Akti­ons­bünd­nis demons­triert beim Mün­che­ner Energiedialog

Unter dem Mot­to „Rote Kar­te für den über­di­men­sio­nier­ten Netz­aus­bau“ wur­de der von Wirt­schafts­mi­nis­te­rin Aigner jähr­lich ein­be­ru­fe­ne Ener­gie­dia­log in der Lan­des­haupt­stadt dies­mal von einer Pro­test­ak­ti­on des Akti­ons­bünd­nis­ses gegen die Süd-Ost-Tras­se vor dem Minis­te­ri­um beglei­tet. Trotz des kurz­fris­tig anbe­raum­ten Demo-Ter­mins kamen Demons­tran­ten aus ganz Bay­ern. Die Ver­tre­ter der Bür­ger­initia­ti­ven aus dem Nürn­ber­ger Land beim Ener­gie­dia­log sind sich einig: Es besteht wei­ter­hin eine brei­te und star­ke Front gegen den Süd-Ost-Link und Fol­ge­pro­jek­te wie die Strom­tras­se P44mod. 

Unter­stützt wur­den die Bür­ger­initia­ti­ven von den Frei­en Wäh­lern, den Lin­ken, der Pira­ten­par­tei Bay­ern und der mut-Par­tei. Ziel war es, der Staats­re­gie­rung den Pro­test direkt vor die Tür zu tra­gen, da die­se Gesprä­che mit den Kri­ti­kern des Netz­aus­baus grund­sätz­lich ableh­ne, so die Orga­ni­sa­to­ren. Die Tras­sen­geg­ner for­dern wei­ter­hin ein pro­gres­si­ves neu­es Kon­zept für eine dezen­tra­le Ener­gie­wen­de mit regio­na­ler Wert­schöp­fung und den Ver­zicht auf einen über­di­men­sio­nier­ten Netzausbau.

Gemein­sa­mer Pro­test mit pro­mi­nen­ten Politikern

Der Bun­des­tags­kan­di­dat der Frei­en Wäh­ler Hans Mar­tin Grötsch setz­te von Ober­fran­ken aus einen Bus ein, der die Geg­ner des Süd­ost­link direkt nach Mün­chen brach­te. Auch aus den übri­gen Regio­nen Bay­erns waren Ver­tre­ter der Bür­ger­initia­ti­ven angereist. 

Freie Wäh­ler-Chef Hubert Aiwan­ger for­der­te eine Ener­gie­wen­de, an der nicht allein Groß­kon­zer­ne und Inves­to­ren, son­dern auch die Kom­mu­nen und Bür­ger­en­er­gie­ge­nos­sen­schaf­ten Geld ver­die­nen. „Wir sehen es auch als The­ma der Risi­ko­mi­ni­mie­rung, wenn wir mit Son­ne, mit Wind, mit Was­ser und bestehen­den Gas­kraft­wer­ken unse­re Ener­gie­ver­sor­gung sicher­stel­len.“ Den Strom aus weit ent­fern­ten Regio­nen nach Bay­ern zu schaf­fen zer­stö­re die Hei­mat, dies müs­se ver­hin­dert werden.

Die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te und Spre­che­rin für Ener­gie- und Kli­ma­po­li­tik Eva Bul­ling-Schrö­ter von den LINKEN nann­te den Netz­aus­bau unnö­tig, da er nicht der Ener­gie­wen­de und dem Schutz vor dem Kli­ma­wan­del die­ne. Die neu­en Mega­tras­sen wür­den nach­weis­lich für den Trans­port von Koh­lestrom gebaut wer­den. „Das ist für die Ener­gie­wen­de absurd“, beton­te die Politikerin.

Die Not­wen­dig­keit für den geplan­ten mas­si­ven Netz­aus­bau sei stark zu anzu­zwei­feln, stell­te Rein­hold Deu­ter von der Pira­ten­par­tei Bay­ern, The­men­be­auf­trag­ter Ener­gie, fest. Die Berech­nun­gen von Netz­be­trei­bern und Bun­des­netz­agen­tur zum Bedarf der Strom­tras­sen stell­te Deu­ter auf­grund vor­lie­gen­der Daten in Frage.

Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Clau­dia Stamm, nach ihrem Aus­tritt bei den Grü­nen die Vor­sit­zen­de der neu gegrün­de­ten Mut-Par­tei, nann­te es ein „Meis­ter­stück baye­ri­scher Poli­tik“, dass Minis­te­rin Aigner zwar zum Dia­log ein­la­de, dann aber selbst gar nicht bei der Sit­zung anwe­send sei. Der kli­ma­po­li­ti­sche Spre­cher der Par­tei Hajü Staudt for­der­te in sei­ner Rede den Aus­bau von rege­ne­ra­ti­ver Ener­gie­er­zeu­gung vor Ort, die För­de­rung von Spei­chern, aber auch die Ver­mei­dung von Energieverschwendung.

Staats­re­gie­rung lehnt Dis­kus­si­on um Netz­aus­bau ab

Es kann nicht sein, dass aus­ge­rech­net die bren­nends­ten Fra­gen, die die Men­schen in Bay­ern bewe­gen, ein­fach aus­ge­klam­mert wer­den“, kri­ti­sier­te die Spre­che­rin des Akti­ons­bünd­nis­ses Dör­te Hamann. Die Ener­gie­wen­de schei­ne im Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um nicht Chef­sa­che zu sein.

Ich haben noch nie einen so sinn­lo­sen Ener­gie­dia­log erlebt“, resü­miert Hubert Galo­zy von der Bür­ger­initia­ti­ve Lein­burg, der seit Ende 2014 als Ver­tre­ter des Akti­ons­bünd­nis­ses die Ener­gie­wen­de-Ver­an­stal­tun­gen beglei­tet. „Ein Kon­zept für die Ener­gie­wen­de in Bay­ern mit einer Wert­schöp­fung vor Ort ist schlicht nicht erkennbar“.

Bay­ern ist sowohl von gro­ßen Gleich­strom­tras­sen wie dem Süd­ost­link als auch von Pla­nun­gen zu Fol­ge­pro­jek­ten wie der Wech­sel­strom­tras­se P44mod betrof­fen, die durch das Nürn­ber­ger Land füh­ren könn­te und bei einem Aus­fall der Süd-Ost-Tras­se als Ersatz die­nen soll. Dage­gen orga­ni­siert das Akti­ons­bünd­nis seit Anfang 2014 den Wider­stand der Bür­ger­initia­ti­ven (BIs) in ganz Bayern.

Um Aus­wir­kun­gen der aktu­el­len Poli­tik auf die Ent­wick­lung der Erneu­er­ba­ren Ener­gien, auf die zu erwar­ten­den Ener­gie­kos­ten und auf das Errei­chen der Kli­ma­zie­le geht es auch in einer kom­men­den Ver­an­stal­tung am Mitt­woch, 19. Juli 2017, um 19.30 Uhr im Uhren­haus der N‑ERGIE in Nürn­berg-Sand­reuth: „Ener­gie­wen­de – dezen­tral und regional“

Dazu lädt das Akti­ons­bünd­nis gemein­sam mit der N‑ERGIE, den Kom­mu­nen im Nürn­ber­ger Land und dem Bund Natur­schutz Bay­ern ein. Als Gast wird Pro­fes­sor Dr. Lorenz Jarass von der Hoch­schu­le Rhein­Main zum The­ma „Geplan­ter Netz­aus­bau ver­sus Ener­gie­wen­de“ referieren. 

Um Anmel­dung wird gebe­ten unter pressestelle@stromautobahn.de

 dh/09.07.17
Bil­der: Hel­mut Wiesmeth

Schreibe einen Kommentar