Über­tra­gungs­netz­aus­bau in der Kos­ten­fal­le – Neue Strom­tras­sen sind fal­sches Zeichen

Pres­se­mit­tei­lung 12. Febru­ar 2024

Über­tra­gungs­netz­aus­bau in der Kos­ten­fal­le – Neue Strom­tras­sen sind fal­sches Zeichen

Mit gro­ßer Sor­ge sehen die Bür­ger­initia­ti­ven im Akti­ons­bünd­nis Tras­sen­geg­ner die Ent­wick­lun­gen beim Strom­netz­aus­bau. Der Vor­stoß der Baye­ri­schen Lan­des­re­gie­rung, die im Allein­gang eine neue Strom­lei­tung for­dert, ist befremd­lich. Der aktu­el­le Netz­ent­wick­lungs­plan wur­de gera­de erst von der Öffent­lich­keit kon­sul­tiert. Jetzt wird das Strom­tras­sen-Pro­jekt P540 von Schal­kau (Land­kreis Son­ne­berg) nach Bay­ern vom baye­ri­schen Ener­gie­mi­nis­ter Hubert Aiwan­ger in einer Pres­se­mit­tei­lung vom 08.02.24 in höchst unde­mo­kra­ti­scher Wei­se als eine schein­bar fest­ste­hen­de Tat­sa­che präsentiert.

Netz­aus­bau unfinanzierbar
Der Vor­schlag des Minis­ters kommt zur Unzeit. Minis­ter Hubert Aiwan­ger ist sich der Trag­wei­te sei­nes Han­delns offen­sicht­lich in keins­ter Wei­se bewusst, wenn er ohne ener­gie­wirt­schaft­li­che Not noch wei­te­re Lei­tun­gen for­dert. Denn wie die hohe Anzahl an Neu­pla­nun­gen von Strom­tras­sen über­haupt rea­li­siert wer­den soll, bleibt die gro­ße Frage.

Der bis­her bereits erfolg­te Über­tra­gungs­netz­aus­bau soll­te mit jähr­lich 5,5 Mrd. Euro aus Steu­er­mit­teln durch Zah­lun­gen aus dem Steu­er­haus­halt an die vier ÜNBs sub­ven­tio­niert wer­den. Auf­grund der Haus­halts-Eng­päs­se um den Jah­res­wech­sel 2023/2024 wur­de die Sub­ven­ti­on für 2024 kurz­fris­tig gestri­chen. In unmit­tel­ba­rer Fol­ge erhöh­ten die vier Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber (ÜNB) ihre Netz­nut­zungs­ent­gel­te von bis­her 3,12 Cent pro Kilo­watt­stun­de zum 1. Janu­ar 2024 auf bun­des­weit ein­heit­lich 6,43 Cent pro Kilo­watt­stun­de. Das spü­ren jetzt vor allem die Indus­trie und grö­ße­re Gewer­be­be­trie­be. (sie­he Posi­ti­ons­pa­pier im Anhang)

Dabei geht der Neu­bau zahl­rei­cher Strom­tras­sen-Pro­jek­te erst los. Der Netz­ent­wick­lungs­plan weist not­wen­di­ge Inves­ti­tio­nen von weit mehr als 300 Mil­li­ar­den Euro für das Über­tra­gungs­netz in Deutsch­land aus. Dabei sind die Finan­zie­rungs­kos­ten noch gar nicht ein­ge­rech­net. Die Kern­auf­ga­be die­ser Höchst­span­nungs­lei­tun­gen ist es, auf Bun­des­ge­biet ein Dreh­kreuz für den euro­päi­schen Strom­han­del zu bilden.

Durch den Weg­fall der Sub­ven­tio­nen wer­den die Über­tra­gungs­netz­ent­gel­te und somit die Strom­prei­se wei­ter stei­gen. Pri­va­te Haus­hal­te gera­ten zuneh­mend in finan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten, die Wett­be­werbs­fä­hig­keit für Gewer­be und Indus­trie steht auf dem Spiel. Und trotz gigan­ti­scher Mil­li­ar­den­be­trä­ge, die der Über­tra­gungs­netz­aus­bau ver­schlin­gen wird, ist die Ver­sor­gungs­si­cher­heit nicht gewähr­leis­tet. Grund genug, dass auf allen Ebe­nen – auch der poli­ti­schen – end­lich ein Umden­ken einsetzt.

Unde­mo­kra­ti­sche Netzausbau-Beschleunigung
Zahl­rei­che Beschleu­ni­gungs­ge­set­ze ver­hin­dern inzwi­schen Bür­ger­be­tei­li­gung in Kon­sul­ta­ti­ons­ver­fah­ren. Die Bun­des­fach­pla­nung wird durch ein Prä­fe­renz­raum­ver­fah­ren ersetzt. Hin­wei­se von Bür­ge­rin­nen und Bür­gern, Ver­bän­den und Insti­tu­tio­nen wer­den nicht mehr dis­ku­tiert. Umwelt­aus­wir­kun­gen sind nur mehr in einer stra­te­gi­schen Umwelt­prü­fung (auf „hoher Flug­hö­he“, ohne detail­lier­te Bewer­tung) erfasst. Wäh­rend sich Land­krei­se, Städ­te und Kom­mu­nen der­zeit in zahl­rei­chen Stel­lung­nah­men besorgt äußern, wird eine Tras­sen­pla­nung vor­an­ge­trie­ben, die jeg­li­cher wirt­schaft­li­chen und umwelt­po­li­ti­schen Ver­nunft wider­spricht. Es ist abseh­bar, dass die Akzep­tanz für neue Strom­tras­sen auf brei­ter Ebe­ne ver­schwin­den wird, je wei­ter die Pro­jek­te vor­an­schrei­ten und je höher die Strom­prei­se steigen.

Ener­gie­wen­de gerät fälsch­li­cher­wei­se in Verruf
Die Ener­gie­wen­de wird schei­tern, wenn in Deutsch­land wei­ter­hin auf den Aus­bau eines über­di­men­sio­nier­ten Über­tra­gungs­net­zes gesetzt wird. Um die Strom­pro­duk­ti­on aus erneu­er­ba­ren Ener­gien zu för­dern, wird in jedem Bun­des­land ein resi­li­en­tes Sys­tem aus Ver­teil­net­zen, Spei­chern und Reser­ve­kraft­wer­ken benö­tigt. Unnö­ti­ge Kos­ten müs­sen hin­ge­gen ver­mie­den wer­den. Die Bür­ger­initia­ti­ven im bun­des­wei­ten Akti­ons­bünd­nis Tras­sen­geg­ner sehen mit Sor­ge, dass die Ener­gie­wen­de fälsch­li­cher­wei­se immer mehr in Ver­ruf gerät, weil ihr der Neu­bau von Über­tra­gungs­lei­tun­gen ange­rech­net wird. Wir sind, gestützt von fach­li­cher Exper­ti­se, über­zeugt, dass die­ser geplan­te Über­tra­gungs­netz­aus­bau für die Ener­gie­wen­de kei­ner­lei Nut­zen hat.

Das angeb­li­che „Kli­ma­neu­tra­li­täts­netz“, wie es medi­al von den Über­tra­gungs­netz­be­trei­bern (ÜNB) pro­kla­miert wird, leis­tet vor­ran­gig nur einen Dienst: Es eta­bliert ein zen­tra­lis­ti­sches, zu guten Tei­len fos­sil-ato­ma­res Ener­gie­sys­tem, das die Markt­macht der gro­ßen Ener­gie­kon­zer­ne auf­recht­erhält. Die­se miss­brau­chen die Ener­gie­wen­de für ihre eige­nen wirt­schaft­li­chen Zwe­cke, um durch neu ent­ste­hen­de Abhän­gig­kei­ten die Strom­preis­ge­stal­tung wei­ter­hin maß­geb­lich zu beeinflussen.

Als Bür­ger­initia­ti­ven neh­men wir aus dem Wünsch-Dir-Was der Baye­ri­schen Lan­des­re­gie­rung Fol­gen­des mit: Die Behaup­tung, man kön­ne beim The­ma Strom­tras­sen von Lan­des­ebe­ne aus kei­nen Ein­fluss auf eine ver­fehl­te Pla­nung neh­men, weil neue Über­tra­gungstras­sen angeb­lich in Ber­lin ent­schie­den wer­den, ist hin­fäl­lig. Aller­dings soll­te die­ser Ein­fluss für die Bun­des­län­der nutz­brin­gend ein­ge­setzt wer­den: Wer sich Tras­sen wün­schen kann, kann sie auch verhindern.

Es ist uner­läss­lich, die vor­lie­gen­de, unfi­nan­zier­ba­re Strom­netz­pla­nung auf den Prüf­stand zu stel­len und für Strom­prei­se zu sor­gen, die den Wirt­schafts­stand­ort Deutsch­land nicht wei­ter gefährden.

Für die Bürgerinitiativen: 

Dör­te Hamann
Akti­ons­bünd­nis Trassengegner

Sebas­ti­an Locker
Akti­ons­bünd­nis Ultranet

Maria Quanz
Bun­des­ver­band gegen Sued­Link (BBgS)

 

 

 

 

Hier das Posi­ti­ons­pa­pier zum Download:

Posi­ti­ons­pa­pier Akti­ons­bünd­nis Tras­sen­geg­ner – War­um die Strom­kos­ten immer wei­ter steigen
Posi­ti­ons­pa­pier Strom­kos­ten Akti­ons­bünd­nis Trassengegner.pdf

 

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