingriffe in Reichswald minimieren
Geplante Projekte wie die Juraleitung P53 mit zugehörigen Umspannwerken, der Ausbau von Straßen und Autobahnen, ein geplantes Gewerbegebiet bei Lauf und beabsichtigte neue Sandabbaugebiete gefährden den Reichswald und seine wichtige Kühlfunktion.
„Viele der Eingriffe in den Reichswald sind nicht nur überdimensioniert, sondern unnötig“, so Dörte Hamann vom Aktionsbündnis Trassengegner. “Wir stellen die Notwendigkeit für einen Neubau der Juraleitung grundsätzlich in Frage. Uns bereitet große Sorge, dass für diese Höchstspannungsleitung eine völlig neue Trasse durch den Reichswald geplant wird. Die Firma Tennet, die für das Projekt verantwortlich ist, nimmt für die Leitung und die zugehörigen neuen Umspannwerke Flächen in den Fokus, für die wertvoller Wald gerodet werden müsste.
Für die Energiewende haben diese Übertragungs-Stromtrassen keinen Nutzen; das vorhandene Höchstspannungsnetz ist bereits bestens ausgebaut. Es fehlen nicht die Stromautobahnen, sondern die Verteilnetze, um den Strom aus Erneuerbaren Energien aufzunehmen.“
Tom Konopka, Regionalreferent des BUND Naturschutz: „Das allerwichtigste ist jetzt ein beschleunigter Klimaschutz. Großstädte wie Nürnberg reagieren auf die Entwicklung bereits mit Klimaanpassungsstrategien. Dazu gehört der Erhalt des Reichswaldes als CO2-Senke und als natürliche Klimaanlage.“
Rolf Wirth, Greenpeace Nürnberg: „Nürnberg ist in Bayern beim Klimawandel besonders betroffen. Nach einer ganz aktuellen Studie des Bayerischen Landesamtes für Umwelt liegt die Stadt bei der Nachtbelastung in der höchsten Kategorie. Schon aus Vorsorgegründen für vulnerable Gruppen muss der Ausgleichsraum Reichswald vor weiterer Zerstörung geschützt werden.“
An die Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft ergeht der dringende Appell, dem Schutz des Waldes endlich Vorrang einzuräumen. Die zahlreichen Einzelprojekte in der Metropolregion müssen als ernsthafte Gesamtbedrohung wahrgenommen und bewertet werden. Wenn weiterhin gleichzeitig an so vielen Ecken des Reichswaldes “gesägt” wird und immer mehr Bäume fallen, bedeutet dies in Summe eine irreversible Zerstörung dieses zusammenhängenden, elementar wichtigen Naturraumes, der für Nachschub an kühlender Luft sorgt. Dies hätte gravierende Auswirkungen auf die Lebensqualität in der Region.
Karte “Eingriffe in den Reichswald” © BUND Naturschutz
Titelfoto Tom Konopka